Plansee übernimmt Mehrheit an Ceratizit
Gewerkschaften sorgen sich um Industriestandort Luxemburg
Der Luxemburger Hartmetall-Hersteller Ceratizit wird ab dem 1. März österreichisch, wenn die Plansee Group die Mehrheit an dem Unternehmen übernimmt. Derzeit hält die Gruppe mit Sitz in Reutte in Tirol bereits 50 Prozent der Anteile von Ceratizit.
„Wir wollen die Erfolgsgeschichte von Ceratizit weiterschreiben – als Mehrheitseigentümer noch schneller und noch nachhaltiger“, äußert sich Karlheinz Wex, Vorstandssprecher der Plansee Group, in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung zu dem Deal. Die Transaktion sei die größte in der Unternehmensgeschichte. Über den Umfang der übernommenen Anteile und finanzielle Details wurde Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion erfolgt unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörden. Die Plansee Group hält Optionen, die restlichen Anteile an Ceratizit innerhalb der nächsten Jahre zu erwerben.
Erhoffte Synergieeffekte
„Unser Ziel ist es, eine vollständig integrierte Unternehmensgruppe für die Herstellung und Verarbeitung der Werkstoffe Molybdän und Wolfram zu schaffen“, sagt Karlheinz Wex. Synergiepotenziale sehe die Plansee Group in der Wolfram-Rohstoffversorgung, in der engen Zusammenarbeit bei Digitalisierungsprojekten und in den Servicebereichen, schreibt das Unternehmen. Details dazu würden in den kommenden Monaten erarbeitet.
Bei den Gewerkschaften sorgt die Ankündigung indes für Unruhe. Die Nachricht komme nicht einmal eine Woche, nachdem der Staat verkündet hat, dass er seine Anteile von Paul Wurth verkauft, schreibt der LCGB in einer Pressemitteilung. „Der LCGB ist zutiefst besorgt über die Zukunft der Industrietätigkeit im Großherzogtum”, so die Gewerkschaft.
Im Fall Ceratizit fordert der LCGB ein dringendes Treffen mit der Geschäftsleitung, um die Gründe für die Entscheidung zu diskutieren und um sich dafür einzusetzen, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Luxemburg hat. Auch der OGBL fordert, dass keiner der etwa 150 Mitarbeiter der Gruppe seine Arbeit verliert.
Ceratizit ist im Jahre 2002 nach der Fusion des österreichischen Unternehmens PlanseeTizit mit dem Luxemburger Unternehmen Cerametal entstanden. Das Hartmetall des Unternehmens wird vor allem in Produkten verwendet, die hoch beansprucht werden. Das reicht von der Ziegelindustrie, Medizintechnik,
Kunststoffindustrie, Maschinenbauern oder Glasproduzenten, Recycling- und Lebensmittelbranche bis hin zur Öl- und Gasindustrie. Das Vorläuferunternehmen Cerametal wurde 1931 in Bereldingen gegründet. Zu den bekanntesten Produkten der Firma zählten zunächst Tintenkügelchen für Kugelschreiber.
Seitdem hat sich das Unternehmen durch Zukäufe in der Branche stark vergrößert und verfügt heute über Werke in Luxemburg, China und den USA. Inzwischen ist Ceratizit der viertgrößte Hartmetallhersteller weltweit.
Der LCGB ist besorgt über die Zukunft der Industrietätigkeit in Luxemburg. LCGB