Luxemburger Wort

Hüter des Waldes

Im Kampf gegen den Klimawande­l sollten Regierunge­n verstärkt auf die Urvölker setzen

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Santiago de Chile. Indigene Volksgrupp­en können im Kampf gegen Abholzung und Klimawande­l eine Schlüsselr­olle spielen. Wo indigene Gemeinscha­ften über verbriefte Rechte über ihr Land verfügen, werden deutlich weniger Flächen abgeholzt als in anderen Gebieten, wie aus einer jüngst veröffentl­ichten Studie der Welternähr­ungsorgani­sation (FAO) und des Entwicklun­gsfonds der indigenen Völker in Lateinamer­ika und der Karibik (Filac) hervorgeht.

Niedrigere Abholzungs­quote

Laut der Metastudie lag die Abholzungs­rate in indigenen Schutzgebi­eten im Amazonasge­biet von Brasilien, Bolivien und Kolumbien zwischen 2000 und 2012 bei gerade einmal der Hälfte bis zu einem Drittel im Vergleich zu anderen Gebieten mit ähnlicher ökologisch­er Beschaffen­heit.

„Indigene Völker und die Wälder in ihren Territorie­n spielen eine wichtige Rolle im weltweiten und regionalen Kampf gegen den Klimawande­l sowie im Kampf gegen Armut, Hunger und Mangelernä­hrung“, sagte der FAO-Regional-Beauftragt­e Julio Berdegúe. „Auf ihrem Land ist ein Drittel des Kohlenstof­fs in den Wäldern Lateinamer­ikas

und der Karibik gebunden und 14 Prozent des Kohlenstof­fs in allen tropischen Wäldern weltweit.“

Die Autoren der Studie riefen die Regierunge­n in der Region dazu auf, die Landrechte der Indigenen weiter zu stärken. Zudem sollten Indigene für ihre Arbeit im Umweltschu­tz entlohnt werden. „Fast die Hälfte der intakten Wälder

im Amazonasbe­cken liegen in indigenen Gebieten“, sagte FilacPräsi­dentin Myrna Cunningham. „Während die Fläche intakter Wälder in indigenen Gebieten zwischen 2000 und 2016 nur um 4,9 Prozent gesunken ist, ging sie in anderen Regionen um 11,2 Prozent zurück.“

Rumilda Fernández vom Volk der Mbya Guaraní in Paraguay ist eine der Hüterinnen des Waldes. Mit ihrem Handy vermisst und überwacht die junge Frau das Territoriu­m ihrer Volksgrupp­e im Departemen­t Caaguazú. „Die Technik hilft uns dabei, unser Land zu schützen“, sagt sie. Techniker der FAO bildeten Fernández in der GPS-Technik aus, jetzt gibt sie ihr Wissen an andere junge Leute weiter.

„Viele Dorfgemein­schaften besitzen keine Landtitel“, erzählt Fernández. „Immer wieder dringen Leute in unsere Territorie­n ein und stehlen das Land.“Lange Zeit wussten die Mbya Guaraní gar nicht genau, wie viel Land ihrer Gemeinscha­ft tatsächlic­h zusteht. Nun fotografie­ren sie Bäume, Felsen und Bäche und markieren sie auf einer digitalen Karte auf ihren Handys. So entsteht ein Kataster, das bei der Durchsetzu­ng von Gebietsans­prüchen helfen kann.

Kostengüns­tige Lösung

Für die FAO ist die Stärkung der indigenen Gemeinscha­ften eine effiziente und kosteneffe­ktive Strategie im Kampf gegen Abholzung und Klimawande­l. In Lateinamer­ika und der Karibik leben indigene Völker auf 404 Millionen Hektar Land, für 269 Millionen Hektar verfügen sie über kollektive Besitzoder Nutzungsti­tel. Die Auszeichnu­ng von Ländereien als indigene Territorie­n kostet nur zwischen 68 und sechs US-Dollar pro Hektar. „Die Kosten, indigenes Land zu schützen, sind fünf bis 42 Mal niedriger als die Kosten anderer Strategien zur Senkung des CO2-Ausstoßes“, heißt es in der Studie. dpa

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Foto: dpa Mitglieder einer indigenen Gemeinscha­ft in der Region Alto Rio Negro (Brasilien).

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