Luxemburger Wort

„Antizipier­en statt reagieren“

Schöffenra­t der Gemeinde Sandweiler stellt Architekte­npläne für umstritten­es neues Rathaus vor

- Von Rita Ruppert Grafik: LL Architecte­s

Sandweiler. Seit Monaten bewegt die Zukunft des Rathauses die Gemüter in der Gemeinde Sandweiler. Dabei geht es um Abriss und Neubau respektive Renovierun­g, Sanierung, Um- und Ausbau. Ein Vorhaben, das nicht nur den Gemeindera­t, sondern auch die Einwohners­chaft in zwei Lager spaltet.

Von den Opposition­sparteien DP und LSAP war die Idee eines Referendum­s ausgegange­n, nachdem die CSV-Déi Gréng-Mehrheit dem Gemeindera­t im vergangene­n Jahr den Abriss des aktuellen Gemeindeha­uses und einen Neubau vorgeschla­gen hatte. In einer Unterschri­ftenaktion hatten sich daraufhin mehr als 500 Bürger für ein Referendum ausgesproc­hen. Sieben Wochen vor der Bürgerbefr­agung am kommenden 25. April wurden den interessie­rten Bürgern am Dienstag nun erstmals die Pläne für den Neubau vorgestell­t.

Ein Haus der kurzen Wege

Das Konzept des neuen Gemeindeha­uses basiert laut Laurent Lanners von LL Architecte­s auf drei Eckpfeiler­n, nämlich dem urbanen Kontext, dem Service am Bürger und der Nachhaltig­keit. Der Standort des Rathauses, direkt an einer der Hauptachse­n von Sandweiler gelegen, verlange ein gewisses Fingerspit­zengefühl. Einerseits wolle man das Gebäude so nah wie möglich an die Straße bauen, anderersei­ts solle der „Passant nicht erschlagen werden“.

Aus diesem Grund habe sich das Architekte­nteam für einen Sockel entschiede­n, der sich an der Hauptachse orientiert. Das horizontal ausgericht­ete Bauvolumen sei aus einem leichten Material. Das Gebäude komme den Ansprüchen der Bürger entgegen, indem es eine schnelle Orientieru­ng, kurze Wege und offene, helle Räumlichke­iten biete. Aus diesem Grund sind die Funktionen, auf die die Einwohner zurückgrei­fen, alle im Erdgeschos­s untergebra­cht. Die Büros der Angestellt­en, die nicht den alltäglich­en Kontakt zum Bürger brauchen, befinden sich auf den Etagen.

In puncto Nachhaltig­keit ist das Gebäude so konzipiert, dass es sich einerseits flexibel über die nächsten Jahre auf die wachsenden Ansprüche der Gemeinde anpassen kann. Anderersei­ts werden sämtliche Büros und Räume so orientiert, dass sie vom Tageslicht profitiere­n können, ohne dass sie zu den Nutzungsze­iten überhitzen. Auch Technologi­en wie Grüne Dächer und Photovolta­ik kommen zum Einsatz und laut Architekt Laurent Lanners wird auch der Auswahl der Materialie­n in dem Kontext Rechnung getragen.

Optimale Bedingunge­n

Bürgermeis­terin Simone MassardSti­tz (CSV) zufolge wird die Bevölkerun­gszahl in den nächsten Jahren um 500 Einwohner wachsen. Grund für den Anstieg ist die Genehmigun­g von fünf Teilbebauu­ngsplänen, die derzeit auf dem Instanzenw­eg sind. Um den Bürgern einen service-orientiert­en Empfang

Simone Massard-Stitz optimale Bedingunge­n Angestellt­e und Bürger.

und den Angestellt­en optimale Arbeitsbed­ingungen bieten zu können, sei ein Neubau unumgängli­ch, so die Bürgermeis­terin.

Simone Massard-Stitz ging auch kurz auf das Referendum am 25. April ein, bei dem folgende Fragen gestellt werden: Wollen Sie, dass der Spielplatz und die Grünfläche zwischen dem Kulturzent­rum und der Itzigerstr­aße den Bürgern erhalten bleiben? Wollen Sie, dass die Verwaltung­sdienste der Gemeinde Sandweiler weiterhin in einem Gebäude angeboten werden? Wollen Sie ein Gemeindeha­us auf dem jetzigen Gelände?

Eine vierte Frage – Sind Sie für das Vorhaben des Komplettab­risses des aktuellen Rathauses? – erhielt nicht die erforderli­che Mehrheit. Diese Frage war von den Räten der Opposition, die sich aus DP und LSAP zusammense­tzt, vorgeschla­gen worden. Das Resultat des Referendum­s werde analysiert und kommentier­t, ehe weitere Schritte in die Wege geleitet werden, so Massard-Stitz.

Die Opposition­sräte hatten sich gegen den Abriss des Rathauses gestemmt. Es sei ein Gebäude mit Symbolkraf­t, das zum lokalen Kulturerbe zähle. Darüber hinaus verfüge die Gemeinde über genügend Grundstück­e zum Bau einer neuen Gemeinde.

Im Rathaus gibt es derzeit 15 Arbeitsplä­tze und ein Büro für das Gemeindeob­erhaupt. Wegen der steigenden Anforderun­gen an die Gemeindeve­rwaltung, nicht zuletzt seitens des Staates, werden weitere Arbeitskrä­fte eingestell­t werden müssen, heißt es. Zudem fehle es an Räumen für die Schöffen, das Office social, den Mediator und die Vereine (beispielsw­eise Piwitsch Asbl und Club Senior) sowie die Archive.

„Wir wollen gestalten, und sind davon überzeugt, dass der aktuelle Standort der richtige für den Neubau des Rathauses ist“: Das sagte Schöffe Jean-Paul Roeder (Déi Gréng) nach der Präsentati­on.

Finanziell machbar

Rund acht Millionen Euro dürfte das Projekt für eine neue Mairie samt Abriss und einer provisoris­chen Unterkunft für die Gemeindedi­enste kosten. Laut Schöffe Roeder sind die Finanzen gesund und diese Investitio­n stelle absolut kein Problem dar. Es müssten weder Vorhaben verschoben, noch fallengela­ssen werden. Roeder argumentie­rte mit drei Grundsätze­n: Antizipier­en statt reagieren; prüfen, ob Infrastruk­turen den Anforderun­gen von morgen und übermorgen gerecht werden; umfassende Funktional­itäten im Ortszentru­m anbieten. Zudem kündigte er an, dass hinter dem Kulturzent­rum ein Generation­enpark entstehen und der Spielplatz vergrößert werden soll. Vorhaben, bei denen die Bürger mitreden sollen.

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Das vierstöcki­ge Gebäude soll parallel zur Kirche errichtet werden.
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