Der Tanz um den güldenen Trump
Der Auftritt des früheren US-Präsidenten bei der CPAC-Konferenz gerät zu einer Demonstration der Macht
Sie tanzen nicht um das goldene Kalb, sondern eine güldene Statue, die ihren geliebten Führer in Sternenbanner-Badezeug und Flip-Flops zeigt. Ironischerweise stammt die Figur aus Mexiko und wird von Leuten verehrt, die sich für bibelfest halten. Der Reigen um den „goldenen Donald Trump” auf der jährlichen „Conservative Political Action Conference” (CPAC) geriet zum Sinnbild einer Partei, die sich einstmals für ihre Ideen rühmte und sich in den vergangenen Jahren zu einem Personenkult verwandelt hat.
Eine Abstimmung unter den Teilnehmern machte eine Zustimmungsquote von 97 Prozent für Trump und ungefähr so viel zu dessen Politik aus. Statt einer Analyse der Ursachen für die Wahlniederlage am 3. November stilisieren sich die Republikaner als Opfer. „Sie werden Euch verfolgen, sie werden Eure Familien verfolgen und Eure Arbeitgeber”, klagt der republikanische Abgeordnete Jim Jordan. Am meisten hätten die Linken es auf Trump abgesehen.
Der politische Götzendienst gipfelt in dem dramatischen Einzug des Opferlamms zu „God Bless The USA” in den Saal. Gefolgt von einer 90-minütigen Rede Trumps zum Abschluss der dreitägigen CPACKonferenz in Orlando. Dort ließ sich der mit sieben Millionen Stimmen weniger in einem Erdrutsch abgewählte „Amerika-First”-Präsident wie ein Messias feiern. „Wir lieben dich! Wir lieben dich!”, skandieren die Konservativen, die knapp vier Monate nach der Abwahl und fünf Wochen nach dem Auszug Trumps aus dem Weißen Haus Entzugserscheinungen zeigen.
Das liegt auch an dem TwitterBann und der Sperre auf anderen Kanälen, die es ungewohnt ruhig um den in seiner Villa auf dem Anwesen Mar-a-Lago im Süden Floridas
verschanzten Ex-Präsidenten werden ließen. „Vermisst Ihr mich schon?” stimmte Trump die Menge ein, als er die Bühne des großen Ballsaals des Hyatt Regency im Herzen seines neuen Heimatstaats betrat. Ein glatter Tabubruch in der amerikanischen Politik, in der von Ex-Präsidenten öffentliche Zurückhaltung erwartet wird. George W. Bush stellte dieselbe Frage im Februar 2010 – zwei Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus.
Bush Junior würde bei den CPAC-Festspielen heute niemand mehr zujubeln. Statt Interventionismus frönen die US-Konservativen dem Isolationismus. Freihandel wich Protektionismus und die einstmals angestrebte Öffnung der Partei gegenüber neuen Wählergruppen
ersetzten die Republikaner mit einem unverblümten Chauvinismus, der Hetze gegen Minderheiten zum guten Ton erklärt.
„Jeder einzelne Teilnehmer ist ein Proud Boy”, bejubelt vor dem Hotel der Führer der rechtsradikalen Schlägertruppe, Enrique Tarrio, die Annäherung der Trump-Fans an den extremen Rand. Während deren abgewählter Präsident drinnen in Endlosschleife seine Lügen von dem angeblichen Wahlbetrug wiederholt und den gescheiterten Mob-Coup vom 6. Januar verharmlost.
Keine neue Partei
Viel Neues hat Trump nicht zu sagen. In den eineinhalb Stunden wärmt er seine „Best-ofs” aus den vergangenen Wahlkämpfen auf und bezeichnet Joe Bidens ersten Monat im Amt als „desaströs”. Sein Auftritt ist als Demonstration seines Machtanspruchs gedacht. „Wir haben die Republikanische Partei”, gelobt Trump keine dritte Partei zu gründen. Stattdessen kündigt er eine politische Säuberung der Republikaner von Politikern an, die für seine Amtsenthebung gestimmt haben.
Ob er selber 2024 noch einmal antreten wird, ließ Trump offen. „Einem Republikaner wird 2024 die triumphale Rückkehr ins Weiße Haus gelingen”, spielte er mit der Fantasie seiner Zuhörer. Die „Bewegung” habe gerade erst begonnen. „Ich frage mich, wer das sein wird? Wer, wer, wer?“Aus dem Saal schallte es zurück: „Trump, Trump”.