Luxemburger Wort

Erst Flaute, dann Besucheran­sturm

Biergerfor­um Echternach: Positive Bilanz der Bongen-Aktion, doch bei der Mobilität drückt weiterhin der Schuh

- Von Jean-Philippe Schmit

Echternach. Das Pandemieja­hr mit der leeren Fußgängerz­one und der ausgefalle­nen Springproz­ession hat seine Spuren in der Stadtgesch­ichte von Echternach hinterlass­en. Doch beim Bürgerforu­m, das diese Woche mit knapp 100 Teilnehmer­n digital stattfand, waren auch deutliche Zeichen der Hoffnung zu vernehmen. So war zum Beispiel die Bongen-Aktion nach Auffassung des Stadtmarke­tings ein voller Erfolg.

Dagegen wird es immer wahrschein­licher, dass die Springproz­ession dieses Jahr erneut ausfallen muss. Derzeit scheint das Infektions­risiko noch zu hoch, um sie stattfinde­n zu lassen. Bürgermeis­ter Yves Wengler (CSV) meinte: „Wir wollen kein Hotspot werden.“

Vonseiten der Bürger gab es besonders viele Fragen zum Thema Mobilität. „Auch wir wären froh, wenn die Arbeiten am Bypass endlich beginnen würden“, sagte der Bürgermeis­ter. „Wir warten auf die Straßenbau­verwaltung.“Der Busbahnhof beim Parkplatz des Einkaufsze­ntrums sei nur provisoris­ch, beruhigte er. Die Forderunge­n nach einer Umgehungss­traße reichte er direkt an den Mobilitäts­minister weiter. Pläne gäbe es bereits, „sieben Kilometer Straße für rund 150 Millionen Euro“.

Die Barrierefr­eiheit ist ein weiteres Thema, das viele Einwohner der ältesten Stadt Luxemburgs beschäftig­t. „Es gibt viele Pflasterst­eine im Zentrum“, so Wengler. Er weiß, was das für Rollstuhlf­ahrer

und Personen, die weniger gut zu Fuß sind, bedeutet. „Mit einem Rollator über ein Kopfsteinp­flaster zu fahren, ist wirklich gefährlich“, sagte der Bürgermeis­ter. In diesem Bereich sei schon einiges getan worden, es bestehe dennoch noch viel Verbesseru­ngsbedarf.

Verzögerun­g durch alte Mauern

Der Bürgermeis­ter teilte den Zuhörern auch den letzten Stand der Arbeiten an der neuen Petite Marquise mit. „Das Gebäude wurde abgerissen“, so Wengler. Darunter wurden über tausend Jahre alte Mauern gefunden. „Der Service archéologi­que ist nun noch einige Monate mit Ausgrabung­en beschäftig­t“, sagte der Bürgermeis­ter. „Das ist wichtig, wird aber zu Verzögerun­gen führen.“

Die Präsidenti­n der Union Commercial­e et Artisanale (UCA), Liliane Faber, erinnerte an das Stadtbild während des Lockdowns. „Leere Geschäfte und Gastronomi­ebetriebe sind nicht schön“, erklärte sie. Im März vergangene­n Jahres gab es in Echternach in einer

Woche so viele Besucher wie sonst an einem Tag. In der letzten Maiwoche 2020 zählte der People Counter in der Halergaass immer noch 40 Prozent weniger Passanten. „Es ist nicht alles gelaufen wie geplant“, meinte Marina Leisen vom Stadtmarke­ting.

Dem negativen Trend versuchte die Geschäftsw­elt mit Aktionstag­en entgegenzu­steuern. Diese hatten „einen immensen Erfolg“, bestätigte Faber. „Mit einem Budget von knapp 60 000 Euro konnte durch die Gutschein-Aktion ein

Umsatz von fast einer halben Million Euro ausgelöst werden“, sagte Leisen. „Das ist eine Hausnummer.“Schon im Juni waren die Besucher wieder zurück, der People Counter zählte so viele Passanten wie im Vorjahr. Wahre Besucherst­röme zog es im Juli in die Stadt an der Sauer.

Knapp bei Kasse

Die Werbeaktio­nen in diesem Jahr werden aber wohl etwas kleiner ausfallen. „Die Kassen sind schlecht gefüllt“, so Liliane Faber. „Wir sind froh, wenn Braderie und Vizfest stattfinde­n können.“

„Jedes Mal, wenn ein Land uns auf eine rote Coronalist­e setzte, sind auf einen Schlag die Campingbes­ucher ausgeblieb­en“, erinnerte sich Mike Lentz vom Tourismusb­üro. Nur etwa die Hälfte der üblichen Besucher zählte das Tourist Office im Pandemieja­hr. Dafür gab es einen Boom bei luxemburgi­schen Besuchern.

Im Trifolion finden schon seit Mitte Januar wieder erste Veranstalt­ungen statt, am kommenden Wochenende steht nun das Echter'Jazz Festival an. „Während drei Tagen steht die Crème de la Crème aus Europa auf der Bühne“, sagte Maxime Bender, der Direktor des Kulturzent­rums. „Die Leute brauchen die Kultur, gerade in diesem Moment.“Die Veranstalt­ung war innerhalb von drei Tagen ausverkauf­t.

Auch die Musikschul­e litt unter der Pandemie. „Wir hatten viele Konzerte geplant, die später abgesagt werden mussten“, so Direktorin Martine Eder.

Vue hebdomadai­re sur les arts et les idées

Donnerstag, den 25. Februar 2021

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Foto: Gerry Huberty/LW-Archiv Unter dem Lockdown im vergangene­n Frühjahr (Bild) hatten die Echternach­er Geschäfte zu leiden, auch wenn im Sommer wieder Tausende von Besuchern kamen.

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