Erst Flaute, dann Besucheransturm
Biergerforum Echternach: Positive Bilanz der Bongen-Aktion, doch bei der Mobilität drückt weiterhin der Schuh
Echternach. Das Pandemiejahr mit der leeren Fußgängerzone und der ausgefallenen Springprozession hat seine Spuren in der Stadtgeschichte von Echternach hinterlassen. Doch beim Bürgerforum, das diese Woche mit knapp 100 Teilnehmern digital stattfand, waren auch deutliche Zeichen der Hoffnung zu vernehmen. So war zum Beispiel die Bongen-Aktion nach Auffassung des Stadtmarketings ein voller Erfolg.
Dagegen wird es immer wahrscheinlicher, dass die Springprozession dieses Jahr erneut ausfallen muss. Derzeit scheint das Infektionsrisiko noch zu hoch, um sie stattfinden zu lassen. Bürgermeister Yves Wengler (CSV) meinte: „Wir wollen kein Hotspot werden.“
Vonseiten der Bürger gab es besonders viele Fragen zum Thema Mobilität. „Auch wir wären froh, wenn die Arbeiten am Bypass endlich beginnen würden“, sagte der Bürgermeister. „Wir warten auf die Straßenbauverwaltung.“Der Busbahnhof beim Parkplatz des Einkaufszentrums sei nur provisorisch, beruhigte er. Die Forderungen nach einer Umgehungsstraße reichte er direkt an den Mobilitätsminister weiter. Pläne gäbe es bereits, „sieben Kilometer Straße für rund 150 Millionen Euro“.
Die Barrierefreiheit ist ein weiteres Thema, das viele Einwohner der ältesten Stadt Luxemburgs beschäftigt. „Es gibt viele Pflastersteine im Zentrum“, so Wengler. Er weiß, was das für Rollstuhlfahrer
und Personen, die weniger gut zu Fuß sind, bedeutet. „Mit einem Rollator über ein Kopfsteinpflaster zu fahren, ist wirklich gefährlich“, sagte der Bürgermeister. In diesem Bereich sei schon einiges getan worden, es bestehe dennoch noch viel Verbesserungsbedarf.
Verzögerung durch alte Mauern
Der Bürgermeister teilte den Zuhörern auch den letzten Stand der Arbeiten an der neuen Petite Marquise mit. „Das Gebäude wurde abgerissen“, so Wengler. Darunter wurden über tausend Jahre alte Mauern gefunden. „Der Service archéologique ist nun noch einige Monate mit Ausgrabungen beschäftigt“, sagte der Bürgermeister. „Das ist wichtig, wird aber zu Verzögerungen führen.“
Die Präsidentin der Union Commerciale et Artisanale (UCA), Liliane Faber, erinnerte an das Stadtbild während des Lockdowns. „Leere Geschäfte und Gastronomiebetriebe sind nicht schön“, erklärte sie. Im März vergangenen Jahres gab es in Echternach in einer
Woche so viele Besucher wie sonst an einem Tag. In der letzten Maiwoche 2020 zählte der People Counter in der Halergaass immer noch 40 Prozent weniger Passanten. „Es ist nicht alles gelaufen wie geplant“, meinte Marina Leisen vom Stadtmarketing.
Dem negativen Trend versuchte die Geschäftswelt mit Aktionstagen entgegenzusteuern. Diese hatten „einen immensen Erfolg“, bestätigte Faber. „Mit einem Budget von knapp 60 000 Euro konnte durch die Gutschein-Aktion ein
Umsatz von fast einer halben Million Euro ausgelöst werden“, sagte Leisen. „Das ist eine Hausnummer.“Schon im Juni waren die Besucher wieder zurück, der People Counter zählte so viele Passanten wie im Vorjahr. Wahre Besucherströme zog es im Juli in die Stadt an der Sauer.
Knapp bei Kasse
Die Werbeaktionen in diesem Jahr werden aber wohl etwas kleiner ausfallen. „Die Kassen sind schlecht gefüllt“, so Liliane Faber. „Wir sind froh, wenn Braderie und Vizfest stattfinden können.“
„Jedes Mal, wenn ein Land uns auf eine rote Coronaliste setzte, sind auf einen Schlag die Campingbesucher ausgeblieben“, erinnerte sich Mike Lentz vom Tourismusbüro. Nur etwa die Hälfte der üblichen Besucher zählte das Tourist Office im Pandemiejahr. Dafür gab es einen Boom bei luxemburgischen Besuchern.
Im Trifolion finden schon seit Mitte Januar wieder erste Veranstaltungen statt, am kommenden Wochenende steht nun das Echter'Jazz Festival an. „Während drei Tagen steht die Crème de la Crème aus Europa auf der Bühne“, sagte Maxime Bender, der Direktor des Kulturzentrums. „Die Leute brauchen die Kultur, gerade in diesem Moment.“Die Veranstaltung war innerhalb von drei Tagen ausverkauft.
Auch die Musikschule litt unter der Pandemie. „Wir hatten viele Konzerte geplant, die später abgesagt werden mussten“, so Direktorin Martine Eder.
Vue hebdomadaire sur les arts et les idées
Donnerstag, den 25. Februar 2021