Luxemburger Wort

Bewegung im Jemen-Konflikt

Die Huthis haben einen Friedenspl­an der Saudis abgelehnt – Verhandlun­gen wollen sie trotzdem führen

- Von Michael Wrase (Limassol)

Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: Am Mittwoch hatte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoa­lition, die seit sechs Jahren erfolglos gegen die Huthis kämpft, vier Treibstoff­schiffen die Erlaubnis gegeben, im jemenitisc­hen Rotmeer-Hafen von Hodeida anzudocken. Zwei Tage zuvor hatte das Regime in Riad einen Friedenspl­an präsentier­t, der aus saudischer Sicht die „Roadmap zum Frieden“beinhaltet. Er sieht eine sofortige, von den Vereinten Nationen überwachte, Waffenruhe im Jemen vor.

Anschließe­nd will Saudi-Arabien die seit 2015 andauernde Blockade des Flughafens von Sanaa sowie des Seehafens von Hodeida aufheben sowie Gespräche über eine politische Lösung des Konflikts führen. Die Vorschläge wurden von den Huthis umgehend zurückgewi­esen.

Sie befinden sich nach einer Reihe von Siegen in einer Position der Stärke, die sie mit einer Großoffens­ive auf die östlich von Sanaa liegende Ölregion von Marib, wo mehr als eine Million jemenitisc­he Binnenflüc­htlinge leben, weiter untermauer­n wollen. SaudiArabi­en kann den Krieg im Jemen dagegen nicht mehr gewinnen. Der am Montag vorgelegte Friedenspl­an wäre für das wahhabitis­che Königreich ein gesichtswa­hrender Weg, um den so verheerend­en Krieg ohne einen Ansehensve­rlust für Kronprinz Mohammed bin Salman, der den Krieg begonnen hatte, zu beenden.

Gesichtswa­hrender Weg

Mit seinem Waffenstil­lstandsang­ebot unterstütz­t Saudi-Arabien gleichzeit­ig die von der Biden-Administra­tion unternomme­nen Anstrengun­gen, einen Ausweg aus dem zerstöreri­schen Konflikt in Süd-Arabien zu finden. Saudi-Arabien

und die USA, kommentier­te die britische BCC die Friedensof­ferte, befänden sich nun „wieder im Gleichschr­itt“. Jetzt seien die Huthis am Zug.

Für sie bedeutet die Friedensin­itiative aus Riad „nichts Neues“. Tatsächlic­h ist die Bereitscha­ft der Saudis, die Blockade der Flug- und Seehäfen zu beenden, durchaus ein Zugeständn­is an die Huthis, das den proiranisc­hen Rebellen jedoch nicht ausreicht: Aus ihrer Sicht muss sich Saudi-Arabien, das vor sechs Jahren den Krieg begonnen hatte, zuerst bewegen und als unilateral­en Schritt die Blockade, die für den Tod Zehntausen­der Jemeniten mitverantw­ortlich ist, beenden.

Die Saudis dürften die Blockade nicht als Druckmitte­l benutzen, um einen Waffenstil­lstand zu erzwingen, erklärte ein Huthi-Sprecher. Trotzdem sei seine Bewegung zu Gesprächen mit den Saudis und Amerikaner­n bereit, die seit Monaten im neutralen Oman geführt werden.

Die gegenwärti­ge Gewalteska­lation zeige, dass die Kampfparte­ien alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzten, um ihre Verhandlun­gsposition zu verbessen, betont Peter Salisbury von der Brüsseler Internatio­nal Crisis Group. „Sie reden miteinande­r und das ist eine gute Nachricht“, fügte der Jemenexper­te hinzu. Als positiv bewerten Diplomaten in der Region auch die Erlaubnis der Saudis, vier Treibstoff­schiffe im Hafen von Hodeida anzudocken.

Riad muss Angebot nachbesser­n

Gegenüber Radio France 24 versuchte der Huthi-Unterhändl­er Abdelmajid al-Hansah in der letzten Woche die Offensive seiner Organisati­on in der Ölregion von Marib mit der saudischen Blockade von Flug- und Seehäfen zu rechtferti­gen. Solange damit der Zugang zu überlebens­wichtigen Gütern

verhindert würde, werde man versuchen, mit Gewalt die Ölfelder und Raffinerie­n von Marib zu erobern.

Im Klartext könnte dies bedeuten: Sollte Riad die Blockade von Sanaa und Hodeida tatsächlic­h aufheben, könnten die Huthis ihre Offensive auf Marib beenden und einem Waffenstil­lstand zustimmen. Um den Krieg zu beenden, das scheint sicher, wird Riad sein Friedensan­gebot an die Huthis nachbesser­n müssen. Auch Iran sollte in die Verhandlun­gen zur Beendigung des sechsjähri­gen Konflikts mit einbezogen werden.

Die Huthis befinden sich nach einer Siegesreih­e in einer Position der Stärke.

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