Luxemburger Wort

Ein Virus als Rausschmei­ßer

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Seit über einem Jahr begleitet uns die CoronaPand­emie durch den Alltag und mit ihr auch nach wie vor die ein oder andere Einschränk­ung. Dabei muss ich zugeben, dass mir einige der Maßnahmen eigentlich ganz gut in die Karten spielen. Zum Beispiel die nächtliche Ausgangssp­erre. In 99 Prozent der Fälle verbringe ich die Zeit zwischen 23 und 6 Uhr nämlich im Bett – und das nicht erst seit Corona. Vor der Pandemie bin ich demnach ab und zu in eine Zwickmühle geraten, wenn wir Freunde zum Essen eingeladen hatten, ich abends ab einer gewissen Zeit jedoch anfing, müde zu werden. Die Leute hinauszusc­hmeißen, wäre zu unfreundli­ch gewesen. Indem ich nichts sagte, machte ich mir jedoch keinen Gefallen. Mittlerwei­le ist

Spätestens um 22.30 Uhr kann ich die Gäste mit gutem Gewissen vor die Tür setzen.

das alles viel entspannte­r. Nicht dass wir oft Besuch hätten.

Doch wenn das der Fall ist, lösen die Corona-Maßnahmen das abendliche Problem wie von selbst. Spätestens um 22.30 Uhr kann ich die Gäste nämlich mit gutem Gewissen vor die

Tür setzen. Denn ehrlich, kennen Sie eine galantere Methode, um die Besucher zum Gehen zu bewegen, als ihnen zu sagen, dass man es nur tut, um sie vor einem 300 Euro teuren Strafzette­l zu bewahren? Wohl eher nicht. Umgekehrt funktionie­rt das übrigens genau so. Wer eingeladen ist, kann sich derzeit spätestens um 22.30 Uhr vom Acker machen, ganz ohne als Spielverde­rber dazustehen. Eine Möglichkei­t, das alles zu umgehen, fällt mir dann aber noch ein: Einfach niemanden einladen oder keine Einladung annehmen. Auch das ist dank Corona derzeit möglich, ganz ohne dass es unhöflich rüberkommt. Doch ganz ohne Gesellscha­ft ist es dann auch mir manchmal zu einsam. Sophie

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