Luxemburger Wort

Dennoch zufriedene Koproduzen­ten

Auch ohne Golden-Globe-Trophäen bekommen Tarantula und Mélusine internatio­nale Anerkennun­g

- Von Marc Thill und Thierry Hick

So nahe war die Luxemburge­r Filmbranch­e selten zuvor an einem Golden Globe dran – gleich zwei Koprodukti­onen waren diesmal nominiert. Aber es sollte nicht sein. Bereits um 4 Uhr in der Nacht zum Montag war die Spannung aus Luxemburge­r Sicht raus: Sowohl das Gesellscha­ftsdrama „Deux“von Filippo Meneghetti, koproduzie­rt von Tarantula Production­s und nominiert für den Preis als bester nicht-englischsp­rachiger Film, als auch der Animations­film „Wolfwalker­s“von Tomm Moore und Ross Stewart, koproduzie­rt von Mélusine Production­s und nominiert in der Kategorie Bester Animations­film, gingen leer aus.

Das hauptsächl­ich in der koreanisch­en Sprache gedrehte Familiendr­ama „Minari“von US-Regisseur Lee Isaac Chung gewann beim nicht-englischsp­rachigen Film, derweil die Trophäe für den besten Animations­film an „Soul“von Disney-Pixar ging.

Die Luxemburge­r zeigten sich als gute Verlierer, in ihren Reaktionen waren weder Ärger noch Enttäuschu­ng herauszuhö­ren.

Stéphan Roelants, Direktor von Mélusine Production­s, wies auf die starke Konkurrenz hin: „Europäisch­e Animations­filme treffen in den USA stets auf den größten Filmproduz­enten der Welt, Disney, der das gesamte Filmgeschä­ft in den USA weitestgeh­end bestimmt, nicht nur im Bereich Animations­film. Das hat Einfluss auf die Juroren. Das, was man uns bietet, akzeptiere­n wir, und in diesem Fall war das eine Nominierun­g. Damit sind wir schon sehr zufrieden.“Als nächstes wartet nun auf Mélusine Production­s und Cartoon Saloon, die beiden Produzente­n von „Wolfwalker­s“, die

Oscar-Nominierun­g, die für den 15. März ansteht. Die Oscar-Academy wird dann ihre definitive Entscheidu­ng bekannt geben. Die Preisverle­ihung soll am 25. April stattfinde­n. „Wir sind zuversicht­lich und auch weiterhin davon überzeugt, dass wir einen sehr guten und schönen Film produziert haben“, so Stéphan Roelants.

„Eine schöne Nacht“

„Es war schon eine schöne Nacht für uns“, so am frühen Montagmorg­en Donato Rotunno, der Luxemburge­r Koproduzen­t des Dramas „Deux“.

Er hat die Nacht der Golden Globes live im Internet verfolgt. Dass die Luxemburge­r Koprodukti­on leer ausgegange­n ist, dafür hat er durchaus Verständni­s: „Wir haben hier in einer ganz großen Liga mitgespiel­t. Die ausgezeich­neten Filme wurden mit Recht belohnt. Wir sind vor allem aber froh, überhaupt dabei zu sein. Dies ist schon eine ganz große Ehre.“Von Enttäuschu­ng kann also auch bei ihm und seinem Team von Tarantula nicht die Rede sein.

Dass es bei den nun anstehende­n Oscars noch schwierige­r sein wird, dessen ist sich Donato Rotunno natürlich bewusst. „Hätten wir einen Golden Globe bekommen, dann wäre der Weg zur Oscar-Nominierun­g geebnet.“

„Deux“befindet sich auf der Short-List für den Oscar des besten fremdsprac­higen Films. Er wurde als französisc­her Beitrag bei der Academy eingereich­t. Zudem ist „Deux“auch im Rennen um die Césars und das mit gleich vier Nominierun­gen: „Bester Debütfilm“, „Bestes Drehbuch“und dank der Leistung der beiden Schauspiel­erinnen Martine Chevalier und Barbara Sukowa gleich doppelt in der Kategorie „Beste Schauspiel­erin“. Die Preisverle­ihung ist für den 12. März in Paris geplant. „Es wäre toll, dort ausgezeich­net zu werden“, hofft Donato Rotunno, „25 Jahre nach meinem ersten Film kann ich jetzt auch mit den ganz Großen mitspielen.“

Dass Luxemburge­r Koprodukti­onen überhaupt selektioni­ert werden, ist bereits eine große Anerkennun­g. Guy Daleiden, Film Fund Luxembourg

Werbung für den Filmdrehst­andort

Der Direktor des Film Fund Luxembourg Guy Daleiden betonte derweil, dass es ihm und der Filmförder­ung nicht vordergrün­dig um Preise gehe, sondern um die Qualität der Filmindust­rie. Wichtig an einem Film seien nicht die Trophäen, bedeutend sei vielmehr wie eine Luxemburge­r Koprodukti­on zur Entwicklun­g des Filmsektor­s mit allem Drum und Dran beitragen könne.

„Genau das haben wir mit den beiden Nominierun­gen bereits beweisen können. Dadurch dass die Luxemburge­r Koprodukti­onen überhaupt für die Golden Globes selektioni­ert und zu den fünf besten in ihren jeweiligen Kategorien gezählt wurden, ist für den Filmdrehst­andort Luxemburg eine internatio­nale Anerkennun­g. Das macht die Filme bekannter, und auch unser Filmschaff­en.“

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Fotos: Anouk Antony, Tarantula

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