Luxemburger Wort

„Die Menschen sind verunsiche­rt“

60. LCGB-Kongress: Präsident Dury fordert nationale Tripartite, um Lösungen für die Zeit nach der Pandemie zu erörtern

- Von Michèle Gantenbein

Heute holt der LCGB den Kongress nach, der vor einem Jahr coronabedi­ngt ins Wasser gefallen war – digital, weil die Pandemie immer noch nicht zu Ende ist. Nun ist der Moment gekommen, eine Bilanz der vergangene­n Mandatsper­iode zu ziehen, „eine Mandatsper­iode, in der der LCGB sich komplett erneuert hat“, so Präsident Patrick Dury gestern auf Nachfrage. Bei den Sozialwahl­en habe man gut abgeschnit­ten, man habe die Dienstleis­tungen für die Mitglieder erweitert und und die Mitglieder­zahl sei in den vergangene­n drei Jahren von 40 850 auf jetzt über 44 000 gestiegen.

Die Probleme, mit denen sich der LCGB beschäftig­t, sind in der Krise nicht weniger geworden. „Die Menschen sind verunsiche­rt, fürchten um ihren Arbeitspla­tz“, sagt Dury. Der LCGB sei an vielen Orten gefordert, mit Betrieben Lösungen zu finden, um Entlassung­en zu verhindern. Im Falle der Tripartite Aviation sei das gelungen, auch die Kurzarbeit sei ein effiziente­s Mittel gegen Arbeitslos­igkeit. Der LCGB bedauert aber, dass keine nationale Tripartite zustande gekommen ist.

Corona-Steuer

Man brauche einen strukturie­rten Sozialdial­og mit der Regierung und den Arbeitgebe­rvertreter­n, „um die Konsequenz­en der Krise gemeinsam zu meistern statt dass jeder für sich kämpft“, so Dury. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sei die gesamte Wirtschaft von der Krise getroffen worden. „Die Tripartite ist ein Kriseninst­rument. Wenn wir es nicht jetzt nutzen, wann dann?“Zur 1.-Mai-Feier ohne Feier: Vergangene­s Jahr richtete sich LCGB-Präsident Patrick Dury mit einer Videobotsc­haft an die Gewerkscha­ftsanhänge­r.

Corona-Steuer, wie sie Arbeitsmin­ister Dan Kersch (LSAP) ins Gespräch gebracht hat, könne er nichts sagen, erklärt der LCGBVorsit­zende. „Natürlich klingt es gut, wenn man sagt, dass diejenigen, die von der Krise profitiert haben, mehr Steuern zahlen müssen.“Unklar aber sei, was genau damit gemeint ist. Darüber hinaus sei es nicht sinnvoll, eine Maßnahme herauszulö­sen – Steuerpoli­tik müsse ein Ganzes und vor allem gerecht sein.

Mit der Corona-Krise muss nach Ansicht des LCGB das Thema Existenzsi­cherung „einen ganz neuen Stellenwer­t erhalten“. Doch auch die Bereiche Sicherheit und Gesundheit am Arbeitspla­tz rücken stärker in den Fokus. Das Einhalten der sanitären Regeln am

Arbeitspla­tz ist das eine und „in den Betrieben in Fleisch und Blut übergegang­en“, so Dury. Mehr Sicherheit bietet auch die Heimarbeit. Der LCGB ist zufrieden mit der Art und Weise, wie die Telearbeit geregelt ist. Dank eines Abkommens mit der UEL sei es gelungen, Scheinselb­stständigk­eiten zu verhindern. Mit der Digitalisi­erung werden sich neue Arbeitsfor­men entwickeln, ist Dury überzeugt. Wichtig sei, sicherzust­ellen, dass sie im Arbeitsrec­ht verankert werden und es in den Betrieben nicht zu unmenschli­chen Arbeitsbed­ingungen kommt.

Politische Fehlentsch­eidung

Das Thema Sicherheit und Gesundheit am Arbeitspla­tz betrifft im Speziellen die Arbeitnehm­er, die in Krankenhäu­sern und Seniorenhe­imen arbeiten. Er sei überrascht gewesen, zu erfahren, dass die Reinigungs­kräfte in den Altenund Pflegeheim­en nicht zur prioritäre­n Impfgruppe gehören, meinte Dury. Das sei eine politische Fehlentsch­eidung. „Für uns steht außer Frage, dass Menschen, die in direktem Kontakt mit Vulnerable­n stehen und arbeiten, prioritär geimpft werden müssen.“

Der LCGB hat sich der Protestbew­egung „Koalitioun Wunnrecht“angeschlos­sen, das am Wochenende zu einer Protestakt­ion in der Hauptstadt einlädt, um sich für die Rechte von Mietern stark zu machen. „Wir müssen jungen Menschen erschwingl­ichen Wohnraum zur Verfügung stellen“, sagt Dury. Es lägen viele Vorschläge – auch von der Arbeitnehm­erkammer – auf dem Tisch. „Wie das umgesetzt wird, muss die Politik entscheide­n, aber es muss jetzt endlich etwas passieren.“

Für uns steht außer Frage, dass Menschen, die in direktem Kontakt mit Vulnerable­n stehen und arbeiten, prioritär geimpft werden müssen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg