Die Spielverderber
Rosport und RM Hamm Benfica ärgern Europacup-Aspiranten und holen sich zusätzliche Motivation
Endlich. Die Erleichterung ist Johannes Steinbach und Jeff Lascak anzumerken. Denn beim FC Victoria Rosport gibt es nach langer Durststrecke wieder Grund zur Freude. „Dieser Sieg war sehr wichtig“, sind sich die beiden Spieler einig. Der 3:2-Erfolg gegen Differdingen ist der erste dreifache Punktgewinn der Rosporter seit dem Wiederbeginn der BGL Ligue und er soll eine Wende markieren, hofft Steinbach: „Den Schwung und das Selbstvertrauen müssen wir in die nächsten Spiele mitnehmen.“
Rosport hat einen 0:2-Rückstand zur Pause binnen einer Halbzeit gedreht und einen Europacup-Aspiranten damit mächtig geärgert. Ähnliches ist am 16. Spieltag auch dem Tabellenschlusslicht RM Hamm Benfica mit dem 1:1 gegen den ambitionierten Aufsteiger FC Wiltz gelungen.
Aber diese Erfolgserlebnisse zeigen auch, dass es vermeintlichen Außenseitern in der zweiten Saisonhälfte um mehr geht als um die Rolle des Spielverderbers. Die Rosporter sind hochmotiviert, obwohl sie zuletzt ins Niemandsland der Tabelle abgerutscht sind. RM Hamm Benfica will sich bestmöglich präsentieren, obwohl klar ist, dass in dieser Spielzeit niemand den Abstieg fürchten muss.
„Es könnte die Gefahr bestehen, dass man die Konzentration ein bisschen schleifen und die Saison so ausklingen lässt. Aber gerade das Spiel gegen Differdingen hat bewiesen, dass das definitiv nicht unser Anspruch ist“, betont Verteidiger
Steinbach. „Wir wollen auf jeden Fall immer gewinnen. Und wenn man ein Spiel in einer Halbzeit dreht, ist das das Größte. Dann ist die ganze nächste Woche schöner“, meint Offensivmann Lascak, der erstmals in seiner Karriere als Kapitän auflief und den Treffer zum 2:2-Ausgleich erzielte. Die Rosporter Spieler strotzen vor Ehrgeiz. „Ich wäre mit einem Punkt zufrieden gewesen, die Mannschaft nicht“, berichtet Trainer Marc Thomé.
Dünne Personaldecke
Er und sein Team haben eine Negativserie mit nur einem Punkt aus sechs Spielen gestoppt und können endlich aufatmen. „Die vergangenen Wochen waren der Horror“, sagt der Coach. Die Belastungen der Englischen Wochen machten den Rosportern bei dünner Personaldecke zu schaffen. „Ich hatte mich für einen kleinen, aber sehr guten Kader entschieden. Doch dann sind mehrere Leistungsträger ausgefallen. Wenn wir die nicht haben, wird es sehr, sehr schwer.“Torhüter Niklas Bürger, Davis Spruds, Daito Terauchi und Jordy Soladio fehlten. Allmählich entspannt sich die Lage etwas. Spruds war zuletzt wieder dabei, Terauchi und Soladio werden im April zurückerwartet.
Das ursprüngliche Ziel – Mitmischen im Kampf um europäische Plätze – ist nach der Talfahrt der vergangenen Wochen etwas in die Ferne gerückt. Doch das schmälert die Ambitionen beim Tabellenelften nicht. „Die Motivation kommt aus uns selbst“, meint Thomé. Er gibt die Marschroute vor: „Wir spielen nun gegen Jeunesse, Racing, Strassen und Düdelingen. Das sind wie Differdingen Mannschaften, die um die Meisterschaft oder um einen Platz unter den besten Vier kämpfen. Jetzt geht es darum zu beweisen, dass wir genauso stark sind wie diese Gegner.“
Es geht auch um die Zukunft. Rosport, das im Herbst 2020 vor der coronabedingten Unterbrechung zwischenzeitlich auf Platz vier stand, möchte attraktiv für neue Spieler und für Sponsoren sein. „Man kann leichter Spieler verpflichten, wenn man Fünfter, Sechster oder Siebter ist, als wenn man im Tabellenkeller steht“, so Thomé. Im Falle einer schlechten Platzierung könne man bei potenziellen Neuzugängen nicht mit der Perspektive auf mögliche Europacupteilnahmen werben. „Ich wäre ja nicht glaubwürdig.“
Spiel um die Würde
Auch wenn die Ausgangssituation des FC Victoria nicht unbedingt mit der von Schlusslicht RM Hamm Benfica vergleichbar ist, ist die Motivation beim Fusionsclub ähnlich. Zwar steht nun wegen des Abbruchs der Ehrenpromotion fest, dass die Mannschaft auf jeden Fall in der höchsten Spielklasse bleibt. Doch für Pedro Resende ist das kein Grund, es jetzt etwas lockerer angehen zu lassen. „Wir spielen auch um unsere Würde“, betont der Trainer des BGL-Ligue-Rückkehrers.
„Wir müssen ein gutes Bild abgeben. Dazu sind wir allein schon deshalb verpflichtet, weil wir das Vereinstrikot tragen.“
Dazu gehört, die Rote Laterne des Schlusslichts endlich abzugeben. „Wir möchten raus aus dieser Situation. Letzter wollen wir nicht bleiben.“Ohne Abstiegsangst im Nacken lässt es sich befreiter aufspielen. Für Resende ist der Einsatz auf dem Platz aber vor allem eine Sache des Charakters, nicht erst, seit der Klassenverbleib sicher ist. „Wir versuchen immer, unser Bestes zu geben“, so der 43-Jährige. Der ohnehin nicht große Kader sei durch verletzungsbedingte Ausfälle geschrumpft. Eine Rotation innerhalb der Mannschaft sei daher kaum möglich. Resende ist wie Thomé froh, dass die Englischen Wochen jetzt vorbei sind: „Das hilft uns sehr.“
Immerhin hat das Team um Kapitän Fabio Cardoso zuletzt etwas Boden gutgemacht. Drei Mal hintereinander hat es nicht verloren, gegen den direkten Konkurrenten Rodange gab es einen Sieg. Gegen die Favoriten aus Wiltz wäre nach Ansicht des Trainers sogar mehr als der Ausgleich möglich gewesen. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit viele Torchancen und hätten ein noch besseres Ergebnis schaffen können. Trotzdem tut uns der Punktgewinn sehr gut“, so Resende. Mit frisch gestärktem Selbstvertrauen geht die Mannschaft in die nächsten Spiele, in denen Kaliber wie Niederkorn und Fola unter den Gegnern sind. Womöglich ist der Außenseiter erneut Spielverderber.