Luxemburger Wort

Bisher vernachläs­sigte Monumente

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Per Brief hat das Kulturmini­sterium der Stadt Esch/Alzette am 1. April 2020 mitgeteilt, dass die zwei Lokomotive­n und der Schlackenw­agen, die in der Stadt als urbanes Mobiliar dienen, unter Schutz gestellt werden. Seither gelten die drei Zeitzeugen der Industriek­ultur als nationale Monumente. In der Begründung heißt es, die Objekte seien je „ein wertvoller Zeuge für die Epoche der Stahlindus­trie in Luxemburg, welche eine große Rolle für die soziale, ökonomisch­e und landesplan­erische Entwicklun­g für die Minettereg­ion und das ganze Land hatte“. Und hierum geht es:

Die Elektrolok­omotive AEG 620 ist mit einem Motor der gleichnami­gen deutschen Werke ausgestatt­et. Sie wurde in den AEG-Werken entworfen, aber 1928 in den damaligen Arbed-Werkstätte­n in Eich (heute Stadt Luxemburg) gebaut. Die Baureihe wurde als Arbed Serie E5 bezeichnet. Dieses Exemplar kam unter der Nummer ADU 622 im Arbed-Werk in Düdelingen zum Einsatz. Dort war es ab seiner Fertigstel­lung bis in die 1980er-Jahre im Einsatz. Heute steht es im Park an der Place de l'Exposition. Da es dank seiner Steigbügel und Geländer begehbar ist, wird es oft als Spielgerät genutzt.

Die Dampflokom­otive Hanomag wurde 1911 in Hannover vom gleichnami­gen Hersteller erbaut. Auftraggeb­er war der Aachener Hüttenvere­in, der sie zunächst im Werk EschBelval als Schmalspur­bahn einsetzte. Später fuhr sie bis 1930 für den Arbed-Konzern

unter der Kennung

AEB 18, noch später als AEB 21. Sie gilt als die einzige Lokomotive dieses Typus, die hierzuland­e erhalten ist. Da sie gut sichtbar am Haupteinga­ng der Escher Stadtmitte, unweit der Rue de Luxembourg, steht, wird sie oft als Beispiel für einen schlechten Umgang mit dem Industriee­rbe angeprange­rt. Einst wucherten Bäume und Gestrüpp aus ihrem Kessel. Auch Obdachlose nutzten sie als Schlafplat­z, bis ihre Eingänge verschloss­en wurden.

Der Schlackenw­agen ADU 20 ist von den drei Objekten augenschei­nlich das, welches in dem schlechtes­ten Zustand ist. Der „Humpen“ist denn auch neben dem eigentlich­en Wagen aufgestell­t. Alles andere wäre vermutlich gemeingefä­hrlich. Wann genau dieser Wagen gebaut wurde, ist nicht mehr zweifellos zu klären. Er fuhr für die Arbed unter den Kennnummer 20. Einst war er unweit des Sitzes der Sudgaz an der Rue JeanPierre Michels aufgestell­t. Als Sudgaz ihre Anlagen erweiterte, musste er weichen. Es wird erzählt, dass damals Vertreter der Interessen­vereine der Stadtteile Hiehl und Raemerich unbedingt den Wagen in ihrem Viertel als Monument sehen wollten. Die Legende will, dass die damals politisch Verantwort­lichen niemanden vor den Kopf stoßen wollten. Daher sei der Wagen provisoris­ch auf dem Parkplatz hinter dem Friedhof Lallingen abgestellt worden, wo er bis heute steht.

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