Eine durstige Hauptstadt
2020 fließen 7,8 Millionen Kubikmeter Frischwasser durch das städtische Netz
Luxemburg. Heute ist der internationale Weltwassertag. Diese Gelegenheit hat die Stadt Luxemburg genutzt, um mehr über den Verbrauch ihrer Bürger und über ihre Infrastrukturen zu verraten.
Zunächst eine von mehreren guten Nachrichten: Im Winter 2019/20 hat es viel geregnet. „Die Infiltration der Regenfälle in die Grundwasserschicht lag gegen Ende des Jahres 2020 um 22 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt“, sagt Hauptstadtschöffin Simone Beissel (DP) bei einem Pressetermin im Wasserturm am Tubis in Cessingen. Dadurch habe sich der Zustand der 70 Quellen im Einzugsgebiet der Hauptstadt verbessern können. Und auch der Stausee sei wieder randvoll.
Allerdings: Sehr lange werde das Wasser nicht in der Tiefe bleiben, denn die Stadt Luxemburg habe großen Durst. „In den vergangenen zehn Jahren ist die Bevölkerung der Stadt um knapp 30 Prozent gewachsen“, bekräftigt Simone Beissel. Und rund 7,8 Millionen Kubikmeter Frischwasser seien im Jahr 2020 durch das 437 Kilometer lange Leitungsnetz der Stadt Luxemburg geflossen.
93 Liter pro Bewohner pro Tag
„Was die Versorgung mit Trinkwasser betrifft, sind wir ein glückliches Land“, meint sie. Jeder Einwohner der Gemeinde Luxemburg habe im Jahr 2020 pro Tag 93 Liter Wasser verbraucht, in Afrika seien es nur 19 Liter pro Kopf und Tag. Dabei sei der Wasserverbrauch pro Kopf in Luxemburg in den vergangenen zehn Jahren um ein Viertel zurückgegangen.
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass trotz Bevölkerungswachstums der gesamte Wasserverbrauch in den vergangenen zehn Jahren relativ konstant blieb.
Im Jahr 2020 wurden so nur 2,1 Prozent mehr Wasser verbraucht als im Jahr 2010.
Die Corona-Pandemie hatte keinen großen Einfluss auf den Gesamtverbrauch, dennoch ist es zu Verschiebungen gekommen. Während dem Lockdown im März 2020 ging der Wasserverbrauch um 20 Prozent zurück, im Sommer wurde dagegen mehr verbraucht. Die Verantwortlichen des Service Eaux erklären dies mit der „Vakanz doheem“, die Stadtbewohner blieben zu Hause.
Insgesamt hat sich der Trend der vergangenen Jahre aber fortgesetzt: Die Luxemburger gehen sparsamer mit dem wertvollen Nass um. Doch das erklärt nicht den ganzen Rückgang, denn es ging auch weniger Wasser verloren als zuvor. Acht Kilometer Leitungen wurden im Jahr 2020 ersetzt, über fünf Kilometer kamen neu hinzu.
„Die Stadt Luxemburg hat ein junges Netz, das Durchschnittsalter der Leitungen beträgt nur 22,4 Jahre“, stellt ein Vertreter des hauptstädtischen Service Eaux fest. Im Jahr 2020 konnten die Techniker nur noch 35 Lecks ausfindig machen, „sonst hatten wir doppelt so viele“, betont Simone Beissel. Inzwischen gingen nur noch knapp zwei Prozent des Wassers zwischen den Quellen und den Wasserhähnen der Verbraucher verloren. Im Jahr 2017 waren es noch über zehn Prozent.
Von den 70 Quellen ist nur etwa die Hälfte in Betrieb, die im Jahr 2020 knapp zwei Drittel des in der Hauptstadt verbrauchten Wassers lieferten. Der Rest stammt vom Trinkwassersyndikat SEBES.
Um die Versorgung aus den eigenen Quellen zu verbessern hat sich die Stadt entschlossen in die Renovierung der stillgelegten Quellfassungen „Glasburen“und „Brennerei“zu investieren. „Die Wasserqualität dieser Quellen ist sehr gut“, betont Beissel. Die Renovierungsarbeiten hätten nun im Februar 2021 begonnen.
Kopstal wieder betriebsbereit
Was die Quantität des Wassers betrifft, gibt es also Entspannung. Bei der Wasserqualität stimmt das nicht ganz. „Nitrate und Pestizide stellen die größte Gefahr für das Grundwasser der Stadt Luxemburg dar“, so der Service Eaux. Vor allem bei der Quelle in Kopstal, die auch an das Netz der Hauptstadt angeschlossen ist, sei die Konzentration an Nitraten sehr hoch. Die Quelle musste denn auch geschlossen werden. Seit Aktivkohlefilter das Wasser aufbereiten, ist sie aber wieder operationell.
„Auch die Quellen im Grünewald sprudeln massiv“, führt Simone Beissel aus. Dennoch könne dieses Wasser nicht in das Leitungsnetz eingespeist werden, da „das Wasser wegen der Nähe zum Flughafen verunreinigt ist“.
Der Wasserturm mit der „Spaghettifassade“im Ban de Gasperich – der „Lieblingswasserturm“der Schöffin, wie sie betont – versorgt den Südwesten und das neue Stadtviertel mit Trinkwasser. Aktuell ist der Turm „voll mit SEBES-Wasser“, erklärt Beissel. Das soll sich aber in Zukunft ändern.
Beim Wasserturm Tubis in Cessingen wurde überdies im vergangenen Winter ein neuer Brunnen gebohrt. In 122 Meter Tiefe wurde Wasser gefunden. Wenn bis dahin alle Arbeiten abgeschlossen sind, soll die Anlage im Sommer 2022 in Betrieb gehen. j-ps