Richtungsweisende Woche
Das IOC beschäftigt sich mit der Wiederwahl des Präsidenten und der Austragung der Olympischen Spiele in Tokio
Den neusten Clou liefert die älteste Frau der Welt. Kane Tanaka hat ihre Teilnahme am Olympischen Fackellauf angekündigt und will damit in Japan die noch fehlende Begeisterung für die Olympischen Spiele in Tokio wecken. Tanaka ist 118 Jahre alt und wird vom Guinnessbuch der Rekorde als älteste Bürgerin der Welt geführt.
Die rüstige Hochbetagte wohnt in Shame, einer Stadt in der südlichen Präfektur Fukuoka. Dort wird der Fackelzug, der am 26. März startet, im Mai vorbeikommen. „Sie freut sich, Teil des Festes zu sein“, sagte ihr Enkel Eiji dem USSender CNN. Eiji will den Rollstuhl schieben, wenn seine Großmutter die Fackel hält.
Die fehlende Begeisterung in der Bevölkerung ist das große Problem, das die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) nach wie vor haben und das auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) heute bei seinen Sitzungen der Exekutive und der Vollversammlung von Mittwoch bis Freitag in der kommenden Woche besonders beschäftigen dürfte.
Immer noch spricht sich das Gros von Japans Bevölkerung laut Umfragen wegen der Pandemie gegen die Spiele aus, was natürOrt lich auch die Organisatoren vor mitbekommen. Die neue Präsidentin des Organisationskomitees, Seiko Hashimoto, kündigte daher am Wochenende an, den Austausch mit den Bürgern zu verstärken. „Ich will die Bedenken lindern“, sagte Hashimoto.
Das IOC drängt auch aus finanziellen Gründen auf eine Austragung, weite Teile der Sportwelt sprechen sich – anders als vor der Verlegung im vergangenen März – ebenfalls (noch) dafür aus. Zuletzt deutete sich an, dass die Wettkämpfe womöglich ohne ausländische Zuschauer stattfinden müssen, rund 900 000 Tickets wurden jedoch schon ins Ausland verkauft.
Wiederwahl ist Formsache
„Ich erwarte, dass die Zusage, die Spiele stattfinden zu lassen, weiter konkretisiert wird“, sagte Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes (ITTF), vor den virtuellen Meetings. Weikert erhofft sich vor allem Hinweise zur Einreise, ob es eine Impflicht geben wird und wie das IOC generell zur Zuschauerfrage steht.
Zu Beginn der Vollversammlung, die eigentlich in Athen stattfinden sollte, steht am Mittwoch die Bestätigung von Thomas Bach im Amt des IOC-Präsidenten auf dem Programm.
Die Wiederwahl des 67-Jährigen für vier weitere Jahre gilt nur als Formsache, der Fecht-Olympiasieger von 1976 hat keinen Gegenkandidaten.
Bach hat das IOC in den etwas mehr als sieben Jahren seit seiner Wahl in Buenos Aires voll auf seinen Kurs gebracht. Als der Wirtschaftsanwalt im vergangenen Sommer seine erneute Kandidatur angekündigt hatte, brachen in der IOC-Sitzung Beifallsstürme aus, die in ihrer Einseitigkeit schon wieder bedenklich erschienen.
Bachs Amtszeit war bislang auch durch große Probleme geprägt. Die Angst vor möglichen militärischen Attacken durch Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un vor den Winterspielen 2018 in Pyeongchang gehörte genauso dazu wie aktuell die Pandemie. Stark in der Kritik steht der Jurist auch heute noch wegen seines laschen Kurses gegen Russland, das in den vergangenen Jahren durch seine beispiellosen Dopingmachenschaften auch bei den Olympischen Spielen im großen Stil betrogen hat. sid