Absage für die Gerechtigkeit
Ohne die Hallenmeisterschaften fehlen den Leichtathleten auch Olympiapunkte
Es war keine leichte Entscheidung, die der Leichtathletikverband FLA vor einer Woche verkündet hat: Die nationalen Hallenmeisterschaften, die eigentlich an diesem Samstag hätten stattfinden sollen, fallen aus. Die Begründung ist vielschichtig.
Selbstverständlich hat die Corona-Pandemie damit zu tun. Aber dass Leichtathletik-Wettbewerbe in der Coque in Kirchberg auch unter strengsten Hygienemaßnahmen stattfinden können, hat der Verband bereits vor genau einem Monat beim CMCM-Meeting bewiesen.
Bei der Entscheidung um die Austragung der Hallenmeisterschaften ging es vielmehr um die Athleten, die nicht im professionellen Rahmen unterwegs sind.
Ungerechter Wettkampf
„Die FLA hat vorgeschlagen, diesen wichtigen Wettbewerb nur für die Elitesportler auszurichten, weil diese damit Bonuspunkte für die Olympiaqualifikation holen können“, erklärt Generaldirektor JeanSébastien Dauch. „Wir waren uns bewusst, dass dies ungerecht wäre, weil dadurch viele Athleten nicht hätten teilnehmen können – unter anderem auch einige Titelverteidiger.“
Viele Sportler und Vereine waren mit diesem Vorschlag nicht einverstanden. Bei einer Umfrage sprachen sich Clubs und Mitgliedern der Athletenkommission schließlich gegen eine Ausrichtung der Indoor-Titelkämpfe aus. „Natürlich tragen wir diese Entscheidung mit“, sagt Dauch.
Weil die Laufbahn in der Coque in Kürze renoviert wird, war dieses Wochenende die letzte Möglichkeit, den Wettbewerb auszurichten. Die Wintersaison in Luxemburg ist damit definitiv beendet.
„Das war sicherlich keine einfache Entscheidung für den Verband, vor allem in dieser Situation“,
sagt Mittelstreckenläufer Charel Grethen, der selbst auf der Jagd nach Olympiazählern ist. „Es wäre sowieso unwahrscheinlich, dass mir diese Punkte für die Tokio-Qualifikation viel helfen würden“, erklärt er.
„Ich müsste noch schneller laufen als beim CMCM-Meeting – und das ganz alleine. Das ist unwahrscheinlich.“
Ohnehin sei die Punkteausbeute bei den Freiluft-Meisterschaften im Sommer (Termin steht noch nicht fest) größer. In der Halle bekommt der Landesmeister einer Disziplin 40 Punkte, unter freiem Himmel sind es 140.
Während Kugelstoßer Bob Bertemes bereits für die Sommerspiele qualifiziert ist, rechnet sich auch die lange verletzte 800-m-Läuferin Charline Mathias noch Teilnahmechancen aus. Eine winzige Hoffnung haben auch Noémie Pleimling (Speerwurf), Vera Hoffmann (1 500 m) und Patrizia van der Weken (100 m).
Den luxemburgischen Spitzenathleten bleibt nichts anderes übrig, als wieder auf Punktejagd zu gehen, wenn es draußen wärmer geworden ist.