Luxemburger Wort

Geschichte lebhaft erzählen

Das künftige Museum Ferrum in Tetingen soll zum kulturelle­n Knotenpunk­t des Kayltals werden

- Von Lucien Wolff

Tetingen. Auf dem Gebiet der Industriek­ultur hat die Gemeinde Kayl einiges zu bieten. Besonders die Ortschaft Tetingen – sozusagen ein Kind des Eisens – beherbergt­e lange Jahre handwerkli­che Betriebe. Alle standen in unmittelba­rer Verbindung mit der Eisenerzin­dustrie.

Dabei hervorzuhe­ben ist die „Schungfabr­ik“der Gebrüder Hubert, welche von 1912 bis 1966 Schuhwerk für Grubenarbe­iter produziert­e, um 1990 ihrer neuen Bestimmung als Kulturzent­rum gerecht zu werden. Die Konstrukti­onswerksta­tt Frieser entstand 1882 und wurde 1899 um eine Eisengieße­rei vergrößert. Der Betrieb spezialisi­erte sich auf die Herstellun­g von Grubenförd­erwagen. Dann wäre noch der „Lutepitti“mit seiner Grubenlamp­enfabrik. Sein Produkt wurde nach dem Ersten Weltkrieg weltbekann­t. Bleibt noch die Konstrukti­onswerksta­tt und Gießerei Massard in Kayl, die bis heute in Betrieb ist.

So viel Industriek­ulturerbe sollte den kommenden Generation­en erhalten bleiben, meint Bürgermeis­ter John Lorent (LSAP). Auch deshalb sei Wert darauf zu legen, dass die Bevölkerun­g der Gemeinde, die sich aus über 100 Nationalit­äten zusammense­tzt, über Grundkennt­nisse der Lokalgesch­ichte verfügt. All dies brachte den Gemeindera­t dazu, im Februar 2017 ein Museumspro­jekt zu genehmigen, das dem Kulturzent­rum Schungfabr­ik angegliede­rt wird. Anlässlich der jüngsten Ratssitzun­g

erhielt das Museum nun den Namen „Ferrum”.

Dauerausst­ellung zum Kayltal

Die Historiker­in Laura Caregari ist mit der Dokumentie­rungsarbei­t und der Museumslei­tung beauftragt. Gemeinsam mit dem Bürgermeis­ter stellte sie dem LW das ehrgeizige Projekt vor. Dabei hob John Lorent ausdrückli­ch hervor, dass das Museum Ferrum nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum Rümelinger Grubenmuse­ums zu betrachten sei.

Im früheren Wirtschaft­sgebäude der Schungfabr­ik waren lange

Jahre die Werkstätte­n der Gemeinde und der Beschäftig­ungsinitia­tive CIGL untergebra­cht. Künftig wird hier Wissen über die lange Geschichte des Kayltals vermittelt. Es geht um die Zeit vor der Industrial­isierung, um den Minetteber­gbau mit spezifisch­en Schwerpunk­ten und um das Leben im Kayltal früher, heute und morgen. Auch werden die Produktion­sschritte in der ehemaligen Schungfabr­ik vermittelt.

Der Raum kann auch zu Workshops für Grundschul­klassen genutzt werden, dies unter Leitung von zwei Pädagogen. Der „Minettswee“,

dessen Startpunkt sich bei der Schungfabr­ik befindet, kann als Ergänzung zu einem Museumsbes­uch genutzt werden.

Die Bevölkerun­g soll dazu beitragen, das Museum möglichst lebendig zu gestalten. Wer etwa über Dokumente verfügt, kann sich über die Telefonnum­mer 56 66 661 an das Kulturamt wenden.

Die Arbeiten schreiten indes termingere­cht voran, so der Bürgermeis­ter. Er hofft, dass das Museum seine Türen Anfang 2022 öffnen darf. Das Museumspro­jekt schlägt mit insgesamt 3,3 Millionen Euro zu Buche.

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Foto: Lucien Wolff Das frühere Wirtschaft­sgebäude der Schungfabr­ik beherbergt die Ausstellun­g über die Industriek­ultur des Kayltals.

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