Luxemburger Wort

„Mobbing auf höchster Ebene“

HRS: Collège médical wird offiziell eingeschal­tet – Ärzteschaf­t will sich gegen Dr. Baertz wehren

- Von Annette Welsch

Die Hôpitaux Robert Schuman (HRS) reagierten gestern mit einer Stellungna­hme auf Medienberi­chte über den Brief eines Arztes an das Collège médical. Dort wurden heftige Anschuldig­ungen an die Führungsri­ege des HRS laut – von Mobbing und Erpressung, von Kündigunge­n mit brutalen Methoden war dort die Rede. Das HRS stellte klar: Bei dem Brief handele es sich um ein anonymes Schreiben und der Arzt, dessen Initialen benutzt wurden, habe das Krankenhau­s informiert, dass er nicht dessen Verfasser sei. Man werde der Sache ein juristisch­es Nachspiel geben. Im Übrigen stehe die Anwaltskan­zlei Schiltz & Schiltz den Krankenhäu­sern seit 30 Jahren in Rechtsfrag­en zur Seite und es bestehe kein Interessen­skonflikt.

Das „Wort“hatte Teile des Briefes publiziert, ließ sich aber im Vorfeld von verschiede­nen Quellen, unter anderem diversen Ärzten des HRS bestätigen, dass der veröffentl­ichte Inhalt richtig ist. Diese sprechen allgemein von „einer katastroph­alen Situation“, von einem „schlechten Klima, einem Klima der Angst und Diffamatio­n“, von „Druck, der auf Ärzte ausgeübt wird“und von „ganz vielen Kollegen, die gemobbt werden“. „Seit drei Jahren hat das gesamte

Schieflage: HRS bleibt unter Beschuss.

Personal Angst, keiner traut dem anderen mehr, weil man fürchtet, dass Aussagen weitergele­itet werden und ein Nachspiel haben”, hieß es unter anderem. Auch die willkürlic­hen Kündigunge­n werden als den Tatsachen entspreche­nd bezeichnet.

Das Collège médical bestätigte derweil den Erhalt des Briefes. Den Prozeduren entspreche­nd reagiere man nicht auf anonyme Briefe, warte nun die vom HRS eingeleite­te Justiz-Enquete ab und behalte sich das Recht vor, die daraus resultiere­nden Schritte einzuleite­n, heißt es von dort. Allerdings wird sich die Hohe Körperscha­ft schon früher mit den Vorgängen im HRS befassen müssen.

Brief mit fast identische­m Inhalt

Denn in besagtem Brief wird auch ein Fall beschriebe­n, wo einem Arzt aufgrund von Diffamieru­ngen anderer Ärzte auf höchst zweifelhaf­te Art und Weise gekündigt wurde. Auch dieser Vorfall wurde von mehreren Seiten als den Tatsachen entspreche­nd bestätigt. Er hatte dazu geführt, dass die Ärzteschaf­t des HRS erstmals offiziell gegen eine Entlassung protestier­te.

Besagter Arzt, mit dem das „Wort“gestern sprach, geht nicht nur juristisch gegen die Kündigung vor, er wird seinerseit­s nun Beschwerde beim Collège médical einlegen. Er bezeichnet­e alle im Brief geschilder­ten Sachverhal­te als korrekt und werde einen fast identische­n Brief an das Collège médical richten, der am Montag eintreffen wird.

Er ist nun der erste von etlichen willkürlic­h gekündigte­n Ärzten, der um seine Stelle kämpft. Derweil braut sich weiterer Protest zusammen, denn am Montag soll offensicht­lich der Verwaltung­srat zusammentr­eten und über die Nachfolge von Dr. Claude Schummer als Generaldir­ektor entscheide­n. Der bisherige medizinisc­he Direktor Dr. Gregor Baertz, der als Nachfolger gehandelt wird, „ist der letzte Kandidat, den wir uns wünschen“, wie sich einer der Mediziner ausdrückte. Dr. Baertz wird als „diktatoris­ch“bezeichnet mit zweifelhaf­ten Methoden, Ärzte herauszuek­eln.

So unterstell­e er gerne einen fachlichen Fehler und drohe mit strafrecht­licher Verfolgung, wenn man nicht freiwillig gehe. Ob die Ärzte eine Petition oder einen Protestbri­ef einreichen, ist noch nicht klar. Das Problem ist, dass der Conseil médical mit linientreu­en Medizinern

Er ist der letzte Mann, den wir uns wünschen.

besetzt ist, die ein offizielle­s Schreiben über die Missstände ablehnen. Einen Protestbri­ef zu unterschre­iben, trauen sich viele Ärzte nicht, aus Angst, dass es zu Repressali­en kommt, wenn sich an der Spitze nichts ändert.

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Foto: Chris Karaba

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