Chromosomen auf Wolke 7
„The One“: humangenetische Partnervermittlung und Zauber der Liebe
Das Suchen und Finden der Liebe kann eine echte Plage sein. Zwischen schweigsamen ersten Dates und lautstarkem Ehekrach mag da schon einmal die Frage aufkommen, warum dieser sehr zentrale Bereich unseres Lebens sich oftmals anfühlt wie ein erratisches Stochern im Nebel, während die Welt um uns herum sich zunehmend optimiert präsentiert. findige Polizeikommissarin Kate (Zoe Tapper) – übrigens selbst Kundin der Partnervermittlung – die richtigen Fragen stellt, wird es zunehmend brenzlig.
Bestechende Idee
Die Idee zu der Serie „The One“ist zweifellos bestechend: In einer Welt, in der Menschen ohne große Bedenken Speichelabstriche an anonyme Großkonzerne schicken, um die Herkunft ihrer Vorfahren zu ermitteln, würde sicherlich auch eine humangenetische Partnervermittlung sich vor Kundschaft kaum retten können. Und die Serie bemüht sich sichtlich, jene Dystopie anschaulich zu machen, in der die Frage „Und wo habt ihr euch kennengelernt?“obsolet geworden ist. Welche Bedeutung hat die Liebe, wenn sie der selben instrumentellen Logik entspringt wie eine durchoptimierte Wertschöpfungskette? Was bleibt vom freien Willen der Entscheidung für oder gegen einen Partner, wenn die Gene den Weg ohnehin vorgeben?
In einigen Handlungssträngen blicken wir in Beziehungskonstellationen, die diese Konflikte beleuchten sollen. Da ist das Pärchen, das sich noch auf klassische Weise fand und bei dem alles in schönster Ordnung scheint. Und trotzdem nagt da dieser Zweifel: Was, wenn der Partner eigentlich
Wenn die Frage „Und wo habt ihr euch kennengelernt?“obsolet wird.
mit jemand anders glücklicher wäre? Oder die Polizistin Kate, deren „Match“zum ersten Treffen aus Spanien anreist und nach einem Verkehrsunfall nicht nur die ersten Wochen im Koma verbringt, sondern sich auch als gewiefte Lügnerin entpuppt. Wo beginnt die Fürsorge für einen Menschen, wo endet sie?
Den Maßstab für solche Fragestellungen nach den Kehrseiten technischer Entwicklungen setzt seit 2011 die Science-Fiction-Serie „Black Mirror“– auf einem inhaltlichen und erzählerischen Niveau, das „The One“leider durchgängig verfehlt.
Die Betrachtung der gesellschaftlichen Folgekosten bleibt oberflächlich und holzschnittartig; auch, weil die Serie nicht so richtig weiß, was sie eigentlich sein möchte: Eine gesellschaftskritische Dystopie? Ein Firmen-Thriller? Oder doch eine richtige Liebes-Serie?
Am Ende der ersten Staffel nimmt man zumindest diese eine wichtige Lektion mit nach Hause: Der besondere Zauber der Liebe liegt gerade in ihrer Weigerung, sich optimieren zu lassen.
„The One“, alle Folgen auf Netflix.