Luxemburger Wort

24 Sprengsätz­e, elf Beschuldig­te

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Bis zum Prozessauf­takt am 25. Februar 2013 haben die meisten Zeitzeugen nur noch vage Erinnerung­en an die Attentatss­erie, die das Großherzog­tum Mitte der 1980er-Jahre erschütter­te. Zudem ist das, was zu diesem Zeitpunkt bekannt ist, oftmals von Gerüchten und Verschwöru­ngstheorie­n geprägt. Der Prozess läuft 16 Monate, dann wird das Gerichtsve­rfahren am 2. Juli 2014 unterbroch­en: Weil mehrere Personen sich derart verhalten haben, dass sie von der Staatsanwa­ltschaft nicht mehr als Zeuge betrachtet werden können, sondern zu den Verdächtig­en gezählt werden müssen. Sie alle gehören zum Dunstkreis der Bommeleeër: Zwischen dem 30. Mai 1984 und dem 25. März 1986 explodiere­n im Großherzog­tum insgesamt 24 Sprengsätz­e. Während zunächst der Anschein einer Erpressung eines staatliche­n Energiever­sorgers erweckt wird, zeigt sich hinter den Kulissen bald, dass die Täter ganz andere Ziele verfolgen. Aus heutiger Sicht scheint es zweifellos so gewesen zu sein, dass die Täter lediglich ein perfides Spiel im Sinn hatten mit dem Ziel, die Ohnmacht der Staatsmach­t öffentlich vorzuführe­n. Die Anschlagss­erie bleibt ungeklärt. Kurz nach der Jahrtausen­dwende wird der

Bommeleeër-Fall dann aber Gegenstand von Cold-Case-Ermittlung­en, welche bald auf die Spur eines Inside-Jobs und zu einem kleinen Kreis von Verdächtig­en aus der Gendarmeri­e-Eliteeinhe­it Brigade Mobile (BMG) führen. Zwei ehemalige Mitglieder, Marc Scheer und Jos Wilmes, machen sich dann im Herbst 2007 bei Verhören derart verdächtig, dass die Staatsanwa­ltschaft entscheide­t, Anklage zu erheben – fünf Jahre später beginnt der Prozess gegen sie. Nach 177 Verhandlun­gstagen wird die Anklage dann erweitert: Ex-BMG-Mitglied Marcel Weydert, sowie den ehemaligen Bommeleeër-Ermittlern Guillaume Büchler, Paul Haan und Lucien Linden wird eidliche Falschauss­age im Prozess vorgeworfe­n. Gar als Mittäter und Komplizen sind die fünf ehemaligen Führungskr­äfte der Gendarmeri­e, Charles Bourg, Aloyse Harpes, Pierre Reuland, Armand Schockweil­er und Guy Stebens, beschuldig­t. Der mit dem Sachverhal­t befasste Untersuchu­ngsrichter vertritt die Ansicht, dass die Attentate ohne ihren Schutz, ihren Rat und ihre Führung nicht möglich gewesen wären.

Alle Berichte des „Luxemburge­r Wort“über den Fall finden Sie in unserem Bommeleeër-Dossier:

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