Mehr als nur Shared Space
Die Arbeiten an der dritten Phase zur Umgestaltung der Düdelinger Stadtmitte beginnen
Düdelingen. Wer durch den unteren Teil der Niddeschgaass flaniert, der könnte beim Anblick der neu gestalteten Shared-Space-Einkaufsstraße glatt vergessen, welche Diskussionen dieses Projekt im Laufe der Planungen hervorgerufen hatte – und immer noch hervorruft. Denn, noch ist die Umgestaltung der Stadtmitte nicht abgeschlossen. Und auch wenn Fußgänger und Autofahrer im unteren Teil der Niddeschgaass mittlerweile meist ein harmonisches Nebeneinander erleben, so ist das Konzept, das irgendwo zwischen Autofreundlichkeit und Fußgängerzone beheimatet ist, noch lange nicht bei jedem angekommen. Nach wie vor gibt es Unkenrufe. Zurecht?
Vor Kurzem etwa hagelte es Kritik, als vor der Kirche, an der Place Frantz Kinnen, Bäume gefällt wurden. Auch die Forderung nach einer richtigen Fußgängerzone ist längst nicht verstummt, genauso wie der Ruf vieler Geschäftsleute nach mehr leicht zugänglichen Kundenparkplätzen – am Liebsten vor dem eigenen Schaufenster.
Nun stehen mit der Umsetzung der dritten Phase des Shared Space erneut Arbeiten an. Noch in diesem Monat sollen die Bagger in der Stadtmitte anrollen, diesmal auf Höhe des Frantz-Kinnen-Platzes, also vor der Kirche. Was auch die umstrittene Rodung einiger Bäume erklärt.
Mehr Bäume gepflanzt als gefällt
Der Koordinator der öffentlichen Arbeiten bei der Stadt, Mika Da Silva, erklärt, dass wohl Bäume gefällt wurden, aber auch neue gepflanzt werden. Für die dritte Phase wurden im Februar, unter Auflagen des Umweltministeriums, sieben Bäume an der Rue du Commerce gefällt. Unter dem Strich würden aber mehr Bäume gepflanzt, als abgeholzt. Bürgermeister Dan Biancalana spricht von Konvivialität, die durch die Umgestaltung der Place Kinnen in diesem Bereich Einzug halten werde.
So werden neue Sitzgelegenheiten angeschafft und ein Wasserspielplatz für Kinder ist vorgesehen (Bild oben). Dabei sei es immer die Maxime gewesen, so viele Bäume wie möglich unberührt zu lassen. Immer sei dies aber nicht möglich, so der Bürgermeister.
Es gehe bei der dritten Phase aber nicht nur um die Neugestaltung dieses Platzes, betont er und erinnert daran, dass bald die Fassade der Kirche aufgefrischt wird. Auch Teile der Rue de Zouftgen, der Rue de la Libération und der bisherigen Einbahnstraße Rue du Commerce, in welcher der Verkehr in Zukunft teils in zwei Richtungen verlaufen wird, seien betroffen. Auf die noch nicht immer vorhandene Akzeptanz für den
Der Shared Space ist noch neu. Man muss der Sache eine Chance geben. Dan Biancalana, Bürgermeister
Shared Space angesprochen, reagieren Bürgermeister Dan Biancalana und die zuständige Schöffin, Claudia Dall'Agnol, teils mit Verständnis. „Das ist alles noch neu. Man muss der Sache eine Chance geben“, so Biancalana.
Kritik und Anerkennung zugleich
Dass nicht jeder gleich von der Kompromisslösung des geteilten Raumes überzeugt ist, sei nachzuvollziehen. Sowohl Fußgänger als auch Autofahrer müssten sich an die neue Situation gewöhnen. Biancalana erinnert aber nicht ohne Stolz an die Anerkennung, welche die Stadt beim Bauherrenpreis für den Mut zu dieser Lösung erfahren hat. Die bauliche Neugestaltung der Niddeschgaass ermögliche es, zeitweise die Shared-SpaceZone ganz für den Autoverkehr zu sperren und sie so – etwa an bestimmten Samstagen oder bei Straßenverkäufen – temporär in eine Fußgängerzone zu verwandeln.
Auf die Frage, ob dies nicht zu neuen Problemen, etwa beim öffentlichen Transport führe, verweist er auf das Alternativkonzept mit einer Umleitungstrasse für Busse. Koordinator Mika Da Silva fügt hinzu, dass davon eh nur eine Haltestelle betroffen sei. Es komme also nicht zu größeren Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste. Schöffin Claudia Dall'Agnol betont, dass auch im Falle solch einer Sperrung die Haltestelle vor dem Rathaus weiter bedient wird. „Wir wollen, dass künftig kein Autofahrer mehr einen Grund hat, durch die Stadtmitte zu fahren“, so die Ressortschöffin.
Dan Biancalana vertritt die Ansicht, dass der lokale Handel durch die geteilte Nutzung des öffentlichen Raumes gestärkt werde. Einerseits habe die Stadt Kurzzeitparkraum geschaffen, andererseits lade die Neugestaltung der einstigen Verkehrsstraße Kunden zum Verweilen ein.
Die Arbeiten an der dritten Phase beginnen noch in diesem Monat
Autofahrer sollen keinen Grund haben, durch das Zentrum zu fahren. Claudia Dall'Agnol, Ressortschöffin
und sollen in 18 bis 20 Monaten abgeschlossen sein. Insgesamt werden 16 Millionen Euro in die Neugestaltung des Stadtkerns investiert.