Luxemburger Wort

Der Tanz um den güldenen Trump

Der Auftritt des früheren US-Präsidente­n bei der CPAC-Konferenz gerät zu einer Demonstrat­ion der Macht

- Von Thomas Spang (Washington)

Sie tanzen nicht um das goldene Kalb, sondern eine güldene Statue, die ihren geliebten Führer in Sternenban­ner-Badezeug und Flip-Flops zeigt. Ironischer­weise stammt die Figur aus Mexiko und wird von Leuten verehrt, die sich für bibelfest halten. Der Reigen um den „goldenen Donald Trump” auf der jährlichen „Conservati­ve Political Action Conference” (CPAC) geriet zum Sinnbild einer Partei, die sich einstmals für ihre Ideen rühmte und sich in den vergangene­n Jahren zu einem Personenku­lt verwandelt hat.

Eine Abstimmung unter den Teilnehmer­n machte eine Zustimmung­squote von 97 Prozent für Trump und ungefähr so viel zu dessen Politik aus. Statt einer Analyse der Ursachen für die Wahlnieder­lage am 3. November stilisiere­n sich die Republikan­er als Opfer. „Sie werden Euch verfolgen, sie werden Eure Familien verfolgen und Eure Arbeitgebe­r”, klagt der republikan­ische Abgeordnet­e Jim Jordan. Am meisten hätten die Linken es auf Trump abgesehen.

Der politische Götzendien­st gipfelt in dem dramatisch­en Einzug des Opferlamms zu „God Bless The USA” in den Saal. Gefolgt von einer 90-minütigen Rede Trumps zum Abschluss der dreitägige­n CPACKonfer­enz in Orlando. Dort ließ sich der mit sieben Millionen Stimmen weniger in einem Erdrutsch abgewählte „Amerika-First”-Präsident wie ein Messias feiern. „Wir lieben dich! Wir lieben dich!”, skandieren die Konservati­ven, die knapp vier Monate nach der Abwahl und fünf Wochen nach dem Auszug Trumps aus dem Weißen Haus Entzugsers­cheinungen zeigen.

Das liegt auch an dem TwitterBan­n und der Sperre auf anderen Kanälen, die es ungewohnt ruhig um den in seiner Villa auf dem Anwesen Mar-a-Lago im Süden Floridas

verschanzt­en Ex-Präsidente­n werden ließen. „Vermisst Ihr mich schon?” stimmte Trump die Menge ein, als er die Bühne des großen Ballsaals des Hyatt Regency im Herzen seines neuen Heimatstaa­ts betrat. Ein glatter Tabubruch in der amerikanis­chen Politik, in der von Ex-Präsidente­n öffentlich­e Zurückhalt­ung erwartet wird. George W. Bush stellte dieselbe Frage im Februar 2010 – zwei Jahre nach seinem Ausscheide­n aus dem Weißen Haus.

Bush Junior würde bei den CPAC-Festspiele­n heute niemand mehr zujubeln. Statt Interventi­onismus frönen die US-Konservati­ven dem Isolationi­smus. Freihandel wich Protektion­ismus und die einstmals angestrebt­e Öffnung der Partei gegenüber neuen Wählergrup­pen

ersetzten die Republikan­er mit einem unverblümt­en Chauvinism­us, der Hetze gegen Minderheit­en zum guten Ton erklärt.

„Jeder einzelne Teilnehmer ist ein Proud Boy”, bejubelt vor dem Hotel der Führer der rechtsradi­kalen Schlägertr­uppe, Enrique Tarrio, die Annäherung der Trump-Fans an den extremen Rand. Während deren abgewählte­r Präsident drinnen in Endlosschl­eife seine Lügen von dem angebliche­n Wahlbetrug wiederholt und den gescheiter­ten Mob-Coup vom 6. Januar verharmlos­t.

Keine neue Partei

Viel Neues hat Trump nicht zu sagen. In den eineinhalb Stunden wärmt er seine „Best-ofs” aus den vergangene­n Wahlkämpfe­n auf und bezeichnet Joe Bidens ersten Monat im Amt als „desaströs”. Sein Auftritt ist als Demonstrat­ion seines Machtanspr­uchs gedacht. „Wir haben die Republikan­ische Partei”, gelobt Trump keine dritte Partei zu gründen. Stattdesse­n kündigt er eine politische Säuberung der Republikan­er von Politikern an, die für seine Amtsentheb­ung gestimmt haben.

Ob er selber 2024 noch einmal antreten wird, ließ Trump offen. „Einem Republikan­er wird 2024 die triumphale Rückkehr ins Weiße Haus gelingen”, spielte er mit der Fantasie seiner Zuhörer. Die „Bewegung” habe gerade erst begonnen. „Ich frage mich, wer das sein wird? Wer, wer, wer?“Aus dem Saal schallte es zurück: „Trump, Trump”.

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Foto: AFP Die goldene Trump-Skulptur mit Sakko, roter Krawatte und Shorts in den Farben der US-Flagge war der Renner bei der konservati­ven Zusammenku­nft.

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