„Du bist wie ein Vater für mich“
Hussam Alhraki und Schauspieler Liam Cunningham über ihre ungewöhnliche Freundschaft
In Jordanien lernte „Game of Thrones“Star Liam Cunningham (59) den Flüchtling Hussam Alhraki kennen. Seitdem verbindet den Schauspieler und den 38 Jahre jüngeren Syrer eine enge Freundschaft. Zehn Jahre nach Ausbruch des Krieges in Alhrakis Heimat erzählen die beiden sich im Zoom Call, was sie einander bedeuten – und sprechen im Doppelinterview über die anhaltende Gewalt in der Levante und die deutsche Flüchtlingspolitik.
Hussam Alhraki, Liam Cunningham, wie haben Sie sich kennengelernt?
Liam Cunningham (LC): Ich war im September 2016 mit der Hilfsorganisation World Vision in Jordanien, um auf das Leid der vielen Menschen aufmerksam zu machen, die vor dem Krieg in Syrien ins Nachbarland geflohen waren. Dort habe ich Hussam getroffen.
Stolz bin ich auf Hussam vor allem, weil er sich nie aufgegeben hat. Liam Cunningham
Hussam Alhraki (HA): Die WorldVision-Leute haben mir gesagt, dass ich einen berühmten Schauspieler treffen würde, aber mir sagte sein Name nichts. Ich komme aus Daraa, der Stadt, in der vor zehn Jahren der Krieg ausbrach. Damals war ich elf Jahre alt. Seitdem hat der Krieg mein ganzes Leben bestimmt. Als ich Liam traf, hatte ich noch nie von Netflix oder „Game of Thrones“gehört. Das hat mich auch alles nicht interessiert. Ich wollte nur überleben und mit meiner Mutter nach Deutschland. Familienzusammenführung. Dort lebten damals bereits mein Vater und meine Brüder. Ich hatte unerlaubt das Flüchtlingslager verlassen. Ich hatte Angst, dass die Polizei auf mich aufmerksam werden würde, wenn ich einen großen Filmstar treffen würde. Aber Liam kam ganz unauffällig als sehr bescheidener Mann und hat mich freundlich angelächelt. Dann haben wir uns ewig unterhalten. Über den Krieg, über Schauspielerei, über alles.
LC: Und Du hast mir auf Arabisch dieses traurige Lied vom Krieg in Syrien vorgesungen. Deiner Mutter liefen dabei die Tränen übers Gesicht.
Welche Erinnerungen weckt dieses Lied?
HA: Keine Guten! Wir sind während des Krieges drei oder viermal innerhalb Syriens vor den Truppen Baschar al-Assads geflohen. Als unsere Schule bombardiert wurde, gab es viele Tote und Verletzte. Saad, einer meiner besten Freunde, starb auf dem Schulhof in meinen Armen. Danach hat mein Vater gesagt: Jetzt fliehen wir.
LC: Ein paar Wochen nach unserem Treffen hast Du mir per WhatsApp-ein Foto geschickt. Du