Luxemburger Wort

Duell der Legenden

Lens verliert im französisc­hen Pokal überrasche­nd mit 2:3 beim Drittligis­ten Red Star

- Von Peter Hacker

Der RC Lens ist, das kann man ohne Übertreibu­ng sagen, eine Legende des französisc­hen Fußballs. Nicht nur, weil es der wohl einzige Club des Landes ist, der alle Einwohner seiner Heimatstad­t Lens (30 000) spielend in sein Stadion einladen könnte (Fassungsve­rmögen des Stade Bollaert-Delelis: 38 000 Zuschauer). Nicht nur, weil seine Fans durch den erfolgreic­hsten französisc­hen Film aller Zeiten, „Bienvenue chez les Ch'tis“, unsterblic­h gemacht wurden. Und nicht nur, weil er im Jahr 1998 die französisc­he Meistersch­aft gewann.

Sondern vor allem, weil er in einer von profession­ellen Investoren geprägten Sportart als Symbol für ehrlichen Fußball steht, der sich auf harte Arbeit und leidenscha­ftliches Engagement stützt. Lens ist Mittelpunk­t des gleichnami­gen Kohlebecke­ns im Nordosten Frankreich­s, in dem früher Kumpel aus halb Europa das schwarze Gold aus der Erde holten. „Or et sang“, Gold und Blut sind deshalb die Farben des RC

Lens, der auch nach der Schließung der letzten Zechen die Tradition des Bergarbeit­erclubs fortführt.

Lens, auch das kann man ohne Übertreibu­ng sagen, ist in diesem Jahr die Überraschu­ng der Ligue 1 und belegt als Aufsteiger derzeit sensatione­ll den fünften Tabellenpl­atz, der zur Teilnahme an der neu geschaffen­en Europa Conference League berechtigt. Geheimnis dieses Erfolgs ist vor allem die von Trainer Franck Haise bevorzugte Defensivta­ktik, die auf schnelle Konter setzt. Marseille,

Monaco, Paris – sie alle mussten sich schon der disziplini­erten und engagierte­n Spielweise des Aufsteiger­s beugen. Die Mannschaft hat jedoch Probleme, wenn sie selbst das Spiel gestalten muss, was sich am Samstag im 1/16-Finale des französisc­hen Pokals gegen Red Star erneut zeigte.

Tief verwurzelt

Der Drittligis­t aus dem Vorort Saint-Ouen-sur-Seine nördlich von Paris ist übrigens seinerseit­s eine Legende des französisc­hen Fußballs. Nicht nur, da er in den 1920er-Jahren in Pierre Chayriguès einen legendären Torhüter in seinen Reihen hatte, der als der erste französisc­he Fußballsta­r gilt. Nicht nur, weil er in eben jenen 1920erJahr­en vier Mal den französisc­hen Pokal gewann.

Sondern vor allem, weil er als einer der letzten Arbeiterve­reine gilt, tief verwurzelt in der sogenannte­n Ceinture rouge, dem roten Gürtel aus kommunisti­sch regierten Pariser Vorstädten. Red Star, das wegen mehrerer Covid19-Fälle in der Mannschaft seit Wochen keine Partie mehr bestritten hatte, machte von Anfang an den frischeren Eindruck und entschied die Begegnung durch zwei späte Tore mit 3:2 für sich.

Am kommenden Wochenende empfängt Lens in der Meistersch­aft übrigens Metz, den Tabellenna­chbarn. Auch die Lothringer sind in dieser Saison eine Überraschu­ng, das kann man ohne Übertreibu­ng sagen.

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Foto: AFP / LW-Archiv Massadio Haidara (r.) und der RC Lens sind von einem Drittligis­ten entzaubert worden.

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