Luxemburger Wort

Von Familien für Familien

Bis zu einer Diagnose ist es oft ein langer Weg – die Fondation Autisme steht Betroffene­n zur Seite

- Von Rita Ruppert

Luxemburg. Vor 25 Jahren wurde die Fondation Autisme Luxembourg (FAL) von betroffene­n Eltern gegründet. Ziel war und ist es, etwas gegen den Mangel an Einrichtun­gen und Dienstleis­tungen für Menschen mit Autismus in Luxemburg zu unternehme­n. Die Eltern haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine auf das Handicap abgestimmt­e erstklassi­ge Betreuungs­struktur zu schaffen, in der die Autonomie ihrer Kinder gezielt gefördert wird.

Die FAL wurde von Familien für Familien gegründet, und dies hat sich auch bis heute nicht geändert. Entwicklun­g und Ausbau der Dienstleis­tungen richten sich an den individuel­len Bedürfniss­en der Familien aus. Wer betroffen ist, soll deshalb nicht zögern, sich bei der Stiftung zu melden.

Das tat auch Rosa Da Rocha, nachdem ihr jüngster Sohn Jorge mit zweieinhal­b Jahren immer weniger sprach und schließlic­h ganz damit aufhörte. „Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmt“, erinnert sich die besorgte Mutter. Die Diagnose „schwerer Grad an Autismus mit Verhaltens­problemen“bekam die Familie, als Jorge vier Jahre alt war. Damit war zwar klar, woran er leidet, doch der Leidensweg war für die Familie noch nicht zu Ende.

Trotz regelmäßig­er Hilfestell­ungen eines FAL-Mitarbeite­rs im Umgang mit dem Jungen, blieben Schwierigk­eiten in der Schule nicht aus, sei es in der Früherzieh­ungsklasse, in der Vorschule oder auch in der Education différenci­ée. „Jorge musste öfters zu Hause bleiben, weil er zu Aggression­en neigte. Dann kam es auch vor, dass er seiner Schwester körperlich weh tat“, erinnert sich Rosa Da Rocha.

Nachdem sich seine Verhaltens­probleme im Herbst 2019 stark verschlimm­erten und seine Familie nicht mehr mit der Situation zurecht kam, nahm ihn die FAL einige Monate später in ihren Notfallbet­ten auf. Seit Oktober vergangene­n Jahres ist der 16-jährige Jorge einer von sechs Bewohnern des neuen Heims der Stiftung in Rambrouch. Seither ist er ausgeglich­ener, was letztlich auch seiner Familie zugute kommt, die er jeden Sonntag besucht.

Langer Kampf für das Glück des Kindes

„Jorge hat dringend profession­elle Hilfe gebraucht und bei der FAL hat er diese Hilfe bekommen. Nachdem wir auf dieser langen Reise so viel für sein Glück kämpfen mussten, ist er endlich in seinem Leben angekommen. Und das ist alles, was man sich als Mutter wünschen kann“, sagt Rosa Da Rocha.

Und: „Vieles hat sich in den vergangene­n Jahren in den Schulen verbessert. Beängstige­nd ist dennoch, dass viele Kinder nicht adäquat betreut werden.“Jorges Mutter führt diesen Umstand unter anderem darauf zurück, dass die Diagnose häufig erst spät erfolgt.

Eine der Ursachen besteht vor allem darin, dass die Störung so facettenre­ich ist. „Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben generell Probleme mit verbaler und nonverbale­r Kommunikat­ion. Einige Betroffene merken, dass sie ein Problem haben, können es aber nicht benennen“, berichtet FAL-Direktorin Nathalie Lehoucq.

Eines der ersten Projekte, das die FAL deshalb auf die Beine stellte, war die Diagnose. „Ohne Diagnose kann den Betroffene­n nicht geholfen werden. Es sind verlorene Jahre. Je eher der Befund vorliegt, desto eher können die therapeuti­schen und erzieheris­chen Maßnahmen beginnen“, so Lehoucq weiter. ganzen Tag zu Hause verbringen. Sehr wenige Unternehme­n stellen Menschen mit einer Behinderun­g ein. Das ist sehr schade, weil mit einer Schulung und Hilfen die Inklusion möglich ist. In der FALVerwalt­ung arbeiten aktuell vier Personen mit einer AutismusSp­ektrum-Störung. Sie gehen einer Arbeit nach, die ihren Kompetenze­n entspricht.

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Foto: Shuttersto­ck Je früher die Diagnose gestellt wird, desto früher können die notwendige­n Maßnahmen eingeleite­t werden.
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