Luxemburger Wort

Schneller impfen, mehr testen

CSV fordert Existrateg­ie und eine Debatte über die Zeit nach Corona

- Von Michèle Gantenbein

Die CSV forderte gestern im Rahmen einer Pressekonf­erenz eine Exitstrate­gie – Kernelemen­te sind Impfungen und Schnelltes­ts. „Wir brauchen eine effiziente Logistik, damit wir schneller impfen können“, sagte Fraktionsc­hefin Martine Hansen. Dazu kommt eine transparen­te Verteilung des Impfstoffs, um Missbrauch und Vorteilnah­me zu verhindern. Des Weiteren müssten die Hausärzte enger eingebunde­n werden und ältere Menschen impfen, die nicht in der Lage sind, ein Impfzentru­m aufzusuche­n.

Mehr Freiheiten für Geimpfte?

Die CSV ist dagegen, zum jetzigen Zeitpunkt Geimpften mehr Freiheiten zuzugesteh­en als Nicht-Geimpften, „weil noch nicht alle die Möglichkei­t hatten, sich impfen zu lassen“. Allerdings brauche es eine Debatte über mehr Freiheiten mit Blick auf einen späteren Zeitpunkt, wenn die Impfquote höher ist. „Dann muss eine Mischung aus Impfen und Testen es erlauben, unsere Gesellscha­ft zu öffnen und unsere Wirtschaft wieder ins Rollen zu bringen“. Diese Fragen müssten jetzt diskutiert werden – politisch, aber auch juristisch, „weil sich die Frage stellt, wie lange man geimpften Personen Freiheiten vorenthalt­en kann, wenn ein Großteil der Bevölkerun­g geimpft ist“.

Neben den Impfungen spielen die Schnelltes­ts eine Schlüsselr­olle. „Ohne Schnelltes­ts kann es keine intelligen­te Öffnungsst­rategie geben“, sagte Hansen. Die CSV forderte die Regierung auf, einen Plan zur Verteilung und zum Einsatz von Schnell- und Selbsttest­s und den damit einhergehe­nden Lockerunge­n auszuarbei­ten. Hansen mahnte dazu, sofort massiv Schnelltes­ts einzukaufe­n, bevor sie vergriffen sind. Des Weiteren sollten jedem Bürger pro Woche zwei kostenlose Schnelltes­ts zur Verfügung gestellt werden.

Bei den Null-bis 19-Jährigen ist die Infektions­quote derzeit überdurchs­chnittlich hoch. Deshalb fordert die CSV den sofortigen Einsatz von Schnelltes­ts in den Schulen und Betreuungs­strukturen.

Claude Wiseler meinte angesichts steigender Infektions­zahlen, dass die Maßnahmen in den Schulen nicht reichen würden. Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) hatte zusätzlich­e Maßnahmen in Aussicht gestellt, sollte die Situation sich verschärfe­n. Wiseler ist der Ansicht, dass diese Maßnahmen – Alternativ­unterricht in den unteren Sekundarsc­hulklassen, Präsenzunt­erricht nur vormittags, zeitverset­zter Unterricht­sbeginn, Luftreinig­er in den Klassen – längst hätten umgesetzt werden müssen. Nachholbed­arf sieht der CSV-Abgeordnet­e auch beim Homeschool­ing, das schon vor Monaten besser hätte vorbereite­t werden müssen, „damit auch Schüler aus benachteil­igten Familien guten Heimunterr­icht machen können. Wir sehen da überhaupt keinen Fortschrit­t“, so Wiseler.

Legalität der Maßnahmen

Die Einschränk­ungen, die die Regierung vornimmt, müssen vier Kriterien erfüllen. Sie müssen legal, notwendig, verhältnis­mäßig und sie dürfen nicht diskrimini­erend sein. Bei den Maßnahmen, die im Bildungswe­sen ergriffen werden, stellt sich Wiseler zufolge ganz klar die Frage der Legalität.

Etliche Maßnahmen, die in der Schule umgesetzt werden, haben nach Wiselers Dafürhalte­n keine gesetzlich­e Basis, wie es die Verfassung vorschreib­t. „Viele Entscheidu­ngen werden auf Basis von

Rundschrei­ben oder ministerie­llen Anweisunge­n getroffen, deren gesetzlich­e Basis wir nicht finden können“. Zwar sei man mit den Maßnahmen einverstan­den, „dennoch muss die gesetzlich­e Basis überprüft werden“.

Beispiel Maskenpfli­cht

Als Beispiel nannte Wiseler die im Covid-Gesetz verankerte Maskenpfli­cht. Die Schulen sind von der Regelung ausgenomme­n. „Jetzt hat der Minister die Maskenpfli­cht in den Schulen eingeführt, aber ohne legale Basis“, so Wiseler. Ähnlich verhalte es sich mit der im Stufenplan vorgesehen­en Schließung von Betreuungs­strukturen oder noch dem Verbot von Sportaktiv­itäten für Kinder unter 13 Jahren, wenn der Präsenzunt­erricht aufgehoben wird.

Problemati­sch ist in den Augen des CSV-Abgeordnet­en auch der Artikel im Covid-Gesetz zu den Quarantäne­n und Isolierung­en. Der Artikel existiert Wiseler zufolge seit sieben Monaten und sieht keine Ausnahme für die Schulen vor. Jetzt wendet der Bildungsmi­nister den Artikel in den Schulen an und fordert von den Schülern einen negativen Test, bevor sie wieder zum Unterricht erscheinen. Nach Ansicht der CSV hätte das seit sieben Monaten so gemacht werden müssen. „Dass das erst jetzt so gehandhabt wird, ist aus rechtsstaa­tlicher Sicht sehr problemati­sch“, so Wiseler.

Die schulische­n Regeln stehen nach Ansicht der CSV auf wackeligen Füßen und seien deshalb juristisch leichter angreifbar. In einer nächsten Sitzung der parlamenta­rischen Bildungsko­mmission will die CSV über die Legalität der schulische­n Covid-Maßnahmen diskutiere­n.

Not tut nach Ansicht der größten Opposition­spartei auch eine Debatte über die Zeit nach Corona als Basis für das künftige Pandemiege­setz sowie eine Debatte über das künftige Wirtschaft­smodell. Eine Orientieru­ngsdebatte soll hier Klarheit bringen.

Jetzt hat der Minister die Maskenpfli­cht in den Schulen eingeführt, aber ohne gesetzlich­e Basis. Claude Wiseler

 ?? Foto: Chris Karaba ?? CSV-Fraktionsc­hefin Martine Hansen und der Abgeordnet­e Claude Wiseler fordern einen Stufenplan zur schrittwei­sen Öffnung der Wirtschaft und des restlichen öffentlich­en Lebens.
Foto: Chris Karaba CSV-Fraktionsc­hefin Martine Hansen und der Abgeordnet­e Claude Wiseler fordern einen Stufenplan zur schrittwei­sen Öffnung der Wirtschaft und des restlichen öffentlich­en Lebens.

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