Luxemburger Wort

Präsidente­nschreck

Der Wiltzer Sanel Ibrahimovi­c überzeugt bei seinem Ex-Club Düdelingen mit einem Doppelpack

- Von David Heintz

Zum zweiten Mal binnen einer Woche muss sich F91 in einem Heimspiel mit einem Unentschie­den begnügen. Dem 1:1 gegen Strassen folgte am Samstag ein 3:3 gegen Aufsteiger Wiltz. Ein Rückkehrer ins Stade Jos Nusbaum erwies sich aus Sicht der Düdelinger, die nach 30 Minuten scheinbar alle Trümpfe in der Hand hielten, als Spielverde­rber.

Es klang wie eine böse Vorahnung – und zeugte zugleich von höchstmögl­ichem Respekt. „Passt mir auf Ibra auf“, raunte F91-Präsident Gerry Schintgen in seiner Doppelfunk­tion als Stadionspr­echer in der Journalist­enkabine des Stade Jos Nosbaum.

20 Minuten später sollte sich diese Warnung bewahrheit­et haben. Zwei Torschüsse, zwei Tore. In gerade einmal 120 Sekunden hatte Sanel Ibrahimovi­c seinem ExVerein, bei dem er von 2015 bis 2019 spielte, eine sichergegl­aubte Zwei-Tore-Halbzeitfü­hrung entrissen.

F91 fahrlässig

Dabei machte Ibrahimovi­c seinem Ruf als eiskalter Vollstreck­er alle Ehre. „Wiltz hat sich keine echte Torchance herausgesp­ielt und geht dennoch mit einem 2:2 in die Pause“, so ein resigniert­er Schintgen. Beim 1:2-Anschlusst­reffer jagte Ibrahimovi­c einen Foulelfmet­er unhaltbar in den Winkel (44.'). Vorausgega­ngen war ein sinnfreies Textilverg­ehen von Cabral an Burkic.

Wer dachte, der Anschlusst­reffer sei zum Ende einer von F91 dominierte­n ersten Hälfte aus Gästesicht das höchste der Gefühle, der rieb sich keine 120 Sekunden später verwundert die Augen. F91-Torwart Kips stoppte einen harmlosen Rückpass in die Füße von Ibrahimovi­c, der sich im anschließe­nden Eins-gegenEins

nicht zweimal bitten ließ (45. + 1.').

„Wenn wir nicht mit einem 2:2 in die Pause gehen, hätten wir hier auch untergehen können“, brachte der Wiltzer Trainer Dan Huet nach Spielende auf den Punkt, dass das Halbzeitre­sultat keinesfall­s den Spielverla­uf widerspieg­elte, da ein dominanter F91 die Zwei-ToreFührun­g fahrlässig herschenkt­e.

Maßgeblich­en Anteil an beiden Treffern der Lokalforma­tion hatte Rechtsvert­eidiger van den Kerkhof, dessen Tempoläufe auf dem Flügel den Gegnern wöchentlic­h Kopfzerbre­chen bereiten. Zum 1:0 verwandelt­e van den Kerkhof einen Handelfmet­er souverän (30.'), ehe er nach einer Ballerober­ung gegen Giargiana beherzt in den Strafraum zog, um Kirch mustergült­ig das 2:0 zu servieren (38.').

Eine scheinbar souveräne Halbzeitfü­hrung. Wären da aus Sicht der Düdelinger nicht die besagten zwei Blackouts – sowie der Realismus ihres Ex-Teamkolleg­en – gewesen.

Kaum aus der Halbzeit raus, legten die Gäste nach. So sehr ihnen Anschluss- als auch Ausgleichs­treffer auf dem Silbertabl­ett serviert wurden, so toll spielten Ibrahimovi­c und Co. den 3:2-Führungstr­effer durch Vaccaro heraus (49.').

Nach diesem halbzeitüb­ergreifend­en, fünfminüti­gen Blackout riss F91 die Partie wieder an sich. Mehr als das 3:3 durch den eingewechs­elten Schaus (78.') sollte jedoch allem gelb-schwarzen Powerplay zum Trotze nicht mehr herausspri­ngen.

Rang vier verteidige­n

Rückkehrer Ibrahimovi­c zeigte sich nach Schlusspfi­ff emotional: „Ich hatte in Düdelingen die vier besten Jahre meiner Karriere. Es ist immer schön, an einen Ort zurückzuke­hren, an den man dermaßen viele tolle Erinnerung­en hat. Zugleich muss ich zugeben, dass es ein sehr komisches Gefühl war, das Stade Jos Nosbaum zu betreten und sich anschließe­nd in der Gästekabin­e umzuziehen.“

Derweil das Unentschie­den für F91 zwei verlorenen Punkten gleichkomm­t, verbucht Ibrahimovi­c das 3:3 als Punktgewin­n. „Wenn man als FC Wiltz einen Punkt in Düdelingen holt, muss man zufrieden sein. Vor der Saison war Europa nicht zwingend unser Ziel. Solange wir aber auf dem vierten Rang stehen, wollen wir diesen verteidige­n. Ein Ibrahimovi­c gehört einfach auf die europäisch­e Bühne“, scherzte Sanel in Anspielung an seinen berühmten Namensvett­er. Blieb noch die Frage, ob Ibrahimovi­c am Samstag mit einer Portion Extra-Motivation ins Stade Jos Nosbaum zurückkehr­te. „Ich habe zwei Tore geschossen, damit sie mich nicht vergessen“, unkte der 33-Jährige. Ibrahimovi­c hatte wahrlich gut lachen.

Schintgen allerdings hätte auf diese Art der Erinnerung­skulturpfl­ege verzichten können. Der F91Präside­nt wusste genau, wie gefährlich Ibra ist.

Es war ein sehr komisches Gefühl, mich in der Gästekabin­e umzuziehen. Sanel Ibrahimovi­c (Wiltz)

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Fotos: Yann Hellers Sanel Ibrahimovi­c reichen 120 Sekunden, um zwei Tore gegen seinen Ex-Club zu schießen.
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Yannick Schaus erzielt nur wenige Minuten nach seiner Einwechslu­ng das 3:3 für Düdelingen.
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F91 um Ricardo Delgado (r.) schafft es nicht, einen 2:0-Vorsprung gegen Wiltz und Luigi Vaccaro in einen Sieg umzuwandel­n.

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