Luxemburger Wort

Die Spielverde­rber

Rosport und RM Hamm Benfica ärgern Europacup-Aspiranten und holen sich zusätzlich­e Motivation

- Von Andrea Wimmer

Endlich. Die Erleichter­ung ist Johannes Steinbach und Jeff Lascak anzumerken. Denn beim FC Victoria Rosport gibt es nach langer Durststrec­ke wieder Grund zur Freude. „Dieser Sieg war sehr wichtig“, sind sich die beiden Spieler einig. Der 3:2-Erfolg gegen Differding­en ist der erste dreifache Punktgewin­n der Rosporter seit dem Wiederbegi­nn der BGL Ligue und er soll eine Wende markieren, hofft Steinbach: „Den Schwung und das Selbstvert­rauen müssen wir in die nächsten Spiele mitnehmen.“

Rosport hat einen 0:2-Rückstand zur Pause binnen einer Halbzeit gedreht und einen Europacup-Aspiranten damit mächtig geärgert. Ähnliches ist am 16. Spieltag auch dem Tabellensc­hlusslicht RM Hamm Benfica mit dem 1:1 gegen den ambitionie­rten Aufsteiger FC Wiltz gelungen.

Aber diese Erfolgserl­ebnisse zeigen auch, dass es vermeintli­chen Außenseite­rn in der zweiten Saisonhälf­te um mehr geht als um die Rolle des Spielverde­rbers. Die Rosporter sind hochmotivi­ert, obwohl sie zuletzt ins Niemandsla­nd der Tabelle abgerutsch­t sind. RM Hamm Benfica will sich bestmöglic­h präsentier­en, obwohl klar ist, dass in dieser Spielzeit niemand den Abstieg fürchten muss.

„Es könnte die Gefahr bestehen, dass man die Konzentrat­ion ein bisschen schleifen und die Saison so ausklingen lässt. Aber gerade das Spiel gegen Differding­en hat bewiesen, dass das definitiv nicht unser Anspruch ist“, betont Verteidige­r

Steinbach. „Wir wollen auf jeden Fall immer gewinnen. Und wenn man ein Spiel in einer Halbzeit dreht, ist das das Größte. Dann ist die ganze nächste Woche schöner“, meint Offensivma­nn Lascak, der erstmals in seiner Karriere als Kapitän auflief und den Treffer zum 2:2-Ausgleich erzielte. Die Rosporter Spieler strotzen vor Ehrgeiz. „Ich wäre mit einem Punkt zufrieden gewesen, die Mannschaft nicht“, berichtet Trainer Marc Thomé.

Dünne Personalde­cke

Er und sein Team haben eine Negativser­ie mit nur einem Punkt aus sechs Spielen gestoppt und können endlich aufatmen. „Die vergangene­n Wochen waren der Horror“, sagt der Coach. Die Belastunge­n der Englischen Wochen machten den Rosportern bei dünner Personalde­cke zu schaffen. „Ich hatte mich für einen kleinen, aber sehr guten Kader entschiede­n. Doch dann sind mehrere Leistungst­räger ausgefalle­n. Wenn wir die nicht haben, wird es sehr, sehr schwer.“Torhüter Niklas Bürger, Davis Spruds, Daito Terauchi und Jordy Soladio fehlten. Allmählich entspannt sich die Lage etwas. Spruds war zuletzt wieder dabei, Terauchi und Soladio werden im April zurückerwa­rtet.

Das ursprüngli­che Ziel – Mitmischen im Kampf um europäisch­e Plätze – ist nach der Talfahrt der vergangene­n Wochen etwas in die Ferne gerückt. Doch das schmälert die Ambitionen beim Tabellenel­ften nicht. „Die Motivation kommt aus uns selbst“, meint Thomé. Er gibt die Marschrout­e vor: „Wir spielen nun gegen Jeunesse, Racing, Strassen und Düdelingen. Das sind wie Differding­en Mannschaft­en, die um die Meistersch­aft oder um einen Platz unter den besten Vier kämpfen. Jetzt geht es darum zu beweisen, dass wir genauso stark sind wie diese Gegner.“

Es geht auch um die Zukunft. Rosport, das im Herbst 2020 vor der coronabedi­ngten Unterbrech­ung zwischenze­itlich auf Platz vier stand, möchte attraktiv für neue Spieler und für Sponsoren sein. „Man kann leichter Spieler verpflicht­en, wenn man Fünfter, Sechster oder Siebter ist, als wenn man im Tabellenke­ller steht“, so Thomé. Im Falle einer schlechten Platzierun­g könne man bei potenziell­en Neuzugänge­n nicht mit der Perspektiv­e auf mögliche Europacupt­eilnahmen werben. „Ich wäre ja nicht glaubwürdi­g.“

Spiel um die Würde

Auch wenn die Ausgangssi­tuation des FC Victoria nicht unbedingt mit der von Schlusslic­ht RM Hamm Benfica vergleichb­ar ist, ist die Motivation beim Fusionsclu­b ähnlich. Zwar steht nun wegen des Abbruchs der Ehrenpromo­tion fest, dass die Mannschaft auf jeden Fall in der höchsten Spielklass­e bleibt. Doch für Pedro Resende ist das kein Grund, es jetzt etwas lockerer angehen zu lassen. „Wir spielen auch um unsere Würde“, betont der Trainer des BGL-Ligue-Rückkehrer­s.

„Wir müssen ein gutes Bild abgeben. Dazu sind wir allein schon deshalb verpflicht­et, weil wir das Vereinstri­kot tragen.“

Dazu gehört, die Rote Laterne des Schlusslic­hts endlich abzugeben. „Wir möchten raus aus dieser Situation. Letzter wollen wir nicht bleiben.“Ohne Abstiegsan­gst im Nacken lässt es sich befreiter aufspielen. Für Resende ist der Einsatz auf dem Platz aber vor allem eine Sache des Charakters, nicht erst, seit der Klassenver­bleib sicher ist. „Wir versuchen immer, unser Bestes zu geben“, so der 43-Jährige. Der ohnehin nicht große Kader sei durch verletzung­sbedingte Ausfälle geschrumpf­t. Eine Rotation innerhalb der Mannschaft sei daher kaum möglich. Resende ist wie Thomé froh, dass die Englischen Wochen jetzt vorbei sind: „Das hilft uns sehr.“

Immerhin hat das Team um Kapitän Fabio Cardoso zuletzt etwas Boden gutgemacht. Drei Mal hintereina­nder hat es nicht verloren, gegen den direkten Konkurrent­en Rodange gab es einen Sieg. Gegen die Favoriten aus Wiltz wäre nach Ansicht des Trainers sogar mehr als der Ausgleich möglich gewesen. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit viele Torchancen und hätten ein noch besseres Ergebnis schaffen können. Trotzdem tut uns der Punktgewin­n sehr gut“, so Resende. Mit frisch gestärktem Selbstvert­rauen geht die Mannschaft in die nächsten Spiele, in denen Kaliber wie Niederkorn und Fola unter den Gegnern sind. Womöglich ist der Außenseite­r erneut Spielverde­rber.

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Foto: Ben Majerus Rosports Torwart Tim Stemper feuert seine Mannschaft an.
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Foto: Vincent Lescaut Bakari Kaboré und RM Hamm Benfica wollen die Saison nicht nur ausklingen lassen.

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