Politesch Woch
Sonntag
Die Gelegenheit ist zu günstig, als dass Dan K. der Versuchung beim LSAP-Parteitag widerstehen kann: Entgegen dem ungeschriebenen Gesetz, dass man nicht nachtritt, wenn jemand am Boden liegt, grätscht er gegen die CSV und ihren gestürzten Chef nach. Diese verbale Attacke ist wohl dem Wahlkampfmodus geschuldet, in den der rote Robin Hood seine Partei zweieinhalb Jahre vor dem Urnengang schaltet. Wie anders lässt sich sonst erklären, dass alles Gute, was Land und Leuten widerfährt, nach bewährter Durchdie-rote-Brille-Interpretation dem Eifer und Ehrgeiz der Sozialistenmenschen zu verdanken ist. Und was nicht ganz so gut läuft? Da sind, wie immer, andere schuld. Mit dieser Taktik rettet sich die LSAP seit einer gefühlten Ewigkeit als Juniorpartner von einer Regierung in die nächste. Kleiner Tipp: Beim kommenden Kongress der Ehrlichkeit halber mal thematisieren, welche Meriten die Partei – insbesondere ihre Lokalfürsten – im Logement vorzuweisen hat. Es nimmt bestimmt nicht viel Zeit in Anspruch.
Mittwoch-I
Es ist die gute Nachricht der Woche: Ab dem 7. April um 6 Uhr dürfen die Gaststätten ihre Außenbereiche öffnen. Die nicht so gute Nachricht: Noch hat der Klimawandel Luxemburg nicht so weit erfasst, dass frühmorgens um 6 Uhr ein mediterranes Ambiente herrscht. Die Maske mag wohl schützen. Aber wärmen? Da bahnt sich jetzt wohl ein Heizpilz-Boom an. Und prompt tut sich das nächste Problem auf: Diese Terrassenstrahler mögen nützlich sein, sie genießen jedoch nicht den allerbesten Öko-Ruf. Sie wissen schon, die Klimabilanz. „Wat soll d‘Carole dozou soen“, würde Ex-Minister Etienne S. wohl spontan sagen.
Mittwoch-II
Ein anderer Boom wird weiter staatlich gefördert: Blau-Rot-Grün bleibt Hauptsponsor der Elektromobilität in Luxemburg. Das Auto, pardon das E-Auto, als das liebste Kind von Déi Gréng – wer hätte das gedacht. Und mit Blick auf die Akku-Komponenten drücken sogar Gutmenschen mindestens ein Auge zu. Afrika ist weit weg.
Freitag
SPD-Urgestein Franz Müntefering hat sich mit zwei Sätzen im politischen Lexikon verewigt: „Opposition ist Mist“und „Das schönste Amt neben dem des Papstes“, um den Parteivorsitz zu beschreiben. Die CSV indes strengt sich gerade redlich an, beide Behauptungen zu widerlegen: Zum einen lässt die (numerisch) größte Partei keine Gelegenheit aus, um bei den Wählern um weitere fünf Jahre auf der parlamentarischen Oppositionsbank zu betteln. Zum anderen hat offensichtlich niemand Interesse, die Rolle des Häuptlings zu mimen, seit vor einer Woche der bisherige Stammesführer zum Teufel gejagt wurde. Und das bei einem Reservoir von sage und schreibe über 10 000 Indianern. Vielleicht kann es helfen, Rauchzeichen in Richtung Kap zu senden. Oder auch Contern ...