Luxemburger Wort

Die magischen 10 000 Einwohner

Mit Mersch, Mamer und Strassen könnte Luxemburg bald 13 „große“Gemeinden zählen

- Von Frank Weyrich

Luxemburg. Es ist eine Zahl, die nicht nur Symbolchar­akter hat: Kurz vor Jahresende konnte die Gemeinde Mersch ihre 10 000. Bewohnerin begrüßen. Zwischenze­itlich stieg die Bevölkerun­gszahl in der Kommune sogar bis auf 10 068, wobei sie derzeit jedoch wieder leicht unter der kritischen Marke liegt. Wegen einer großen Auffangstr­uktur für Asylbewerb­er sind die Zahlen relativ großen Schwankung­en ausgesetzt. Es bleibt also spannend, ob Mersch den Sprung zu den „Großen“bald definitiv schaffen wird.

Die Einwohnerz­ahl von 10 000 ist für Luxemburge­r Gemeinden eine ganz besondere Schwelle. Sie stellt eine Art Schallmaue­r dar, über der sich für die betroffene­n Gemeinden Neuerungen ergeben. Wird diese Zahl überschrit­ten, ändern sich vor allem im politische­n Bereich einige Dinge. Damit diese Änderungen in Kraft treten, genügt es aber nicht, dass die Anzahl der Bewohner vom Einwohnerm­eldeamt bestätigt wird.

Ausschlagg­ebend ist die Volkszählu­ng, die alle zehn Jahre stattfinde­t. Wird dort festgestel­lt, dass die Einwohnerz­ahl über 10 000 liegt, so treten bei den anschließe­nden Gemeindewa­hlen die Änderungen in Kraft. Nachdem die nächste Volkszählu­ng dieses Jahr im Juni angesetzt ist und die nächsten Gemeindewa­hlen für den Oktober 2023 geplant sind, dürften sich für drei Gemeinden Änderungen ergeben.

Die Volkszählu­ng findet aber nur alle zehn Jahre statt. Falls nun die Wahlen mehr als fünf Jahre nach der Volkszählu­ng angesetzt sind, ist die tatsächlic­he Einwohnerz­ahl

zum 31. Dezember vor der Wahl ausschlagg­ebend.

Mehr politische Amtsträger

Als Erstes erhöht sich die Anzahl der Mitglieder des Gemeindera­tes um zwei auf dann insgesamt 15. Das kommunale Gesetz von 1988 sieht vor, dass auch die Größe des Schöffenra­ts durch großherzog­lichen Erlass um eine Einheit auf vier Mitglieder erhöht werden kann. Gleichzeit­ig werden dem Bürgermeis­ter 40 Stunden Congé politique pro Woche zugestande­n, was es ihm erlaubt, sein Amt in Vollzeit auszuüben. Für die Schöffen erhöht sich dieser Sonderurla­ub außerdem auf 20 Stunden pro Woche.

Eine weitere Pflicht für die betroffene­n Gemeinden besteht darin, dass zumindest ein Architekt oder Ingenieur im technische­n Dienst angestellt sein muss. Nathalie Schmit vom Innenminis­terium kennt aber noch einen zusätzlich­en Vorteil der höheren Einwohnerz­ahl:

„Obschon es nicht direkt an der Schwelle von 10 000 Einwohnern hängt, steigt die finanziell­e Bezuschuss­ung vom Staat, da deren Berechnung zu 82 Prozent die Einwohnerz­ahl berücksich­tigt.“

Zehn plus drei

Zurzeit gibt es in Luxemburg übrigens insgesamt zehn Gemeinden, die nach dem Prinzip der mehr als 10 000 Einwohner funktionie­ren: Bettemburg, Differding­en, Düdelingen, Esch/Alzette, Hesperinge­n, Käerjeng, LuxemburgS­tadt, Petingen, Sassenheim und Schiffling­en. Bei den kommenden

Gemeindewa­hlen werden sie aber höchstwahr­scheinlich von drei zusätzlich­en Kommunen Gesellscha­ft erhalten.

Neben Mersch ist die Gemeinde Strassen ein heißer Kandidat: Zum 1. Januar dieses Jahres hat die Gemeinde 10 244 Einwohner vermeldet. Da diese Zahl zum 1. März wieder auf 10 076 gesunken ist, könnte es eventuell noch eine Zitterpart­ie werden, ob die Volkszählu­ng Mitte des Jahres die 10 000 bestätigt oder nicht. Besonders der hohe Anteil an der ausländisc­hen Bevölkerun­g, der mehr als 60 Prozent ausmacht, obliegt einer relativ hohen Schwankung. So ist durch den Umzug der Empfangsst­ruktur für Asylsuchen­de vom ehemaligen Centre de Logopédie die Zahl der ausländisc­hen Einwohner von 6 340 auf 6 159 gesunken.

Bürgermeis­ter in Vollzeit und ein zusätzlich­er Schöffe

Auch Mamer dürfte dabei sein

Mamer ist der dritte Kandidat, der mit großer Wahrschein­lichkeit den Sprung in den Kreis der „großen“Gemeinden schafft. Am 31. Dezember betrug die Einwohnerz­ahl 10 217, wovon knapp die Hälfte Luxemburge­r waren. Bis zum 10. März ist die Zahl bereits auf 10 253 angestiege­n, womit Mamer aller Voraussich­t nach auf der sicheren Seite liegen dürfte.

Neben Mersch, Strassen und Mamer gibt es aber noch eine Gemeinde, die kurz davorsteht, die 10 000-Einwohner-Marke zu knacken. Für die nächsten Wahlen dürfte sie es aber knapp nicht schaffen. Im Personalre­gister der Gemeinde Kayl waren Anfang März 9 503 Menschen eingetrage­n. Somit dürften dort die Änderungen erst bei den übernächst­en Wahlen in Kraft treten.

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Foto: Anouk Antony
 ?? Foto: Shuttersto­ck ?? Knackt eine Kommune die Schwelle der 10 000 Bewohner, so erhöht sich auch die Anzahl ihrer Gemeindera­tsmitglied­er.
Foto: Shuttersto­ck Knackt eine Kommune die Schwelle der 10 000 Bewohner, so erhöht sich auch die Anzahl ihrer Gemeindera­tsmitglied­er.

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