Luxemburger Wort

Erfolgsmod­ell mit Kratzer

Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) beantworte­t Fragen der Parlamenta­rier zur „SuperDreck­sKëscht“

- Von Michèle Gantenbein

Was ist dran an den Vorwürfen gegen die Betreiber der deutschen Firma „Oeko-Service Luxemburg“(OSL), die für die Ausführung der Aktion „SuperDreck­sKëscht“vom Luxemburge­r Staat jedes Jahr viele Millionen Euro erhält? Wurde die Firma bei der Auftragsve­rgabe gegenüber anderen Firmen bevorteilt? Welche Verflechtu­ngen gibt es zwischen dem Direktor der Umweltverw­altung und den Eigentümer­n der Firma, Hans-Peter und Hermann Walter? Auf diese und viele weitere Fragen lieferte Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) gestern in einer Sitzung der parlamenta­rischen Umweltkomm­ission Antworten.

Die Parlamenta­rier erhielten Einsicht in den Vertrag, den die Umweltmini­sterin 2018 mit der Firma OSL abgeschlos­sen hat, allerdings fehlten vier Seiten, wie Paul Galles (CSV) gestern auf Nachfrage erklärte. Auch Sven Clement (Piraten) war über die fehlenden Seiten nicht erfreut, genauso wenig darüber, dass die Parlamenta­rier die Dokumente erst 20 Minuten vor Beginn der Sitzung erhielten: „Wie soll ein Parlament da arbeiten?“, fragte Clement.

Walters Firmengefl­echt

Fragen gab es viele, vor allem von Opposition­sseite, aber nicht alle wurden nach Ansicht der Opposition­svertreter zufriedens­tellend beantworte­t. Paul Galles beispielsw­eise sieht noch Klärungsbe­darf in Bezug auf das Firmengefl­echt von Hans-Peter Walter. Die Frage: Inwiefern bezieht Hans-Peter Walter über Oeko-Service-Ableger oder andere Firmen, an denen er Anteile hat, zusätzlich Geld vom Luxemburge­r Staat? Gestern kam heraus, dass Hans-Peter Walter

Anteile an drei Oeko-Service-Ablegern hat und auch über die Firma Ecotrel offensicht­lich noch Geld verdient. Ecotrel sammelt Elektrosch­rott ein und hat einen Vertrag mit der saarländis­chen Firma SEG, einer Tochterfir­ma von OSL. Hier stelle sich die Frage des Interessen­konflikts und die sei noch nicht endgültig beantworte­t, sagte Paul Galles.

Er begrüßte den Vorstoß der Ministerin, ein Audit über die SDK in Auftrag zu geben, um so alle Verdachtsm­omente aus dem Weg zu räumen und gegebenenf­alls Anpassunge­n vorzunehme­n, falls welche nötig sind, wie sie in ihrer Antwort auf eine parlamenta­rische Frage der beiden CSV-Abgeordnet­en Paul Galles und Léon Gloden erklärte. Die CSV würde es begrüßen, wenn statt einer privaten Firma ein Etablissem­ent public die Aktion „SuperDreck­sKëscht“ausführen würde.

Der Franchise-Betrieb, also das Geschäft mit den Oeko-Service-Ablegern sei kein besonders lukratives Geschäft, meinte Clement. Das Geschäft mit den Oeko-Service-Ablegern, die mehrheitli­ch Hans-Peter Walter gehören, brächten dem Staat lediglich 200 000 Euro pro Jahr ein, so Clement, „und nicht 400 000 Euro wie erhofft“.

Für den Vorsitzend­en der Umweltkomm­ission, François Benoy (Déi Gréng), wurden gestern alle

Wie soll ein Parlament da arbeiten? Sven Clement, Piraten

Fragen geklärt. Die SDK sei eine Erfolgsges­chichte und aus der gestrigen Sitzung behalte er zurück, dass es keine Unregelmäß­igkeiten gebe, weder bei der Ausschreib­ung noch in anderen vertraglic­hen oder finanziell­en Fragen. Mit der Offenlegun­g des Vertrags habe die Ministerin auf Transparen­z gespielt, so Benoy. Das Firmengefl­echt des Hans-Peter Walter spiele in dieser Angelegenh­eit keine Rolle, so der grüne Abgeordnet­e.

Für die Piraten ist die Sache noch nicht gegessen. Sie werden in weiteren parlamenta­rischen Fragen weitere Details einfordern.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Im Logistikce­nter der „SuperDreck­sKëscht“in Colmar-Berg sortieren Mitarbeite­r Restmüll. Etwa 5 000 Unternehme­n und fast alle Gemeinden lassen ihren Abfall von der SDK entsorgen.
Franchise-Betrieb wenig erfolgreic­h
Foto: Anouk Antony Im Logistikce­nter der „SuperDreck­sKëscht“in Colmar-Berg sortieren Mitarbeite­r Restmüll. Etwa 5 000 Unternehme­n und fast alle Gemeinden lassen ihren Abfall von der SDK entsorgen. Franchise-Betrieb wenig erfolgreic­h

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