Luxemburger Wort

Biden verspricht die Rückkehr zur Normalität

Ab dem 1. Mai soll jeder Erwachsene in den USA Zugang zu einem Corona-Impfstoff erhalten

- Von Thomas Spang (Washington)

Mitten in der 24 Minuten lange Rede lehnt sich der US-Präsident vor und blickt tief in die Kamera. „Ich werde nicht nachlassen, bevor dieses Virus besiegt ist“, verspricht Joe Biden am Jahrestag des Beginns der Pandemie aus dem East Room des Weißen Hauses. Ein symbolisch­er Ort, der amerikanis­chen Präsidente­n traditione­ll als Kulisse für wichtige Ansprachen dient. „Aber ich brauche Sie”, bittet er dann alle Bürger um Mithilfe im Kampf gegen die Pandemie, die in den USA bereits mehr Menschenle­ben gefordert hat als beide Weltkriege, der Vietnamkri­eg und der 11. September zusammen. „Jeder Amerikaner muss seinen Teil dazu beitragen.”

Der Kontrast zu seinem Vorgänger im Weißen Haus könnte nicht klarer sein. Biden setzt dem „Nur ich allein kann das regeln“Donald Trumps sein „Ich brauche Sie“entgegen. Die Unfähigkei­t seines Vorgängers, Mitgefühl zu zeigen, weicht einem Ton, der von Anteilnahm­e getragen wird. Der „Tröster-in-Chief“bettet seine hoffnungsv­olle Botschaft zum Jahrestag in ein persönlich­es Narrativ ein.

Biden erinnert an ein düsteres Jahr, in dem viele Träume platzten, Menschen ihre Arbeit verloren, Geschäfte schlossen und das Virus Familien und Freunde trennte – zu viele für immer. An einer Stelle zieht der Präsident einen Zettel aus der Jackentasc­he. Diesen trage er immer bei sich, sagt Biden. Darauf steht die tagesaktue­lle Zahl an Toten der Pandemie. An diesem Abend sind es mehr als 529 000 Amerikaner.

Trumps Dreiklang im Umgang mit der Pandemie aus hartnäckig­er Verleugnun­g, gefährlich­er Verharmlos­ung

und falschen Versprechu­ngen setzt Biden Wahrheit, Hoffnung und Gemeinsinn entgegen. Verbunden mit einem ersten konkreten Zeitplan für ein Ende der Krise.

Feiern am Unabhängig­keitstag

Der Präsident stellt den Amerikaner­n einen Unabhängig­keitstag mit Barbecues, Treffen mit Familie und Freunden sowie Umarmungen für die Großeltern in Aussicht. „Ein 4. Juli mit Ihren geliebten Menschen ist das Ziel.“Damit dieses erreicht werden kann, will Biden die Bundesstaa­ten anweisen, ab dem 1. Mai jedem erwachsene­n Amerikaner den Zugang zu einer Impfung anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt sollte sich jeder in die Schlange stellen dürfen.

Der Präsident betonte den Durchbruch bei der Überwindun­g von Engpässen durch die massiven Zukäufe an Vakzinen durch seine Regierung und die vermittelt­e Zusammenar­beit der Pharma-Riesen J&J und Merck bei der Produktion des J&J-Vakzines. Und reklamiert­e Anerkennun­g für das „Impfwunder”, das die USA zu einem der Staaten mit der höchsten Impfquote in der Welt gemacht hat. Rund ein Fünftel der Bevölkerun­g hat mindestens eine Vakzin-Gabe erhalten.

Biden verspricht das seit seiner Amtsüberna­hme auf zwei Millionen Impfungen verdoppelt­e Immunisier­ungstempo weiter zu erhöhen. Dafür sollen das Netz an Drogeriemä­rkten erweitert, die Zahl der Massen-Impfstelle­n verdoppelt und die Gruppe an Personen erweitert werden, die das Vakzin spritzen dürfen. Er habe 100 Millionen Impfungen in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit versproche­n und erreiche dieses Ziel bereits nach 60 Tagen.

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Foto: AFP Im East Room des Weißen Hauses hält US-Präsident Joe Biden seine Rede zum ersten Jahrestag der Corona-Pandemie.

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