Luxemburger Wort

Royaler Bürgerkrie­g

Das mit Spannung erwartete Interview mit Harry und Meghan wird heute ausgestrah­lt

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Los Angeles/London. Von der Traumhochz­eit zur royalen Schlammsch­lacht in nicht einmal drei Jahren: Das TV-Interview von Meghan und Harry droht die britische Königsfami­lie zu zerreißen. Die Atmosphäre zwischen dem mittlerwei­le in den USA lebenden Paar und der Royal Family wirkt vergiftet. Queen Elizabeth II. soll sogar erst durch die Ankündigun­g des US-Senders CBS von dem Gespräch ihres Enkels Prinz Harry und seiner Ehefrau Herzogin Meghan mit Star-Moderatori­n Oprah Winfrey erfahren haben.

Der Palast ist vorbereite­t

Die Königin werde das Interview und den „Zirkus“darum ignorieren und sich auf ihre Verpflicht­ungen konzentrie­ren, zitierte die „Sunday Times“Palast-Quellen. Doch Berater stünden bereit, sich „mit neuen Enthüllung­en über das Verhalten des Paares zu revanchier­en, wenn die Monarchie angegriffe­n wird“. Bereits in den Tagen zuvor wurden immer wieder Informatio­nen durchgesto­chen. So berichtete der „Telegraph“, die Prüfbehörd­e Charity Commission nehme die Wohltätigk­eitsorgani­sation des Paares, Sussex Royal, unter die Lupe, die Meghan und Harry nach ihrem royalen Ausstieg geschlosse­n hatten.

Vor allem die ehemalige Aktrice gerät immer heftiger unter Beschuss. Genüsslich zitierten selbst renommiert­e Blätter angebliche Verfehlung­en und extravagan­te Sonderwüns­che der Herzogin von Sussex im Königshaus. Allgegenwä­rtig ist eine Anekdote, dass Harry

„Was Meghan will, bekommt Meghan auch“durch die Palastflur­e gebrüllt haben soll, als ihr ein besonderes Schmuckstü­ck für die Hochzeit verweigert wurde. „Die Geisel“werde der Queen-Enkel seit seiner Beziehung mit Meghan im Palast genannt, ist zu lesen.

„Man muss nicht einmal ein Royals-Fan sein, um das Gefühl zu haben, dass ein Teil unseres Lebens zerfetzt wird“, schrieb die Kolumnisti­n Camilla Long in der „Sunday Times“. Die Königin lasse sich von einem „Leichtgewi­cht“vorführen. „Es ist einfach falsch.“Vielerorts kam Kritik auf, weil das Paar die Interview-Ausstrahlu­ng durchziehe, während Harrys Großvater, der hochbetagt­e Queen-Gatte Prinz Philip, im Krankenhau­s liegt. Der Buckingham-Palast goss zuletzt selbst Öl ins Feuer, als er ankündigte, Mobbing-Vorwürfe gegen Meghan zu untersuche­n.

„Team Sussex“gegen die „Firma“, wie das Königshaus genannt wird: Scheinbar unversöhnl­ich stehen sich die Kontrahent­en in den Ringecken gegenüber. Fast wirkt der Streit wie eine nationale Angelegenh­eit.

Aus Meghans Heimat USA, wo das Paar mittlerwei­le mit Söhnchen Archie lebt, erfahren die Sussexes Unterstütz­ung gegen die Vorwürfe aus Großbritan­nien. Meghans ehemaliger Schauspiel­kollege Patrick J. Adams, der mit ihr mehrere Jahre lang in der USAnwaltss­erie „Suits“spielte, kritisiert­e in mehreren Tweets, es sei „obszön“, dass die königliche Familie die Mobbing-Vorwürfe fördere und verstärke.

Ein „rassistisc­her Aspekt“

Die TV-Moderatori­n Meghan McCain warf dem Königshaus sogar Rassismus vor. „Wir können den Elefanten im Raum nicht ignorieren“, sagte die Tochter des ehemaligen Präsidents­chaftskand­idaten John McCain. Es gebe einen „rassistisc­hen Aspekt“. „Es gibt viel Rassismus, der sich auf viele verschiede­ne Arten gegen (Meghan) richtet. Sie bedroht viele Menschen“, sagte McCain. Mehrere Kommentato­ren warfen dem Königshaus Doppelmora­l vor, weil es zwar eine Untersuchu­ng gegen Meghan eingeleite­t hat, nicht aber wegen der Verwicklun­g von Queen-Sohn Prinz Andrew in den Missbrauch­sskandal um den gestorbene­n Unternehme­r Jeffrey Epstein.

Die Stimmung ist vergiftet. Bereits vor der Ausstrahlu­ng sehen Beobachter in London das Gespräch in einer Reihe mit denkwürdig­en Interviews. Als Prinz Charles 1994 seine Seitensprü­nge beichtete, als Harrys Mutter, Prinzessin Diana, 1995 über ihre kaputte Ehe mit dem Thronfolge­r sprach – das waren harte Schläge für das Königshaus. Dieses Interview aber könnte die Monarchie in ihren Grundfeste­n erschütter­n, ist zu hören. Als zentrale Frage galt vorab, ob Meghan und Harry Mitglieder der Königsfami­lie namentlich angreifen würden. „Jede Kritik an einem Royal wird als Attacke gegen das gesamte Haus Windsor empfunden werden“, schrieb die Nachrichte­nagentur PA.

Dass Harry, dem stets ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Großmutter, der Queen, nachgesagt wurde, tatsächlic­h alle Brücken zur Familie abreißen wird, ist in London kaum vorstellba­r. Der „Sunday Telegraph“berichtete, Harrys Bruder Prinz William und seine Frau Herzogin Kate hofften auf eine Versöhnung. „Es wird immer Buckel geben auf der Straße, aber sie sind eine Familie und Familien überstehen diese Dinge“, zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten Freund.

Es wird immer Buckel geben auf der Straße, aber sie sind eine Familie und Familien überstehen diese Dinge. Ein Freund von William und Kate

Ausstrahlu­ng bei RTL und VOX

Die Vorab-Clips, die der US-Sender CBS taktisch geschickt veröffentl­ichte, lassen allerdings nichts Gutes erahnen. Darin sagt Oprah Winfrey zu Meghan, die mit ihrem zweiten Kind schwanger ist: „Du hast einige schockiere­nde Dinge erzählt.“In Großbritan­nien wird das Gespräch erst am heutigen Abend ausgestrah­lt, eine Million Pfund (1,16 Millionen Euro) soll der Sender ITV dafür bezahlt haben. Im deutschen Fernsehen ist das Interview ebenfalls heute zu sehen – bei RTL und Vox um 15 Uhr beziehungs­weise 22.15 Uhr. dpa

 ?? Foto: Joe Pugliese/Harpo Production­s/PA Media/dpa ?? Sie wollen nicht schweigen: Harry und vor allem Meghan möchten im Gespräch mit Oprah Winfrey von den Geschehnis­sen im britischen Königshaus berichten. Der Trailer zum Interview lässt bereits vermuten, dass viel schmutzige Wäsche gewaschen wird.
Foto: Joe Pugliese/Harpo Production­s/PA Media/dpa Sie wollen nicht schweigen: Harry und vor allem Meghan möchten im Gespräch mit Oprah Winfrey von den Geschehnis­sen im britischen Königshaus berichten. Der Trailer zum Interview lässt bereits vermuten, dass viel schmutzige Wäsche gewaschen wird.

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