Zwei Nominierungen für „Collective“
Luxemburger Koproduktion von Alexander Nanau kann auf gleich zwei Oscars bei der Verleihung im April hoffen
Los Angeles / Luxemburg. Um kurz vor zwei Uhr gestern Mittag meldet sich der Produzent Bernard Michaux, der die Samsa-Koproduktion Collective betreut hat, als die Ergebnisse der letzten Nominierungswahlen für die Oscars 2021 bekanntgegeben waren. Dass diese Zusammenarbeit mit den rumänischen Partnern um den Regisseur Alexander Nanau gleich zwei Chancen auf einen Oscar hat, war so nicht zu erwarten – und macht den Luxemburger fast sprachlos: „Die gesamte Samsa Familie ist sehr, sehr glücklich. Wir danken unseren Partnern, dem Filmfund für das langjährige Vertrauen und allen, die von Anfang an an den Film geglaubt haben. Alexander hat mit diesem Film nicht nur einen dokumentarischen Meilenstein gelegt, sondern ist für uns auch zu einem guten Freund geworden. Eine Oscar-Nominierung ist unglaublich…, zwei sind atemberaubend; uns fehlen gerade noch die Worte.“
„Collective“ist in zwei Kategorien nominiert: als „Best International Feature Film“(als nationaler Beitrag Rumäniens) und „Bester Dokumentarfilm“. Es geht um die Aufklärungsarbeit eines Skandals in Rumänien, einem Nachtclubbrand und dessen Folgen für die Betroffenen. „Wir haben einen Film gemacht, der die Menschen zeigt, die die Wahrheit ans Tageslicht bringen, ihre Arbeit und das Risiko, das sie eingehen – und auch das Drama der Menschen, deren Leben durch Machthaber oder das korrupte Gesundheitssystem begraben wird“, sagte Alexander Nanau dem „Luxemburger Wort“kurz nach der Auszeichnung mit dem Europäischen Filmpreis im vergangenen Dezember.
Und damit nicht genug: Auch das Animationsabenteuer „Wolkwalkers“, koproduziert von Stéphan Roelants von Mélusine Productions, darf hoffen. Der Film des irischen
Regisseur Alexander Nanau könnte die Auszeichnungen gewinnen. Regisseurs Tomm Moore, der unter anderem einst mit „Song of the Sea“schon bei den Oscars für Wirbel gesorgt hatte, darf sich zum kleinen Kreis der letzten Nominiertenrunde in der Genrekategorie zählen.
Für die Firma Mélusine Productions und deren Chef Stéphan Roelants ist es bereits die vierte OscarNominierung – nach „Ernest et Célestine“(2012), „Song of the Sea“(2015) und „The Breadwinner“(2017). Dass er bei der großen Zeremonie am 25. April dabei sein darf, nimmt Roelants auf Nachfrage gestern gelassen: „Es ist nur die Kirsche auf dem Kuchen, wir nehmen sie gerne entgegen, aber die Nominierung ist für den Film bereits eine große Anerkennung.“Nicht nominiert wurde gestern
„Deux“von Regisseur Filippo Meneghetti, der noch am vergangenen Freitag in Frankreich den César für den besten Debütfilm gewonnen hatte. Diese Koproduktion von Donato Rotunno (Tarantula Luxembourg) stand in der Kategorie bester internationaler Film als Beitrag Frankreichs auf der letzten Shortlist, wurde aber dennoch nicht zurückbehalten.
Der offiziell für das Großherzogtum eingereichte Beitrag „River Tales“von Julie Schroell hatte es bereits nicht auf die KategorieShortlist geschafft und war damit ebenfalls schon länger aus dem Rennen.
„Mank“großer Favorit
Mit zehn Nominierungen ist die Filmbiografie „Mank“der diesjährige Oscarfavorit. Das Werk von Regisseur David Fincher ist unter anderem als bester Film sowie für die beste Regie und die beste Musik nominiert, wie die Oscar-Akademie bekanntgab. Außerdem wurde Gary Oldman für seine Rolle darin als bester Hauptdarsteller nominiert, Amanda Seyfried als beste Nebendarstellerin.
Dahinter reihen sich sechs Filme mit jeweils sechs Nominierungen: „The Father“, das Drama „Minari“über eine koreanisch-amerikanische Familie, die Filmbiografie „Judas and the Black Messiah“, das Road-Movie „Nomadland“, „Sound of Metal“und der Gerichtsthriller „The Trial of the Chicago 7“.
Auf einen Preis als beste Hauptdarstellerin können Viola Davis („Ma Rainey’s Black Bottom“), Andra Day („The United States vs. Billie Holiday“), Vanessa Kirby („Pieces of a Woman“), Frances McDormand („Nomadland“) und Carey Mulligan („Promising Young Woman“) hoffen.
In der Kategorie für den besten Hauptdarsteller sind neben Oldman für „Mank“noch Riz Ahmed für „Sound of Metal“, Anthony Hopkins für „The Father“, Steven Yeun für „Minari“sowie der im vorigen August an Krebs gestorbene „Black Panther“-Star Chadwick Boseman posthum für „Ma Rainey’s Black Bottom“nominiert. Mit Spannung waren auch die Nominierungen für die beste Regie erwartet worden. Dort können sich nun Thomas Vinterberg mit „Druk“, David Fincher mit „Mank“, Lee Isaac Chung mit „Minari“sowie die beiden Regisseurinnen Emerald Fennell mit „Promising Young Woman“und Chloé Zhao mit „Nomadland“Hoffnungen machen. dco/mt/dpa
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