Luxemburger Wort

Warten auf Lösungen

Laut einer Umfrage ist das Sicherheit­sgefühl im Bahnhofsvi­ertel schlecht

- Von David Thinnes

Luxemburg. Das Sicherheit­sgefühl der Einwohner im Bahnhofsvi­ertel ist nicht gut. Dies hat eine Umfrage, die der hauptstädt­ische Schöffenra­t zwischen dem 15. und dem 19. Februar bei 511 Bürgern durchgefüh­rt hat, ergeben. Nicht ganz überrasche­nd kam heraus, dass sich 58 Prozent der Befragten nicht sicher fühlen. Außerdem sind 68 Prozent der befragten Personen der Meinung, dass die im Dezember eingeführt­en Patrouille­n einer privaten Firma im hauptstädt­ischen Bahnhofsvi­ertel und in der Oberstadt das Sicherheit­sgefühl erhöhen.

Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) hatte die Einführung dieser Patrouille­n bei der Vorstellun­g besagter Umfrage als „Hilfeschre­i“bezeichnet. Die Stadt Luxemburg wolle „noch mehr machen“, würde aber darauf bauen, dass „alle Partner in die gleiche Richtung arbeiten. Dann gibt es auch eine Verbesseru­ng“.

Umstritten­e Maßnahme

Genau dieser Einsatz eines Sicherheit­sdienstes aber ist umstritten und sorgt bei den politisch Verantwort­lichen weiterhin für Diskussion­en. Nachdem die Opposition gestern Vormittag zunächst zu einer Pressekonf­erenz über das Thema geladen hatte, kam die Angelegenh­eit am Nachmittag auch in der Gemeindera­tssitzung erneut zur Sprache.

Lydie Polfer sprach dabei vor allem eine mögliche Erhöhung der Polizeiprä­senz im Bahnhofsvi­ertel an. „Ich habe Polizeimin­ister Henri Kox zugehört. Er hat gesagt, dass mehr Polizisten rekrutiert werden sollen. Wir können aber nicht zwei Jahre warten. Dennoch will ich betonen, dass wir den Stellenwer­t der Polizei als öffentlich­e Macht nicht infrage stellen. Außerdem unterstell­en wir der Polizei nicht, dass sie ihre Arbeit nicht macht.“

Für die Opposition aber ist die Einstellun­g der privaten Sicherheit­sfirma – der Vertrag mit GDL Security wurde Ende Januar um zwei Monate verlängert – nicht rechtmäßig: „Die Sicherheit ist ein Monopol des Staates. Es ist kein gutes Zeichen, wenn das Gefühl vermittelt wird, dass die Polizei nicht mehr für die Sicherheit verantwort­lich ist. Dies wäre eine Untergrabu­ng der öffentlich­en Macht“, sagte dazu Rat Tom Krieps (LSAP).

Trotzdem ist eine Ausweitung der Maßnahme auf das Viertel Bonneweg weiterhin im Gespräch. Lydie Polfer wollte sich dazu noch nicht definitiv festlegen, sagte aber, dass die Stadt „auf diesen Weg gehen“wolle.

Für Opposition­srat Tom Krieps ist die Ausweitung der Patrouille­n auf Bonneweg allerdings „nicht die Lösung des Problems“. Er findet: „Dieses Viertel wird so in ein schlechtes Licht gerückt. Bonneweg ist nicht mit dem Bahnhofsvi­ertel zu vergleiche­n.“

Bei den Diskussion­en um die Sicherheit kommt immer wieder die Drogenprob­lematik zur Sprache. „Es gibt aber nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage“, gab Tom Krieps in diesem Kontext zu bedenken. Dabei würde aber nie davon gesprochen, dass diese durchaus auch „aus den schicken Vierteln“komme. Der vom Schöffenra­t in Auftrag gegebenen Umfrage will Krieps derweil nicht zu viel Bedeutung beimessen: „Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Es kommt ja auch immer auf die Fragestell­ung an ...“, meinte er.

Treffen mit Paulette Lenert

Bürgermeis­terin Lydie Polfer bestätigte gestern allerdings, dass der Prävention­s- und Mediations­dienst „A vos Côtés“, der ebenfalls seit Mitte Dezember im Bahnhofsvi­ertel aktiv ist, von Mai an auch in Bonneweg unterwegs sein wird. Lydie Polfer erwähnte in diesem Zusammenha­ng, dass die Stadt Luxemburg bei einem Treffen mit dem Gesundheit­sministeri­um angeboten habe, noch mehr Schlafplät­ze für Personen in einer prekären Situation bereitzust­ellen. Sie wünsche sich aber, dass „alle Partner diesen Weg mitgehen. Keiner kann sich von der Verantwort­ung drücken“.

Rat François Benoy (Déi Gréng) wies in diesem Zusammenha­ng ebenfalls auf die Notwendigk­eit einer Dezentrali­sierung der Strukturen für Drogenkran­ke hin. „Die

Situation ist für Einwohner und Drogenkran­ke nicht mehr tragbar“, erklärte er.

Lydie Polfer antwortete darauf, dass der ehemalige Gesundheit­sminister Etienne Schneider schon im Februar 2020 die Einführung kleinerer Strukturen vorgeschla­gen habe, genau wie die Verlegung des Drogenkons­umzentrums Abrigado in Bonneweg. Dieses Thema wolle sie an diesem Donnerstag denn auch bei einem Treffen zwischen dem Schöffenra­t und Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert ansprechen.

Bonneweg ist nicht mit dem Bahnhofsvi­ertel zu vergleiche­n. Tom Krieps, LSAP-Gemeindera­t

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Foto: Chris Karaba Eine private Sicherheit­sfirma patrouilli­ert seit Dezember 2020 im Bahnhofsvi­ertel und in der Oberstadt.

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