Nägel mit Köpfen
Gemeinde Junglinster bringt medizinisches Zentrum unter Dach und Fach – Der Opposition geht das zu schnell
Junglinster. Schnell und unbürokratisch hat die Gemeinde Junglinster zusammen mit der Fondation Hôpitaux Robert Schuman (FHRS) eine Übereinkunft für ein medizinisches Zentrum erzielt. Die Poliklinik mit radiologischen Geräten und Fachärzten soll den lang diskutierten Mangel an medizinischer Diagnosetechnik im Osten lösen. Das rasche Vorgehen gefällt aber nicht jedem. Die Ärztevereinigung AMMD zum Beispiel meint, die beiden Akteure hätten sich zuvor besser mit dem Gesundheitsministerium abstimmen sollen. Die Opposition im Gemeinderat befürwortet zwar das medizinische Zentrum in Junglinster, kritisiert aber, dass die Gemeinde bereits jetzt eine detaillierte Konvention mit der FHRS abschließt.
Vor den Chamberwahlen war die medizinische Versorgung im Osten ein heiß diskutiertes Thema. Als einziger Bezirk in Luxemburg besitzt der Osten keine Maison médicale, sodass die Bürger nachts und an Feiertagen auf andere Regionen ausweichen müssen. Ob die Poliklinik in Junglinster auch außerhalb der Öffnungszeiten von Arztpraxen Patienten empfangen wird, ist noch nicht klar.
Viel Diagnosetechnik
Der Akzent liegt in Junglinster auf Diagnosetechnik. So soll ein radiologisches Zentrum mit Röntgengeräten, ComputertomografieScanner und eventuell einem Magnetresonanztomografie-Gerät (IRM) ausgestattet sein, ergänzt durch weitere Arztpraxen. Das medizinische
Medizinisches Zentrum ja, aber erst absprechen: Mike Hagen. Zentrum ist als Ableger des Hôpital Kirchberg konzipiert und wird von dort aus verwaltet.
Als Teil einer Public-PrivatePartnership stellt die Gemeinde das Grundstück am Centre polyvalent Gaston Stein der FHRS zur Verfügung, die Fondation errichtet das Gebäude und vermietet es anschließend an die Krankenhausgruppe Hôpitaux Robert Schuman, die den operativen Betrieb übernimmt.
Das Zentrum soll auf dem linken Teil des Parkplatzes vor dem Veranstaltungszentrum gebaut werden, und zwar entlang der Rue Nicolas Glesener. Um die verloren gehenden Stellplätze zu kompensieren, verpflichtet sich die FHRS, ein zusätzliches Parkhaus zu bauen.
Bürgermeister Romain Reitz (CSV) streicht die Vorzüge des Standorts heraus: „Er ist aus vielen Richtungen gut zu erreichen und liegt direkt an der Umgehungsstraße.“Was das medizinische Angebot angeht, so stellt sich Reitz Fachärzte vor, die es in Junglinster und Umgebung noch nicht gibt.
Dass es nicht allein damit getan sein wird, Hightech-Geräte anzuschaffen, darauf weist Gemeinderatsmitglied Tarik Chergui (DP) hin. „Um das Diagnostikzentrum zu betreiben, braucht man erfahrene Radiologen und daran besteht in Luxemburg Mangel.“
Genau wie die CSV-DP-Koalition begrüßt die Opposition aus LSAP und Déi Gréng zwar, dass das medizinische Zentrum nach Junglinster kommt. Die zwei Fraktionen stoßen sich allerdings am Vorgehen des Schöffenrats.
Zum Vorzugspreis
Vor allem die schnelle Verabschiedung einer Konvention mit der Fondation HRS am vergangenen Freitag halten sie für übereilt. Laut dieser Konvention bekommt die Fondation das Grundstück in Erbpacht für 99 Jahre zu einem günstigen Preis.
„Das Ganze ist nicht ausreichend mit Gesundheitskasse und Santé abgeklärt. Wir wissen nicht, ob die Santé der Poliklinik zustimmt“, meint Mike Hagen (LSAP) gegenüber dem LW. Er sieht außerdem das Risiko, dass in dem Zentrum besonders viele radiologische Untersuchungen verordnet werden, um die hohen Anschaffungskosten der Geräte wieder einzuspielen. LSAP und Déi Gréng stimmten gegen die Konvention mit der FHRS.
Nach Ostern können die Gemeinderatsmitglieder ihre Fragen und Bedenken direkt mit den Vertragspartnern klären. Dann ist ein gemeinsames Gespräch zwischen der Fondation Hôpitaux Robert Schuman und dem Gemeinderat geplant.