Luxemburger Wort

Spektakel ohne Stimmung

Die E3 Saxo Bank Classic ist ein großes Radrennen, wirkt in Pandemieze­iten aber eher wie eine regionale Veranstalt­ung

- Von Daniel Wampach (Harelbeke)

Es ist 12.20 Uhr in Harelbeke. Ein sehr windiger Tag. Es gibt bessere, um Rad zu fahren. Der Himmel ist bewölkt, die Sonne setzt sich nur selten durch. Doch für jene 168 Radfahrer, die sich gerade aufgemacht haben, um durch Westflande­rn zu rasen, gibt es keine Alternativ­e. Es ist ihr Job.

Nichts deutet darauf hin, dass hier ein großer Frühjahrsk­lassiker stattfinde­t. Die E3 Saxo Bank Classic ist so etwas wie die kleine Flandern-Rundfahrt. Auf den letzten 100 Kilometern ist es fast überhaupt nicht flach. Auf den insgesamt 17 Hügeln stehen normalerwe­ise Tausende Fans, die den Fahrern zujubeln und feiern, gerne mit einem Kwaremont-Bier, das nach einem jener Anstiege benannt ist, an denen oft zumindest eine Vorentsche­idung fällt.

Es ist recht langweilig ohne Fans. Radprofi Alex Kirsch

Was für die Zuschauer an den TV-Bildschirm­en fast keinen Unterschie­d macht, sieht live vor Ort mehr wie eine Zwangsvera­nstaltung aus, damit der Radsportzi­rkus mit all seinen Geldgebern weiter bestehen kann.

Kirsch und Geniets vermissen Fans

Der Blick in den Start- und Zielbereic­h offenbart die schwere Zeit, in der wir leben. Es ist grau, es ist leer, es herrscht einfach nicht diese Stimmung, die den Radsport eigentlich so besonders macht, die Fans und Fahrer lieben. Man kann den Sieger Kasper Asgreen (DK/Deceuninck) sogar lautstark schreien hören, als er das Ziel überquert.

„Natürlich ist es trist, in der Pampa rumzufahre­n und nicht angefeuert zu werden“, sagt Kevin Geniets (Groupama). Und Alex Kirsch (Trek) fügt hinzu: „Es ist recht langweilig ohne Fans. Ich kenne diese Rennen ja schon länger und mag sie vor allem wegen der Stimmung. Das verleiht einem Adrenalin und auch eine große Vorfreude, um sie zu bestreiten.“

Vor allem dann, wenn man kämpft, um den Anschluss an eine Gruppe zu halten und riskiert, zurückzufa­llen. Die Fans können in solchen Momenten einen Extraschub geben, wie Geniets beschreibt: „Es ist einfach die ganze Stimmung, die fehlt. Aber man muss immer bedenken, dass wir großes Glück haben, überhaupt noch Rennen fahren zu dürfen. Es gibt Menschen, die mehr leiden als wir. Deshalb können wir uns nicht beschweren.“

Dem sind sich alle Fahrer bewusst – und trotzdem, auch Kirsch und Co. wünschen sich so schnell wie möglich wieder Normalität: „Es ist nicht das Gleiche. Ich hoffe, es dauert nicht allzu lange, bis wir wieder einigermaß­en normale Rennen bestreiten können – mit allem Drum und Dran.“Geniets und Kirsch waren auch die einzigen

 ?? Fotos: Serge Waldbillig ?? Sieger Kasper Asgreen schreit laut, doch niemand jubelt ihm zu. Im Zielbereic­h befinden sich nur wenige Organisati­onsmitarbe­iter und Journalist­en.
Fotos: Serge Waldbillig Sieger Kasper Asgreen schreit laut, doch niemand jubelt ihm zu. Im Zielbereic­h befinden sich nur wenige Organisati­onsmitarbe­iter und Journalist­en.
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Kevin Geniets ist froh, dass er seinen Job in Corona-Zeiten überhaupt ausüben darf.
 ??  ?? Alex Kirsch (4.v.l.) gibt offen zu, wie sehr die Fans fehlen: „Ich mag diese Rennen vor allem wegen der Stimmung.“
Alex Kirsch (4.v.l.) gibt offen zu, wie sehr die Fans fehlen: „Ich mag diese Rennen vor allem wegen der Stimmung.“

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