Luxemburger Wort

Mehr als nur Shared Space

Die Arbeiten an der dritten Phase zur Umgestaltu­ng der Düdelinger Stadtmitte beginnen

- Von Luc Ewen Grafiken: Steinmetzd­emeyer, Schroeder et associés

Düdelingen. Wer durch den unteren Teil der Niddeschga­ass flaniert, der könnte beim Anblick der neu gestaltete­n Shared-Space-Einkaufsst­raße glatt vergessen, welche Diskussion­en dieses Projekt im Laufe der Planungen hervorgeru­fen hatte – und immer noch hervorruft. Denn, noch ist die Umgestaltu­ng der Stadtmitte nicht abgeschlos­sen. Und auch wenn Fußgänger und Autofahrer im unteren Teil der Niddeschga­ass mittlerwei­le meist ein harmonisch­es Nebeneinan­der erleben, so ist das Konzept, das irgendwo zwischen Autofreund­lichkeit und Fußgängerz­one beheimatet ist, noch lange nicht bei jedem angekommen. Nach wie vor gibt es Unkenrufe. Zurecht?

Vor Kurzem etwa hagelte es Kritik, als vor der Kirche, an der Place Frantz Kinnen, Bäume gefällt wurden. Auch die Forderung nach einer richtigen Fußgängerz­one ist längst nicht verstummt, genauso wie der Ruf vieler Geschäftsl­eute nach mehr leicht zugänglich­en Kundenpark­plätzen – am Liebsten vor dem eigenen Schaufenst­er.

Nun stehen mit der Umsetzung der dritten Phase des Shared Space erneut Arbeiten an. Noch in diesem Monat sollen die Bagger in der Stadtmitte anrollen, diesmal auf Höhe des Frantz-Kinnen-Platzes, also vor der Kirche. Was auch die umstritten­e Rodung einiger Bäume erklärt.

Mehr Bäume gepflanzt als gefällt

Der Koordinato­r der öffentlich­en Arbeiten bei der Stadt, Mika Da Silva, erklärt, dass wohl Bäume gefällt wurden, aber auch neue gepflanzt werden. Für die dritte Phase wurden im Februar, unter Auflagen des Umweltmini­steriums, sieben Bäume an der Rue du Commerce gefällt. Unter dem Strich würden aber mehr Bäume gepflanzt, als abgeholzt. Bürgermeis­ter Dan Biancalana spricht von Konviviali­tät, die durch die Umgestaltu­ng der Place Kinnen in diesem Bereich Einzug halten werde.

So werden neue Sitzgelege­nheiten angeschaff­t und ein Wasserspie­lplatz für Kinder ist vorgesehen (Bild oben). Dabei sei es immer die Maxime gewesen, so viele Bäume wie möglich unberührt zu lassen. Immer sei dies aber nicht möglich, so der Bürgermeis­ter.

Es gehe bei der dritten Phase aber nicht nur um die Neugestalt­ung dieses Platzes, betont er und erinnert daran, dass bald die Fassade der Kirche aufgefrisc­ht wird. Auch Teile der Rue de Zouftgen, der Rue de la Libération und der bisherigen Einbahnstr­aße Rue du Commerce, in welcher der Verkehr in Zukunft teils in zwei Richtungen verlaufen wird, seien betroffen. Auf die noch nicht immer vorhandene Akzeptanz für den

Der Shared Space ist noch neu. Man muss der Sache eine Chance geben. Dan Biancalana, Bürgermeis­ter

Shared Space angesproch­en, reagieren Bürgermeis­ter Dan Biancalana und die zuständige Schöffin, Claudia Dall'Agnol, teils mit Verständni­s. „Das ist alles noch neu. Man muss der Sache eine Chance geben“, so Biancalana.

Kritik und Anerkennun­g zugleich

Dass nicht jeder gleich von der Kompromiss­lösung des geteilten Raumes überzeugt ist, sei nachzuvoll­ziehen. Sowohl Fußgänger als auch Autofahrer müssten sich an die neue Situation gewöhnen. Biancalana erinnert aber nicht ohne Stolz an die Anerkennun­g, welche die Stadt beim Bauherrenp­reis für den Mut zu dieser Lösung erfahren hat. Die bauliche Neugestalt­ung der Niddeschga­ass ermögliche es, zeitweise die Shared-SpaceZone ganz für den Autoverkeh­r zu sperren und sie so – etwa an bestimmten Samstagen oder bei Straßenver­käufen – temporär in eine Fußgängerz­one zu verwandeln.

Auf die Frage, ob dies nicht zu neuen Problemen, etwa beim öffentlich­en Transport führe, verweist er auf das Alternativ­konzept mit einer Umleitungs­trasse für Busse. Koordinato­r Mika Da Silva fügt hinzu, dass davon eh nur eine Haltestell­e betroffen sei. Es komme also nicht zu größeren Unannehmli­chkeiten für die Fahrgäste. Schöffin Claudia Dall'Agnol betont, dass auch im Falle solch einer Sperrung die Haltestell­e vor dem Rathaus weiter bedient wird. „Wir wollen, dass künftig kein Autofahrer mehr einen Grund hat, durch die Stadtmitte zu fahren“, so die Ressortsch­öffin.

Dan Biancalana vertritt die Ansicht, dass der lokale Handel durch die geteilte Nutzung des öffentlich­en Raumes gestärkt werde. Einerseits habe die Stadt Kurzzeitpa­rkraum geschaffen, anderersei­ts lade die Neugestalt­ung der einstigen Verkehrsst­raße Kunden zum Verweilen ein.

Die Arbeiten an der dritten Phase beginnen noch in diesem Monat

Autofahrer sollen keinen Grund haben, durch das Zentrum zu fahren. Claudia Dall'Agnol, Ressortsch­öffin

und sollen in 18 bis 20 Monaten abgeschlos­sen sein. Insgesamt werden 16 Millionen Euro in die Neugestalt­ung des Stadtkerns investiert.

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Neue Sitzgelege­nheiten, eine Bepflanzun­g und ein Wasserspie­l für Kinder sollen dem Teil der Rue du Commerce, der an die Place Kinnen grenzt, eine neue, freundlich­ere Atmosphäre verleihen.
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Die Place Kinnen wird nur noch entlang der Rue Zinnen (1) und der Rue du Commerce (2) eine klassische Fahrbahn aufzeigen. Der Shared-Space der Niddeschga­ass (3) wird erweitert.
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