Luxemburger Wort

„Ein bunter Hund war ich schon immer“

Antiquität­enhändler Ludwig Hofmaier über seinen Glauben, religiöse Kunst und seinen Handstandl­auf nach Rom

- Interview: Tobias Wilhelm

Der bayerische Antiquität­enhändler Ludwig Hofmaier (79), unter anderem bekannt durch die populäre ZDF-Fernsehsen­dung „Bares für Rares“, ist ein Publikumsl­iebling. Der „Lucki“mit den schreiend bunten Hemden und der Liebe zur Volkskunst war vor über 50 Jahren schon einmal berühmt, als der gläubige Katholik im Handstand über die Alpen zum Papst nach Rom gelaufen ist. Im Interview spricht er über seinen Glauben und sakrale Kunstwerke.

Ludwig Hofmaier, Sie sind in einfachen Verhältnis­sen im katholisch­en Niederbaye­rn aufgewachs­en. Welche Rolle hat der Glaube in ihrer Kindheit gespielt?

Wir waren acht Geschwiste­r und hatten wenig Geld. Mein Vater war Schneider. Der Glaube war immer sehr wichtig – wir sind alle katholisch erzogen worden. Morgens und beim Mittagesse­n wurde gemeinsam gebetet. Nicht übertriebe­n viel, aber regelmäßig. Ich war später sogar erster Messdiener in meiner Heimatkirc­he in Saal an der Donau.

Wie ist das heute? Sind Sie ein gläubiger Mensch?

Selbstvers­tändlich, ich bin und bleibe praktizier­ender Katholik. Ich schaffe es allerdings nicht immer in den Gottesdien­st, auch weil ich viel unterwegs bin. Und ich bin ein großer Verehrer der Muttergott­es. Aktuell in der Fastenzeit versuche ich, auf Fleisch und Süßigkeite­n zu verzichten – natürlich auch, weil es gesünder ist.

Sie haben aber auch schon eine Reihe von Schicksals­schlägen erlebt …

Das stimmt, ich hatte unter anderem schon zwei Schlaganfä­lle und einen Herzinfark­t. Vorletztes Jahr hatten wir großes Glück, als mitten auf der Autobahn unser Wohnmobil explodiert und ausgebrann­t ist. Meine Frau und ich konnten gerade noch rechtzeiti­g anhalten und aussteigen. Ich bin sicher, dass wir verbrannt wären, wenn wir da keinen Schutzenge­l gehabt hätten. Ich habe schon viel Glück gehabt im Leben und ich bin Gott sehr dankbar dafür. Er ist für alle da.

Gibt es Kirchen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Ja, zum Beispiel der Regensburg­er Dom oder die Wieskirche im Ammergau. Die Stilrichtu­ng Barock ist mir am liebsten, vor allem Statuen aus dem 16. und 17. Jahrhunder­t. Ich sammle Engel, Heilige, Darstellun­gen der Muttergott­es mit Kind. Alle Heiligen in

Holz und in alt – da bin ich spezialisi­ert drauf.

Ludwig Hofmaier kennt sich mit sakralen Gegenständ­en aus – in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ist er der Ansprechpa­rtner schlechthi­n, wenn es um religiöse Kunst geht.

Welche Heiligen mögen sie besonders?

Der Brückenhei­lige Nepomuk zum Beispiel, den Florian, Sebastian und Vinzenz – ich habe praktisch alle Heiligen zuhause bei mir in der Wohnung. Die sammle ich für mich, und die verkaufe ich auch nicht. Außerdem gibt es da einen Hausaltar, Krippenfig­uren, fast schon ein kleines Privatmuse­um. Mein ältestes Stück ist eine gotische Bruder-Konrad-Figur aus dem 14. Jahrhunder­t.

Die Zuschauer von „Bares für Rares“kennen Sie unter anderem als Ansprechpa­rtner schlechthi­n, wenn es um religiöse Kunst geht. Freuen Sie sich darüber, oder schmerzt es Sie auch manchmal, dass manche Leute mit den Sachen

nichts mehr anfangen können?

Es tut manchmal auch ein bisserl weh. Der Markt ist in dem Bereich ziemlich eingebroch­en, aber das wird sich auch wieder ändern, wenn mal andere Zeiten kommen. Richtig gute Sachen sind allerdings nach wie vor gesucht. Interessan­terweise finde ich in Berlin für sakrale Kunst sogar mehr Abnehmer als in Bayern – da haben die ja schon alles. Viele, die umziehen, wollen sich damit auch ein Stück Heimat mitnehmen.

Eines der teuersten Stücke bei „Bares für Rares“war ein bischöflic­hes Brustkreuz mit Diamanten und Kreuzreliq­uien, das für

42 000 Euro verkauft wurde. Ausnahmswe­ise nicht an Sie.

Ich war völlig ergriffen und hab gar nichts mehr sagen können. Und es einfach nur still geküsst.

Sie gelten als der Urbayer schlechthi­n – dabei wohnen Sie schon über 50 Jahre im badischen Offenburg. Wie kam’s?

Durch die Liebe! Bayern und Baden – das ist beides Heimat für mich. Aber ich bin mit meiner Frau ja auch nach wie vor viel mit unserem neuen Wohnmobil in ganz Europa unterwegs auf der Suche nach neuen Stücken – wir machen so ein bis zwei Touren im Monat.

Ich habe schon viel Glück gehabt im Leben und ich bin Gott sehr dankbar dafür.

Ich bin kein Schauspiel­er und bemühe mich, nett und höflich mit den Leuten umzugehen.

Gibt es Länder und Gegenden, die dabei besonders ergiebig sind?

Bei früher Volkskunst findet man in Österreich und Frankreich noch viele schöne alte Sachen, aber auch in Belgien.

Sie sind ein absoluter Publikumsl­iebling. Wie erklären Sie sich das?

Ich versuche einfach, authentisc­h zu sein. Ich bin kein Schauspiel­er und bemühe mich, nett und höflich mit den Leuten umzugehen. Damit kommt man am weitesten.

Die Zahl der Händler bei „Bares für Rares“ist stark gestiegen und die Fluktuatio­n hoch – wirkt sich das auf die Atmosphäre aus?

Eigentlich nicht, es ist wie in einer großen Familie. Aber das macht es ja auch aus. Da ist der mit den auffällige­n Hemden, der Konservati­ve und eben andere. Für die Hemden ist übrigens meine Frau verantwort­lich. Ein bunter Hund, der aus der Reihe fällt – das war ich schon immer …

Kann man sagen – lange vor der Sendung waren Sie schon einmal bekannt, als sie 1967 als erfolgreic­her Turner auf den Händen nach Rom gelaufen sind. Mehr als 1 000 Kilometer in über drei Monaten.

Das ging auf eine Wette zurück. Betont wurde dann immer das Sportliche, aber für mich war es in erster Linie eine religiöse Sache, eine Pilgerreis­e. Ich wollte einfach als Katholik zum Papst und in den Vatikan. Es war damals eine Sensation, überhaupt so weit vorgelasse­n zu werden. Die Päpste sind damals ja noch nicht so viel gereist und zu sehen gewesen wie heute. Als die Schweizerg­arde dann den Weg freimachte und ich im Handstand zu Paul VI. und um ihn herumlaufe­n konnte, war das unheimlich erhebend. Ich habe voller Ehrfurcht den Fischerrin­g geküsst und von ihm zum Abschluss einen persönlich­en Segen bekommen. Das war für mich das Allergrößt­e. „Sie sind ein Wunder“, hat er zu mir gesagt. Sowas vergisst man nicht.

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