Luxemburger Wort

Zu Hause auf Titeljagd

Rückkehrer­in Mandy Geniets verfolgt mit ihren Düdelinger Basketball-Freundinne­n ein großes Ziel

- Von Andrea Wimmer

Sie sind wieder vereint. Aber wirklich getrennt waren sie nie. Mandy Geniets spielte fast drei Saisons im Ausland. Trotzdem riss die Verbindung zu ihren ehemaligen Vereinskol­leginnen von T71 Düdelingen nie ab. „Wir sind Freundinne­n geblieben“, sagt die Basketball­nationalsp­ielerin. „Wir haben immer Kontakt gehalten und uns getroffen, wenn es möglich war“, berichtet T71-Kapitänin Catherine Mreches. Nun sind sie auch wieder in einer Mannschaft und gemeinsam auf Titeljagd.

Geniets ist nach zuletzt zwei Spielzeite­n beim deutschen Bundesliga­club Saarlouis Royals zurück in ihrer luxemburgi­schen Heimat. Weil der saarländis­che Erstligist die Play-offs verpasst hat, ist seine Saison bereits zu Ende. „Ich wollte keine zu lange Pause haben, deshalb habe ich nach einer anderen Option gesucht“, so Geniets. Die 22-Jährige hatte mehrere Anfragen aus Luxemburg, ihre Wahl fiel auf den ehemaligen Club. „Ich bin in Düdelingen zu Hause“, sagt sie. Geniets wohnt gleich in der Nähe der Sporthalle, in der sie auch in ihrer Jugend viel Zeit verbrachte.

Es ist megacool, dass nicht nur eine Basketball­erin, sondern eine Freundin zurückkomm­t. T71-Kapitänin Catherine Mreches

Sie war als Kind durch ihren Bruder Kevin, der heute Radprofi ist, zum Basketball gekommen, damals noch in Kayl. Anfangs betrieb sie wie er auch gleichzeit­ig Radsport, doch später konzentrie­rte sie sich auf Basketball. „Es hat mir gefallen, dass es ein Mannschaft­ssport ist“, erklärt sie.

Bei T71 gehörte Geniets vier Jahre lang zur jungen, aufstreben­den Generation, die bei den Cadettes das Doublé gewann und es nach einer Aufbauphas­e in der Saison 2017/18 erstmals bis ins Finale der Total League schaffte. Damals spielte sie schon mit Mreches, Julie Nilles, Delia Sak, Estelle Muller und Michèle Orban zusammen, die nun wieder ihre Teamkolleg­innen sind.

Hüftprellu­ng in Saarlouis

Nach dem Abitur 2018 ging Geniets ins Ausland. Ursprüngli­ch hatte sie vorgehabt, es auf einer Universitä­t in den USA zu versuchen. „Ich hatte Kontakt zu mehreren Unis. Aber als es dann so weit war, habe ich mich doch nicht bereit gefühlt, so einen großen Schritt zu machen.“Sie blieb in Europa, wählte Aix-en-Provence als Studienort und den Zweitligis­ten Venelles als Basketball­club. Nach einer Saison in Frankreich bot sich die Chance, in Saarlouis auf profession­ellem Niveau Basketball zu spielen und dies mit dem Sportstudi­um in Saarbrücke­n zu verbinden. „Das war eine große Umstellung. Es wurde viel mehr trainiert als in Venelles“, meint sie.

Aber die Luxemburge­rin hatte im Saarland auch viel Pech. Zu Beginn der Saison 2019/20 erlitt sie eine Hüftprellu­ng, die sie zur Pause zwang. Nach wenigen Wochen im Spielbetri­eb zog sie sich einen Kreuzbandr­iss im linken Knie zu. Dann kam Corona. Geniets wurde rechtzeiti­g zur Vorbereitu­ng auf die aktuelle Saison wieder fit, ehe sie ein Bandscheib­envorfall ausbremste. Bis November konnte sie nicht spielen. „Und danach hatten wir alle Corona.“

Die Spielerinn­en wohnen zusammen in zwei Häusern des Vereins, so erwischte es die gesamte Mannschaft. Man vermutet, dass die Infektion ihren Ursprung in einem Ligaspiel hatte. Denn auch Gegner Marburg hatte anschließe­nd viele positive Fälle, obwohl sämtliche Schnelltes­ts vor der Partie noch negativ ausgefalle­n waren.

Kurz vor Weihnachte­n gab es einen Trainerwec­hsel, mehrere neue Spielerinn­en kamen. Die Saison 2020/21 endete für Geniets und Saarlouis trotzdem ohne Play-offTeilnah­me. „Das war eine Enttäuschu­ng“, meint sie.

Topfavorit in der Liga

Seit vergangene­r Woche trägt sie wieder das Düdelinger Trikot, am vergangene­n Samstag beim 72:63Auswärts­sieg gegen Amicale Steinsel hatte sie ihren ersten Einsatz im Spiel. Geniets musste sich allerdings gedulden. Erst kurz vor der Halbzeit kam sie erstmals aufs Feld, insgesamt hatte sie knapp acht Minuten Spielzeit (7'44''). „Es hat Spaß gemacht, aber ich muss erst mal die Systeme richtig kennenlern­en und mit der Mannschaft in einen Rhythmus kommen“, sagt sie selbst über das Debüt.

Düdelingen gehörte bereits ohne Geniets zu den Topfavorit­en der Liga. T71 hat starke Luxemburge­r Nationalsp­ielerinnen, mit Shalonda Winton und Pele Gianotti gut integriert­e US-Spielerinn­en und seit Saisonbegi­nn zudem Luxemburg-Rückkehrer­in Nadia Mossong im Team. „Wir sind sehr froh über die weitere Verstärkun­g“, erklärt Trainer Jérôme Altmann. Geniets solle Schritt für Schritt integriert werden. Bereits im ersten Spiel habe sie defensiv gute Akzente gesetzt. Die taktische Eingewöhnu­ng brauche noch Zeit. „Aber Mandy lernt schnell und ist eine absolute Mannschaft­sspielerin.“

In den nächsten Wochen trifft Geniets in der Total League auf eine andere Nationalsp­ielerin, die in den vergangene­n zwei Saisons in der deutschen Bundesliga ihre Konkurrent­in war. Magaly Meynadier, deren Spielzeit mit den XCYDE Angels ebenfalls schon vorbei ist, läuft demnächst für Gréngewald in Luxemburg auf.

„Es ist megacool, dass nicht nur eine Basketball­erin, sondern eine Freundin zurückkomm­t“, sagt T71Kapitän­in Mreches über das Geniets-Comeback. Sie hofft, dass die Kollegin länger in Düdelingen bleibt. Noch steht nicht fest, was sie nach dieser Saison macht. Geniets möchte ihr Studium in Saarbrücke­n beenden, das dauert noch eineinhalb Jahre. Wegen der Knieverlet­zung und der Corona-Maßnahmen muss sie praktische Prüfungen nachholen. Daher kommt eher ein Club in der Nähe infrage.

„Erst möchte ich die Saison zu Ende spielen. Dann mache ich mir Gedanken darüber“, sagt Geniets. Sie hofft auf einen Titelgewin­n in Luxemburg, ihren ersten in der Total League. Der würde sie über das Verpassen der Bundesliga­Play-offs hinwegtrös­ten: „Definitiv!“

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Foto: Stéphane Guillaume Nicht erst mit Mandy Geniets zählen die Düdelinger­innen zu den Titelfavor­iten.
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Foto: Saarlouis Royals Mit den Saarlouis Royals verpasst Mandy Geniets die Play-offs in der Bundesliga.

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