Biden verspricht die Rückkehr zur Normalität
Ab dem 1. Mai soll jeder Erwachsene in den USA Zugang zu einem Corona-Impfstoff erhalten
Mitten in der 24 Minuten lange Rede lehnt sich der US-Präsident vor und blickt tief in die Kamera. „Ich werde nicht nachlassen, bevor dieses Virus besiegt ist“, verspricht Joe Biden am Jahrestag des Beginns der Pandemie aus dem East Room des Weißen Hauses. Ein symbolischer Ort, der amerikanischen Präsidenten traditionell als Kulisse für wichtige Ansprachen dient. „Aber ich brauche Sie”, bittet er dann alle Bürger um Mithilfe im Kampf gegen die Pandemie, die in den USA bereits mehr Menschenleben gefordert hat als beide Weltkriege, der Vietnamkrieg und der 11. September zusammen. „Jeder Amerikaner muss seinen Teil dazu beitragen.”
Der Kontrast zu seinem Vorgänger im Weißen Haus könnte nicht klarer sein. Biden setzt dem „Nur ich allein kann das regeln“Donald Trumps sein „Ich brauche Sie“entgegen. Die Unfähigkeit seines Vorgängers, Mitgefühl zu zeigen, weicht einem Ton, der von Anteilnahme getragen wird. Der „Tröster-in-Chief“bettet seine hoffnungsvolle Botschaft zum Jahrestag in ein persönliches Narrativ ein.
Biden erinnert an ein düsteres Jahr, in dem viele Träume platzten, Menschen ihre Arbeit verloren, Geschäfte schlossen und das Virus Familien und Freunde trennte – zu viele für immer. An einer Stelle zieht der Präsident einen Zettel aus der Jackentasche. Diesen trage er immer bei sich, sagt Biden. Darauf steht die tagesaktuelle Zahl an Toten der Pandemie. An diesem Abend sind es mehr als 529 000 Amerikaner.
Trumps Dreiklang im Umgang mit der Pandemie aus hartnäckiger Verleugnung, gefährlicher Verharmlosung
und falschen Versprechungen setzt Biden Wahrheit, Hoffnung und Gemeinsinn entgegen. Verbunden mit einem ersten konkreten Zeitplan für ein Ende der Krise.
Feiern am Unabhängigkeitstag
Der Präsident stellt den Amerikanern einen Unabhängigkeitstag mit Barbecues, Treffen mit Familie und Freunden sowie Umarmungen für die Großeltern in Aussicht. „Ein 4. Juli mit Ihren geliebten Menschen ist das Ziel.“Damit dieses erreicht werden kann, will Biden die Bundesstaaten anweisen, ab dem 1. Mai jedem erwachsenen Amerikaner den Zugang zu einer Impfung anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt sollte sich jeder in die Schlange stellen dürfen.
Der Präsident betonte den Durchbruch bei der Überwindung von Engpässen durch die massiven Zukäufe an Vakzinen durch seine Regierung und die vermittelte Zusammenarbeit der Pharma-Riesen J&J und Merck bei der Produktion des J&J-Vakzines. Und reklamierte Anerkennung für das „Impfwunder”, das die USA zu einem der Staaten mit der höchsten Impfquote in der Welt gemacht hat. Rund ein Fünftel der Bevölkerung hat mindestens eine Vakzin-Gabe erhalten.
Biden verspricht das seit seiner Amtsübernahme auf zwei Millionen Impfungen verdoppelte Immunisierungstempo weiter zu erhöhen. Dafür sollen das Netz an Drogeriemärkten erweitert, die Zahl der Massen-Impfstellen verdoppelt und die Gruppe an Personen erweitert werden, die das Vakzin spritzen dürfen. Er habe 100 Millionen Impfungen in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit versprochen und erreiche dieses Ziel bereits nach 60 Tagen.