Wenn die Zibbe für Probleme sorgt
Wutzy, eine fünfjährige Zwergwidder-Zibbe, war ganz apathisch geworden, nachdem sie seit einigen Wochen bereits stetig weniger gefressen und immer unregelmäßiger geköttelt hatte. Schließlich hatten ihre Besitzer blutig-eitrigen Ausfluss am Fell rundum ihr Hinterteil entdeckt und sie zur Notsprechstunde gebracht. Mit Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen wurde die Ursache ihres Problems offenbar: Wutzy litt an einer hochgradigen Gebärmuttervereiterung (Pyometra). Zwar hatte ihre Familie vorgehabt, sie kastrieren zu lassen, womit ihre gegenwärtige Erkrankung verhindert worden wäre. Da aber der neue Käfiggenosse, Böckchen Téidi, bereits kastriert von der Zoohandlung kam, war das Hauptargument der Familienplanung weggefallen, so dass man Wutzy im Originalzustand belassen hatte. Häufig können auch kastrierte Böcke eine Deckung wenigstens noch simulieren, was die Bockigkeit der Zibbe abebben lässt und die Gefahr von Gebärmutterentzündungen
drastisch reduziert. Téidi wusste jedoch mit Wutzys hypersexuell motivierten Annäherungsversuchen rein gar nichts anzufangen. In nahezu allen Fällen gelangen die bakteriellen Erreger von außen über die Vagina in die Gebärmutter der Tiere, seltener über den Blutweg. Der reichlich vorhandene Eiter besteht aus abgestorbenen Abwehrzellen, Bakterien und zerstörtem Organgewebe. Bei Wutzy dürfte die Hormonstörung, die das pathologisch verstärkte sexuelle Interesse verursachte, auch das Angehen der Pyometra begünstigt haben. Die Gebärmutter ist gerade bei solchen Tieren meistens reichlich mit Sekret aus den Uterindrüsen gefüllt, was nicht nur den Embryonen vor dem Einnisten, sondern im Fall eines offenen Gebärmutterhalses allen möglichen eingedrungenen Krankheitskeimen Nahrung bietet. Wutzy musste mit hoch dosierten Antibiotika vor einer Blutvergiftung geschützt werden und zur Kreislaufstabilisierung eine Flüssigkeitstherapie bekommen. Zur endgültig abheilenden Behandlung ihrer Gebärmuttereiterung war es unabdingbar, ihre gesamte Gebärmutter mit den Eierstöcken zu entfernen. Nach längerem Klinikaufenthalt, während dem sie anfangs in großer Lebensgefahr geschwebt hatte, konnte sie mit einem Antibiotikum zum Entfernen restlicher Bakterien in häusliche Pflege entlassen werden.