Widerstand einst und heute
Eine Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum beschäftigt sich mit dem kolonialen und postkolonialen Widerstand. Dabei setzt das Museum auf neuartige Partizipation.
zu verhalten hat“, wie Kaersenhout in einem TV-Interview erklärt. Als Künstlerin und Aktivistin, deren Eltern aus der einstigen niederländischen Kolonie Surinam stammen, verleiht sie so den Ausgegrenzten und Vergessenen eine Stimme. „Gerade für junge People of Color ist es sehr wichtig, dass sie ihre Geschichte kennen und dass ihre Vergangenheit nicht nur voller Unterdrückung und Leid ist, sondern auch voller Widerstand“.
Einer, der die Kolonialgeschichte neu erzählt, ist der senegalesische Modefotograf Omar Victor Diop. In seiner Serie „Diaspora“stellt er Bezüge zur Gegenwart her. Mit aufwändiger Staffage schlüpft er in die Rolle historischer Persönlichkeiten, die einst als Diplomaten, Denker und ehemalige Sklaven hohes Ansehen genossen. Ihre außergewöhnlichen Biografien verweisen auf wichtige Episoden des Schwarzen Widerstands, was aber bis dato kaum jemand weiß. Mit dem Fußball unterm Arm transportiert Diop die Bedeutung der ikonischen Bilder in die Gegenwart. Auf diese Weise referiert er an die oft stereotype Darstellung schwarzer Männer in den populären Medien, die dort gern mit einer Mischung aus Ruhm, Heldenverehrung und Ausgrenzung einhergeht.
Neben der Thematik Kolonialismus und Postkolonialismus finden sich auch heutige Probleme mit Ausgrenzung und Rassismus (Stichwort: Black Lives Matter) wieder. So wurden Kölner Initiativen für Integration sowie Vertreter von Sinti und Roma aufgefordert, ihren Part zur Ausstellung zu leisten. Entsprechend greifen Künstler- und Künstlerinnen mit Roma-Abstammung in dem von der ungarischen Kunsthistorikerin TímeaJunghaus kuratierten Raum anhand von Collagen, Fotografien und Performances Fragen der kulturellen Unterdrückung und Diskriminierung ihrer Volksgruppe auf.
Spiel mit dem Heldenmythos
Weltweite Partizipation
In „Resist!“setzt das Museum auf neue Wege in der partizipativen Vermittlung. Repair- und Schreibwerkstätten, (Tanz-)Performances, Erzählcafés oder eine „Library of Resistance“bieten dabei eine Plattform für kritische Auseinandersetzungen, Vernetzung und Solidarität. Außerdem sind sogenannte „Livespeaker“, oft Betroffene von generationsübergreifenden kolonialen Traumata oder Rassismus, regelmäßig zu Gast. „Man kann sie einfach ansprechen und Nachfragen stellen“, so Nanette Snoep. Bis das jedoch Corona-bedingt auch live über die Bühne geht, übernimmt eine eigens gestaltete, interaktive Website – mit zum Teil allerdings schwer verständlichen Texten – diese Funktion. Immerhin ermöglicht das die weltweite Teilhabe!
„Resist! Die Kunst des Widerstands“, bis 11. Juli, Rautenstrauch-Joest-Museum Köln. Unter dem Link http://rjm-resist.de/ sind diverse Videos zu sehen, unter anderem der 90-minütige Eröffnungsfilm mit Urban Dance, Interviews und einem DJ-Set mit Songs des Widerstands von Rokia Bamba . Die Site wird sukzessive um weitere Interviews und Filme ergänzt, aber auch mit Liveacts bespielt. Bis zu den realen Veranstaltungen nach dem Lockdown kann man sich dort jetzt schon digital in Workshops und Gesprächen austauschen.