Luxemburger Wort

Mit den Stars auf der Flucht

Radprofi Kevin Geniets zeigt bei der Strade Bianche eine beachtlich­e Leistung

- Von Daniel Wampach

Kevin Geniets musste sich wohl auch erst ungläubig umschauen, als er am Samstag 50 km vor dem Ziel der Strade Bianche in der Spitzengru­ppe fuhr. Unter den neun Fahrern befand sich die Crème de la crème, es waren die besten Profis der jüngeren Radsportge­schichte.

Geniets fuhr beim prestigetr­ächtigen Rennen durch die Toskana an der Seite von Tadej Pogacar (SLO/Emirates) und Egan Bernal (COL/Ineos), ihres Zeichens Sieger der vergangene­n beiden Ausgaben der Tour de France. Aber Geniets fuhr auch an der Seite von Julian Alaphilipp­e (F/Deceuninck), dem amtierende­n Weltmeiste­r. Und er fuhr an der Seite von Mathieu van der Poel (NL/Alpecin) und Wout van Aert (B/Jumbo), die beiden aktuell wohl besten Klassikerf­ahrer.

Es war eine Gruppe, die man in solch einer Zusammense­tzung selten im Radsport erlebt. „Ich habe mich von Anfang an gut gespürt. Ich hatte einen kleinen Vorsprung mit einer anderen Gruppe vor dem entscheide­nden Schotterse­ktor. Als ich dann gesehen habe, dass die Topfahrer angreifen, habe ich einfach versucht, mitzufahre­n. Ich wollte im Ziel nichts bedauern müssen“, beschrieb Geniets die Situation.

Geniets: „Richtig gelitten“

Der 24-jährige Luxemburge­r Meister war mittendrin, schaffte es aber auf den nervenaufr­eibenden und überaus hügeligen Schotterpi­sten nicht ganz, mit den millionens­chweren Stars mitzuhalte­n. „Ich habe einfach gemerkt, dass es mir etwas zu schnell ging. Ich fuhr dann langsamer, um die Energie nicht komplett zu verlieren. Es war ein extrem hartes Finale, und jeder hat richtig gelitten. Man versucht einfach, sich ins Ziel zu retten. Deshalb bin ich ganz zufrieden, die Form passt.“

Ins Ziel fuhr Geniets schließlic­h als 16., er hatte nach 184 km 4'30'' Rückstand auf den Sieger. Das Rennen besteht zwar erst seit 2007, hat wegen seiner so besonderen Streckenfü­hrung über mehr als 50 km der toskanisch­en Schotterpi­sten aber schnell einen besonderen Status bei Fahrern und Fans erlangt und gehört mittlerwei­le zu den größten Klassikern des Radsportka­lenders.

Die Profis machten der Strade Bianche auch alle Ehre, denn es war richtig spannend. Am letzten Anstieg hinauf zur Piazza del Campo in Siena setzte van der Poel die entscheide­nde Attacke und ließ Alaphilipp­e und Bernal, seinen letzten Begleitern, keine Chance. „Was für ein Rennen, was für ein Finale!“, schrieb der geschlagen­e Franzose Alaphilipp­e auf Instagram.

Er zollte van der Poel, der ihn gerade besiegt hatte, Respekt: „Ich habe alles getan, um zu gewinnen. Ich bereue nichts, ich hätte es nicht besser machen können. Bravo Mathieu.“Und der niederländ­ische Sieger erwiderte: „Es ist eine Freude, mit dir zu fahren. Bis bald!“

Mit Jan Petelin vom Team Vini Zabu war neben Geniets ein weiterer Luxemburge­r am Start. Er hat das Ziel in Siena allerdings nicht erreicht.

Man versucht einfach, sich ins Ziel zu retten. Kevin Geniets

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Foto: Cyclingpix.lu Kevin Geniets im Landesmeis­tertrikot an der Seite von Thomas Pidcock.

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