Bewegung im Jemen-Konflikt
Die Huthis haben einen Friedensplan der Saudis abgelehnt – Verhandlungen wollen sie trotzdem führen
Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: Am Mittwoch hatte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die seit sechs Jahren erfolglos gegen die Huthis kämpft, vier Treibstoffschiffen die Erlaubnis gegeben, im jemenitischen Rotmeer-Hafen von Hodeida anzudocken. Zwei Tage zuvor hatte das Regime in Riad einen Friedensplan präsentiert, der aus saudischer Sicht die „Roadmap zum Frieden“beinhaltet. Er sieht eine sofortige, von den Vereinten Nationen überwachte, Waffenruhe im Jemen vor.
Anschließend will Saudi-Arabien die seit 2015 andauernde Blockade des Flughafens von Sanaa sowie des Seehafens von Hodeida aufheben sowie Gespräche über eine politische Lösung des Konflikts führen. Die Vorschläge wurden von den Huthis umgehend zurückgewiesen.
Sie befinden sich nach einer Reihe von Siegen in einer Position der Stärke, die sie mit einer Großoffensive auf die östlich von Sanaa liegende Ölregion von Marib, wo mehr als eine Million jemenitische Binnenflüchtlinge leben, weiter untermauern wollen. SaudiArabien kann den Krieg im Jemen dagegen nicht mehr gewinnen. Der am Montag vorgelegte Friedensplan wäre für das wahhabitische Königreich ein gesichtswahrender Weg, um den so verheerenden Krieg ohne einen Ansehensverlust für Kronprinz Mohammed bin Salman, der den Krieg begonnen hatte, zu beenden.
Gesichtswahrender Weg
Mit seinem Waffenstillstandsangebot unterstützt Saudi-Arabien gleichzeitig die von der Biden-Administration unternommenen Anstrengungen, einen Ausweg aus dem zerstörerischen Konflikt in Süd-Arabien zu finden. Saudi-Arabien
und die USA, kommentierte die britische BCC die Friedensofferte, befänden sich nun „wieder im Gleichschritt“. Jetzt seien die Huthis am Zug.
Für sie bedeutet die Friedensinitiative aus Riad „nichts Neues“. Tatsächlich ist die Bereitschaft der Saudis, die Blockade der Flug- und Seehäfen zu beenden, durchaus ein Zugeständnis an die Huthis, das den proiranischen Rebellen jedoch nicht ausreicht: Aus ihrer Sicht muss sich Saudi-Arabien, das vor sechs Jahren den Krieg begonnen hatte, zuerst bewegen und als unilateralen Schritt die Blockade, die für den Tod Zehntausender Jemeniten mitverantwortlich ist, beenden.
Die Saudis dürften die Blockade nicht als Druckmittel benutzen, um einen Waffenstillstand zu erzwingen, erklärte ein Huthi-Sprecher. Trotzdem sei seine Bewegung zu Gesprächen mit den Saudis und Amerikanern bereit, die seit Monaten im neutralen Oman geführt werden.
Die gegenwärtige Gewalteskalation zeige, dass die Kampfparteien alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzten, um ihre Verhandlungsposition zu verbessen, betont Peter Salisbury von der Brüsseler International Crisis Group. „Sie reden miteinander und das ist eine gute Nachricht“, fügte der Jemenexperte hinzu. Als positiv bewerten Diplomaten in der Region auch die Erlaubnis der Saudis, vier Treibstoffschiffe im Hafen von Hodeida anzudocken.
Riad muss Angebot nachbessern
Gegenüber Radio France 24 versuchte der Huthi-Unterhändler Abdelmajid al-Hansah in der letzten Woche die Offensive seiner Organisation in der Ölregion von Marib mit der saudischen Blockade von Flug- und Seehäfen zu rechtfertigen. Solange damit der Zugang zu überlebenswichtigen Gütern
verhindert würde, werde man versuchen, mit Gewalt die Ölfelder und Raffinerien von Marib zu erobern.
Im Klartext könnte dies bedeuten: Sollte Riad die Blockade von Sanaa und Hodeida tatsächlich aufheben, könnten die Huthis ihre Offensive auf Marib beenden und einem Waffenstillstand zustimmen. Um den Krieg zu beenden, das scheint sicher, wird Riad sein Friedensangebot an die Huthis nachbessern müssen. Auch Iran sollte in die Verhandlungen zur Beendigung des sechsjährigen Konflikts mit einbezogen werden.
Die Huthis befinden sich nach einer Siegesreihe in einer Position der Stärke.