„Es flossen viele Tränen“
Fritz Wepper über das Aus der Serie „Um Himmels Willen“, seine geplante Autobiografie und alte „Derrick“-Folgen
20 Jahre lang lag er als schlitzohriger Bürgermeister im Clinch mit den Nonnen vom idyllischen Kloster Kaltenthal – doch jetzt ist nach 260 Episoden Schluss: Die ARD stellt die 2002 gestartete Serie „Um Himmels Willen“mit Publikumsliebling Fritz Wepper ein, heute startet die 20. und letzte Staffel. In den neuen Folgen (dienstags, 20.15 Uhr) liefert sich Wepper als Bürgermeister Wöller nochmals launige Scharmützel mit Klosterschwester Hanna, gespielt von Janina Hartwig, die 2006 Jutta Speidel als Hauptdarstellerin ablöste.
Fritz Wepper, die Serie „Um Himmels Willen“mit Ihnen als Bürgermeister und Gegenspieler der Nonnen aus dem schönen Kloster Kaltenthal wird eingestellt. Hat diese Entscheidung Sie überrascht?
Die Entscheidung hat mich überrascht. Wir haben ja nach wie vor gute Einschaltquoten, und da kam das sehr unerwartet. Aber ich sage mir natürlich auch, dass es doch besser ist aufzuhören, solange es gut läuft, und Dinge zu beenden, damit andere beginnen können. Das ist auch in meinem Fall so, ich schreibe an meiner Biografie, die zu meinem 80. Geburtstag erscheinen soll.
Es ist besser, so aufzuhören als wegen schlechter Einschaltquoten.
Was hat man Ihnen als offizielle Begründung genannt?
Der Produzent hat mich daheim besucht und ich habe ihn bayerisch mit Weißwurst bewirtet – und bei dieser Gelegenheit kam eben die enttäuschende Nachricht über seine Lippen. Das muss man erstmal verarbeiten, körperlich und seelisch. Aber es ist besser, so aufzuhören als wegen schlechter Einschaltquoten oder wenn man in die Missgunst der Zuschauer fällt.
Sie hätten als Bürgermeister Wöller gerne weitergemacht?
Natürlich, es hat mir bis zuletzt große Freude gemacht. Nach dem ersten Corona-Lockdown bin ich sogar ganz erfreut wieder an die Arbeit gegangen. Es fiel mir und auch dem ganzen Team schwer, Abschied zu nehmen von „Um Himmels Willen“. Die Zuschauer sind ebenfalls überrascht, denn gerade in dieser Zeit, die ja von Bad News geprägt ist, genießen sie es, wenn unsere Serie kommt und sie sich entspannt zurücklehnen können und sich sehr gut unterhalten fühlen.
Wie war der letzte Drehtag?
Es war sehr traurig. Es flossen viele Tränen, auch bei mir. Das war nicht einfach.
Zusätzlich litten Sie ja während der Dreharbeiten zur finalen Staffel an einer Krebserkrankung. Wie geht es Ihnen inzwischen?
In meinem Körper wurden Metastasen gefunden, ich war in Behandlung und habe Infusionen bekommen. Am Tag vor Heiligabend wurde mir dann mitgeteilt, dass die Metastasen sich zurückbilden. Ich bin jetzt krebsfrei, und das war eine wunderschöne Nachricht, eine der besten Nachrichten in meinem Leben.
Wollen Sie künftig weiter vor der Kamera stehen?
Natürlich, denn das ist ja mein Beruf. Die Produktionsfirma von „Um Himmels Willen“hat mir auch zugesagt, dass sie weiter mit mir zusammenarbeiten will.
Wen würden Sie gerne spielen?
Methusalem! Wobei, dafür fühle ich mich im Grunde noch zu jung, der wird ja der Bibel zufolge fast tausend Jahre alt. Ich werde ja erst 80 diesen Sommer. (lacht) Ich halte mich da ganz an die Franzosen, bei denen heißt 80 ja „quatrevingts“, das bedeutet: vier Mal 20. Das klingt besser und ist von der Zahl her eher zu ertragen.
Was ist Ihr größter Wunsch zum runden Geburtstag?
Meine Lieblingspartei heißt ja „Familie und Freunde“, und der familiäre Schulterschluss geht mir über alles. Er hilft uns allen, diese schwierige Zeit anzunehmen und durchzustehen – hoffentlich gesund.
Willen“– welche Lebensleistung erfüllt Sie mit dem größten Stolz?
Generell macht mir mein Beruf seit meiner Kindheit Freude und Spaß. Ich habe mir vor kurzem durchgelesen, welche Filme ich gedreht und welche Tourneen ich seit meinem elften Lebensjahr gemacht habe. „Die Brücke“war meine erste große berufliche Aufgabe. Dass die weltweit so wahrgenommen wurde, das war natürlich ein unüberhörbarer Startschuss. Von Liza Minnelli weiß ich, dass es in New York ein Kino gibt, wo der Film seit zig Jahren ständig läuft – das ist natürlich eine besondere Würdigung. Der Film beruht ja auf einer wahren Begebenheit und zeigt das Grauen des Zweiten Weltkriegs.
Sie standen Anfang der 1970erJahre an der Seite von Liza Minnelli für „Cabaret“vor der Kamera, der Film hat acht Oscars gewonnen und gilt bei vielen Kritikern als eines der größten FilmMusicals aller Zeiten. Waren Sie damals bei der Verleihung dabei?
Leider nicht. Der Produzent von „Der Kommissar“und „Derrick“hat damals zu mir gesagt: Fritz, solche Filme solltest du nicht machen. Ich dachte, der macht einen Witz, aber das hat der ernst gemeint – dabei hätte der doch froh sein müssen, in seiner Serie einen Schauspieler zu haben, der zur „Oscar“-Verleihung
eingeladen wird – dass er mir das nicht gestattet hat, ist für mich unverzeihlich. Aber es ist danach ja trotzdem gut für mich gelaufen, ich habe schließlich viel gedreht und war immer gut beschäftigt.
Sehen Sie sich Ihre früheren Filme und Serien bisweilen an?
„Die Brücke“läuft ja wenigstens einmal im Jahr im Fernsehen, und der Heimatkanal zeigt alle 281 Folgen „Derrick“, donnerstags um 21.05 Uhr, und das sehe ich mir auch an. Und ich muss sagen: Es ist schon beeindruckend, was wir da vor vielen Jahren gedreht haben.