Wachsame Augen
Heute vor fünf Jahren werden die ersten fixen Radargeräte eingeführt – Minister François Bausch zieht eine positive Bilanz
Luxemburg. Im Großherzogtum herrscht Blitzgefahr – zumindest für Personen, die es mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen im Straßenverkehr nicht allzu ernst nehmen. Vor fünf Jahren, am 16. März 2016, wurden die ersten zehn fixen Radargeräte scharf gestellt. Mittlerweile wachen solche Anlagen an 24 Standorten über den Verkehr. Ein Streckenradar, fünf mobile Radargeräte, zwei Baustellenradars und Polizisten, denen rund 90 Laserpistolen zur Verfügung stehen, unterstützen sie dabei.
„Nach fünf Jahren lässt sich eine positive Bilanz ziehen“, sagt Mobilitätsminister François Bausch (Déi Gréng). „Nicht, weil viele Personen geblitzt werden, sondern, weil wir die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich reduzieren konnten.“Sowohl die Zahl der tödlichen, als auch jene der Unfälle mit Schwerverletzten sei seit der Einführung gesunken.
In den vergangenen fünf Jahren lag die Zahl der Verkehrstoten dreimal unter 30 (2017: 25; 2019: 22; 2020: 26) und erreichte 2019 ein Rekordtief. „Dafür sind natürlich nicht nur die Radaranlagen verantwortlich, sie haben aber sicherlich einen wichtigen Beitrag geleistet“, sagt François Bausch und spricht von einem allgemeinen Umdenken in Sachen Verkehrssicherheit. Die Verkehrsteilnehmer würden besser auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen achten.
Dies habe sich unter anderem auch bei der Einführung des Sektorradars auf der N 11 zwischen Gonderingen und Waldhof im vergangenen Jahr gezeigt. „Dort wurden bei Weitem nicht so viele Bußgelder ausgestellt als bei der Einführung der fixen Radare“, so François Bausch.
Und so habe sich auf allen Strecken, an denen fixe Radaranlagen stehen, die Situation verbessert. Etwa würden schwerere Unfälle am Kreisverkehr Raemerich seit Inbetriebnahme einer fixen Radaranlage im Sommer 2018 im Grunde der Vergangenheit angehören, so der Minister.
Unterm Strich sei die positive Entwicklung aber nicht überraschend gewesen. „Luxemburg ist ja nicht anders als andere Länder. Wir hatten im Vergleich zum Ausland einen großen Rückstand bei den Radaranlagen.“Etwa in den Niederlanden, der Schweiz oder den skandinavischen Ländern seien die Geräte schon viel länger im Einsatz. „Nicht ohne Grund haben diese Länder auch die besten Verkehrsstatistiken.“
Fast eine Million Mal ausgelöst
Für François Bausch sind Radargeräte ein Schlüsselelement, ein „Elément phare“, in Sachen Verkehrssicherheit. Ebenso wie die Einführung des Sicherheitsgurts oder des Punkteführerscheins hätten die Geräte großen Einfluss auf das Verhalten und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gehabt.
In den vergangenen fünf Jahren waren die fixen Radargeräte auf jeden Fall viel gefragt: Den jüngsten Zahlen der Polizei zufolge stellten sie insgesamt mehr als 961 600
Für François Bausch sind Radargeräte ein Schlüsselelement in Sachen Verkehrssicherheit.
Verstöße (bis 31. Dezember 2020) fest. Alleine im vergangenen Jahr waren es 138 679. 97 Prozent der Auslösungen hatten Bußgelder von 49 Euro zur Folge und betrafen somit leichtere Verstöße.
3 657 betrafen allerdings schwerere Vergehen, sodass ein Strafzettel in Höhe von 145 Euro ausgestellt und zwei Punkte vom Führerschein abgezogen wurden. 520 Mal wurde sogar eine Strafanzeige gegen die Verkehrsteilnehmer gestellt.
Dies ist bei einem sogenannten Délit de grande vitesse der Fall, das vorliegt, wenn ein Verkehrsteilnehmer die Höchstgeschwindigkeit um 50 Prozent oder mindestens 20 km/h überschreitet und bereits zuvor durch eine hohe Übertretung aufgefallen war. Insgesamt lässt sich aber an allen Standorten eine fallende Tendenz der Auslösungen feststellen. Sogar so weit, dass sich die Gesamtzahl der Auslösungen über die Jahre verringert hat, obwohl deutlich mehr Geräte im Einsatz sind.
Anders verhält es sich allerdings bei den Verstößen, die durch mobile Geräte, Baustellenradars und bei Verkehrskontrollen der Polizei festgestellt werden. Sie machen einen immer bedeutenderen Anteil der festgestellten Überschreitungen aus. So wurden laut Polizei seit vergangenem März auf diese Art mehr als 81 500 Verstöße registriert.
Neues an der Blitzerfront
Nachdem 2020 die Verkehrsüberwachung mit dem Sektorradar auf der N 11 erweitert wurde, soll in diesem Jahr ein neues Gerät, ein Ampelblitzer, folgen. Die Anlage wacht bereits im Testbetrieb über die Kreuzung an der Stäreplaz und soll im April scharf gestellt werden. Das Gerät stellt Geschwindigkeitsüberschreitungen und Rotlichtverstöße fest.
François Bausch erhofft sich durch die Einführung des Ampelblitzers einen ähnlichen Sensibilisierungseffekt
wie bei den anderen Anlagen. Dass es in diesem Zusammenhang einen Handlungsbedarf gibt, zeigt eine erste Auswertung der Testphase.
Innerhalb von nur vier Monaten, zwischen Oktober 2020 und Januar 2021, wurden insgesamt 6 432 Überschreitungen einer roten Ampel und 3 816 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt – dies an einer Kreuzung, auf der etwa eine Kollision mit der Tram fatale Folgen haben könnte.
Das Gerät soll nicht das einzige seiner Art bleiben. Auf der Kreuzung in Höhe der Kirche in Hollerich soll bis Ende des Jahres ein weiteres folgen. Ebenfalls in Schlammestee, wo bereits ein fixer Radar steht, soll ein Ampelblitzer errichtet werden, der das ältere Gerät wohl ersetzen wird.
Aber auch ein weiterer Sektorradar soll in diesem Jahr noch installiert werden. Der Tunnel Markusberg soll als erster Autobahntunnel mit einem solchen Gerät ausgestattet werden. Bei solchen Unterführungen übernehmen die Geräte eine besonders wichtige präventive Rolle, so François Bausch. Verkehrsunfälle seien dort besonders gefährlich. Zukünftig sollen solche Geräte in weiteren Unterführungen, wie etwa im Gousselerbierg-Tunnel auf der A 7, folgen.