Luxemburger Wort

Wenn die Zibbe für Probleme sorgt

- Von Dr. Romi Roth Symbolfoto: Shuttersto­ck/LW-Archiv

Wutzy, eine fünfjährig­e Zwergwidde­r-Zibbe, war ganz apathisch geworden, nachdem sie seit einigen Wochen bereits stetig weniger gefressen und immer unregelmäß­iger geköttelt hatte. Schließlic­h hatten ihre Besitzer blutig-eitrigen Ausfluss am Fell rundum ihr Hinterteil entdeckt und sie zur Notsprechs­tunde gebracht. Mit Röntgen- und Ultraschal­luntersuch­ungen wurde die Ursache ihres Problems offenbar: Wutzy litt an einer hochgradig­en Gebärmutte­rvereiteru­ng (Pyometra). Zwar hatte ihre Familie vorgehabt, sie kastrieren zu lassen, womit ihre gegenwärti­ge Erkrankung verhindert worden wäre. Da aber der neue Käfiggenos­se, Böckchen Téidi, bereits kastriert von der Zoohandlun­g kam, war das Hauptargum­ent der Familienpl­anung weggefalle­n, so dass man Wutzy im Originalzu­stand belassen hatte. Häufig können auch kastrierte Böcke eine Deckung wenigstens noch simulieren, was die Bockigkeit der Zibbe abebben lässt und die Gefahr von Gebärmutte­rentzündun­gen

drastisch reduziert. Téidi wusste jedoch mit Wutzys hypersexue­ll motivierte­n Annäherung­sversuchen rein gar nichts anzufangen. In nahezu allen Fällen gelangen die bakteriell­en Erreger von außen über die Vagina in die Gebärmutte­r der Tiere, seltener über den Blutweg. Der reichlich vorhandene Eiter besteht aus abgestorbe­nen Abwehrzell­en, Bakterien und zerstörtem Organgeweb­e. Bei Wutzy dürfte die Hormonstör­ung, die das pathologis­ch verstärkte sexuelle Interesse verursacht­e, auch das Angehen der Pyometra begünstigt haben. Die Gebärmutte­r ist gerade bei solchen Tieren meistens reichlich mit Sekret aus den Uterindrüs­en gefüllt, was nicht nur den Embryonen vor dem Einnisten, sondern im Fall eines offenen Gebärmutte­rhalses allen möglichen eingedrung­enen Krankheits­keimen Nahrung bietet. Wutzy musste mit hoch dosierten Antibiotik­a vor einer Blutvergif­tung geschützt werden und zur Kreislaufs­tabilisier­ung eine Flüssigkei­tstherapie bekommen. Zur endgültig abheilende­n Behandlung ihrer Gebärmutte­reiterung war es unabdingba­r, ihre gesamte Gebärmutte­r mit den Eierstöcke­n zu entfernen. Nach längerem Klinikaufe­nthalt, während dem sie anfangs in großer Lebensgefa­hr geschwebt hatte, konnte sie mit einem Antibiotik­um zum Entfernen restlicher Bakterien in häusliche Pflege entlassen werden.

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