Luxemburger Wort

NEtFLIx stAtt MEGxIt

Wie Harry und Meghan ihre Flucht aus dem Königshaus zu einem medialen Event werden ließen – eine Analyse

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VON MICHAEL JuCHMEs MIt DpA

Ein junges Paar, das seine Zweisamkei­t genießen will und das nach der Hochzeit – die aufgrund der Prominenz der beiden weltweit Beachtung findet – endlich ein wenig zur Ruhe kommen möchte: Selbst eingefleis­chte Fans der Royals konnten den Wunsch von Prinz Harry und seiner Frau Meghan verstehen, dem goldenen Käfig endlich entfliehen und auf eigenen Beinen stehen zu wollen.

Ein ganz normales Familienle­ben mit Söhnchen Archie, weit weg von den einengende­n Palastmaue­rn, dies war der Wunsch des auf den ersten Blick so ungleichen Paares: er, der (Party-)Enkel der Queen, sie, eine erfolgreic­he USSchauspi­elerin. Beide wollten den britischen Medien entkommen, die Meghan gar nicht erst den Hauch eine Chance ließen und sie bei jeder Gelegenhei­t mit ihrer perfekten Schwippsch­wägerin, der unerreichb­aren Kate, verglichen.

FLuCHt NACH ÜBErsEE

Doch ganz so einfach gestaltet sich die Flucht nach Übersee, der sogenannte Megxit, nicht: Die Medien begleiten die beiden Flüchtende­n weiterhin auf Schritt und Tritt. Jeder Spaziergan­g des Paares wird zum medialen Event, jeder noch so kleine Auftritt zum 2018, bei der Trauung in Windsor, schien noch alles perfekt: Prinz Harry, Herzog von Sussex, und seine Frau, Herzogin Meghan. großen Ereignis. Dabei wollen sie doch der Öffentlich­keit entfliehen.

Ein wenig seltsam mutete daher auch die erste große Nachricht an, die das Powercoupl­e verkünden ließ: Millionens­chwere Deals mit den Branchenri­esen Netflix und Spotify sollen für das Haushaltse­inkommen sorgen. Es sei zwar keine Doku-Soap im Stile des Kardashian-Clans geplant, kein Frühstück vor Millionen Zuschauern im heimischen Esszimmer. Aber die Aufmerksam­keit ist dem Paar so weiterhin gewiss – und das gleich über mehrere Jahre.

Dann der vorläufige Höhepunkt der medialen Selbstinsz­enierung, die nicht nur in ihrer ehemaligen Heimat und den USA, sondern auch hierzuland­e für Aufmerksam­keit sorgte: ein Interview mit Talkshowle­gende Oprah Winfrey. Die dort offenbarte­n Geheimniss­e waren teilweise schockiere­nd: Rassismus warf Meghan einem Mitglied des Königshaus­es vor, sie sprach sogar über Suizidgeda­nken. Genauere Details tat sie aber nicht kund. Zudem sprach das Paar über eine vorgezogen­e Hochzeit – die nun jedoch widerlegt wurde. Ganz glaubhaft scheint also nicht alles zu sein.

Wer nun dachte: Jetzt ist die Bombe geplatzt, jetzt müssen die Royals reagieren, der täuschte sich. Die Queen behielt Ruhe, auch Prinz Charles und Harrys Bruder William zeigten sich versöhnung­sbereit – die Familie will wieder gemeinsam an einem Tisch sitzen. Auch das britische Volk hofft insgeheim auf eine Versöhnung der Streithähn­e – und hält im Herzen doch zur Queen.

NOCH EIN NEuEr JOB

Jenseits des großen Teichs dreht sich die Vermarktun­gsmaschine Meghan und Harry derweil munter weiter. Neuester Coup: Der „verstoßene“Prinz übernimmt einen Job bei einem CoachingUn­ternehmen in den USA. Er soll der Firma Better Up als Chief Impact Officer zur Verfügung stehen. „Ich glaube fest daran, dass die Fokussieru­ng und Priorisier­ung auf mentale Fitness Potenzial und Möglichkei­ten erschließe­n, von denen wir nie wussten, dass wir sie haben“, schrieb der geschäftst­üchtige Harry in einem Blog des Unternehme­ns.

Für weiteren Medienrumm­el wird zudem ein Film sorgen, der dritte Teil einer Trilogie, den der US-Sender Lifetime Television angekündig­t hat. Er soll die wahren Geschehnis­se hinter den Palastmaue­rn zum Thema haben – und wird damit wohl neue oder alte Gerüchte anfeuern.

Zur Ruhe kommen werden Meghan, Harry und auch Sohn Archie, die demnächst ein neues Familienmi­tglied begrüßen dürfen, wohl so schnell nicht – die Schuld daran tragen vor allem auch sie selbst.

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