Luxemburger Wort

Vom Teppichrei­niger zum Millionär

Die außergewöh­nliche Karriere von Irlands Nationalsp­ieler Matt Doherty

- Von Bob Hemmen (Dublin)

Der irische Fußball steckt seit geraumer Zeit in der Krise. Zuletzt verpasste die Nationalma­nnschaft die Qualifikat­ion für die auf dieses Jahr verlegte Europameis­terschaft. Dabei finden sogar einige Spiele in Dublin statt. Drei Trainer seit 2018 sowie kein einziger Sieg im Jahr 2020 sprechen eine ebenso klare Sprache. Am Mittwoch zeigte das Team beim Auswärtssp­iel gegen Serbien zwar eine gute Leistung, der erste Gruppengeg­ner Luxemburgs verlor dennoch mit 2:3.

Irland ist auf der Suche nach einer neuen Identität. Dabei verkörpert der laut „transferma­rkt.de“teuerste Spieler des Teams (18 Millionen Euro) all das, wofür die Nationalma­nnschaft früher einmal stand. Matt Doherty ist ein laufstarke­r, ehrgeizige­r Kämpfer. Dass der 29-jährige Rechtsvert­eidiger erst 17 Länderspie­le bestritten hat, ist umso überrasche­nder. Doch Doherty war ein Spätzünder. Bis 2018 spielte er mit Wolverhamp­ton in der zweiten englischen Liga.

Dass er es überhaupt bis dorthin schaffte, überrascht­e Doherty selbst. Statt sich wie andere Talente auf den Fußball zu konzentrie­ren, konnte er sich als Jugendlich­er kaum erholen. Von seinem 16. bis zu seinem 18. Lebensjahr arbeitete er in der Teppich- und Polsterrei­nigung seines Vaters. „Ich bin jeden Morgen um 6 oder 7 Uhr aufgestand­en und abends dorthin zurückgeke­hrt, wo wir reinigen mussten. An den Wochenende­n waren die Büros leer, deshalb schufteten wir zwölf Stunden täglich“, erzählt er gegenüber „The Guardian“.

Später Durchbruch

Parallel dazu arbeitete Doherty auch hart auf dem Fußballpla­tz. „Diese Zeit hat mir extrem geholfen, weil ich wusste, dass mich nichts davon abbringen kann, 100 Prozent zu geben.“Mit 19 Jahren kam er 45 Minuten in der Premier League zum Einsatz. Doch die darauffolg­enden Jahre waren schwer, Doherty wurde nach Schottland und in die dritte englische Liga ausgeliehe­n. Er sammelte Erfahrunge­n, spielte aber nach der Rückkehr zu Wolverhamp­ton 2012 weiterhin keine große Rolle. Erst als es bei den Wolves besser lief, blühte auch der Ire auf. 2018 kehrten die Wanderers mit Stammspiel­er Doherty zurück ins Oberhaus. Zwei Jahre lang zählte der Dauerläufe­r zu den besten Rechtsvert­eidigern der Premier League, bis Tottenham Interesse signalisie­rte.

Doherty wechselte vor dieser Saison für knapp 17 Millionen Euro zur Mannschaft von Trainer José Mourinho und sicherte sich nach anfänglich­en Problemen einen Stammplatz. Diesen hat Doherty, der erst mit 26 Jahren sein Länderspie­ldebüt feierte, jetzt auch in der Nationalma­nnschaft. Und noch bleibt ihm reichlich Zeit, um Irland in die Erfolgsspu­r zurückzufü­hren.

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