Zu Hause auf Titeljagd
Rückkehrerin Mandy Geniets verfolgt mit ihren Düdelinger Basketball-Freundinnen ein großes Ziel
Sie sind wieder vereint. Aber wirklich getrennt waren sie nie. Mandy Geniets spielte fast drei Saisons im Ausland. Trotzdem riss die Verbindung zu ihren ehemaligen Vereinskolleginnen von T71 Düdelingen nie ab. „Wir sind Freundinnen geblieben“, sagt die Basketballnationalspielerin. „Wir haben immer Kontakt gehalten und uns getroffen, wenn es möglich war“, berichtet T71-Kapitänin Catherine Mreches. Nun sind sie auch wieder in einer Mannschaft und gemeinsam auf Titeljagd.
Geniets ist nach zuletzt zwei Spielzeiten beim deutschen Bundesligaclub Saarlouis Royals zurück in ihrer luxemburgischen Heimat. Weil der saarländische Erstligist die Play-offs verpasst hat, ist seine Saison bereits zu Ende. „Ich wollte keine zu lange Pause haben, deshalb habe ich nach einer anderen Option gesucht“, so Geniets. Die 22-Jährige hatte mehrere Anfragen aus Luxemburg, ihre Wahl fiel auf den ehemaligen Club. „Ich bin in Düdelingen zu Hause“, sagt sie. Geniets wohnt gleich in der Nähe der Sporthalle, in der sie auch in ihrer Jugend viel Zeit verbrachte.
Es ist megacool, dass nicht nur eine Basketballerin, sondern eine Freundin zurückkommt. T71-Kapitänin Catherine Mreches
Sie war als Kind durch ihren Bruder Kevin, der heute Radprofi ist, zum Basketball gekommen, damals noch in Kayl. Anfangs betrieb sie wie er auch gleichzeitig Radsport, doch später konzentrierte sie sich auf Basketball. „Es hat mir gefallen, dass es ein Mannschaftssport ist“, erklärt sie.
Bei T71 gehörte Geniets vier Jahre lang zur jungen, aufstrebenden Generation, die bei den Cadettes das Doublé gewann und es nach einer Aufbauphase in der Saison 2017/18 erstmals bis ins Finale der Total League schaffte. Damals spielte sie schon mit Mreches, Julie Nilles, Delia Sak, Estelle Muller und Michèle Orban zusammen, die nun wieder ihre Teamkolleginnen sind.
Hüftprellung in Saarlouis
Nach dem Abitur 2018 ging Geniets ins Ausland. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, es auf einer Universität in den USA zu versuchen. „Ich hatte Kontakt zu mehreren Unis. Aber als es dann so weit war, habe ich mich doch nicht bereit gefühlt, so einen großen Schritt zu machen.“Sie blieb in Europa, wählte Aix-en-Provence als Studienort und den Zweitligisten Venelles als Basketballclub. Nach einer Saison in Frankreich bot sich die Chance, in Saarlouis auf professionellem Niveau Basketball zu spielen und dies mit dem Sportstudium in Saarbrücken zu verbinden. „Das war eine große Umstellung. Es wurde viel mehr trainiert als in Venelles“, meint sie.
Aber die Luxemburgerin hatte im Saarland auch viel Pech. Zu Beginn der Saison 2019/20 erlitt sie eine Hüftprellung, die sie zur Pause zwang. Nach wenigen Wochen im Spielbetrieb zog sie sich einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Dann kam Corona. Geniets wurde rechtzeitig zur Vorbereitung auf die aktuelle Saison wieder fit, ehe sie ein Bandscheibenvorfall ausbremste. Bis November konnte sie nicht spielen. „Und danach hatten wir alle Corona.“
Die Spielerinnen wohnen zusammen in zwei Häusern des Vereins, so erwischte es die gesamte Mannschaft. Man vermutet, dass die Infektion ihren Ursprung in einem Ligaspiel hatte. Denn auch Gegner Marburg hatte anschließend viele positive Fälle, obwohl sämtliche Schnelltests vor der Partie noch negativ ausgefallen waren.
Kurz vor Weihnachten gab es einen Trainerwechsel, mehrere neue Spielerinnen kamen. Die Saison 2020/21 endete für Geniets und Saarlouis trotzdem ohne Play-offTeilnahme. „Das war eine Enttäuschung“, meint sie.
Topfavorit in der Liga
Seit vergangener Woche trägt sie wieder das Düdelinger Trikot, am vergangenen Samstag beim 72:63Auswärtssieg gegen Amicale Steinsel hatte sie ihren ersten Einsatz im Spiel. Geniets musste sich allerdings gedulden. Erst kurz vor der Halbzeit kam sie erstmals aufs Feld, insgesamt hatte sie knapp acht Minuten Spielzeit (7'44''). „Es hat Spaß gemacht, aber ich muss erst mal die Systeme richtig kennenlernen und mit der Mannschaft in einen Rhythmus kommen“, sagt sie selbst über das Debüt.
Düdelingen gehörte bereits ohne Geniets zu den Topfavoriten der Liga. T71 hat starke Luxemburger Nationalspielerinnen, mit Shalonda Winton und Pele Gianotti gut integrierte US-Spielerinnen und seit Saisonbeginn zudem Luxemburg-Rückkehrerin Nadia Mossong im Team. „Wir sind sehr froh über die weitere Verstärkung“, erklärt Trainer Jérôme Altmann. Geniets solle Schritt für Schritt integriert werden. Bereits im ersten Spiel habe sie defensiv gute Akzente gesetzt. Die taktische Eingewöhnung brauche noch Zeit. „Aber Mandy lernt schnell und ist eine absolute Mannschaftsspielerin.“
In den nächsten Wochen trifft Geniets in der Total League auf eine andere Nationalspielerin, die in den vergangenen zwei Saisons in der deutschen Bundesliga ihre Konkurrentin war. Magaly Meynadier, deren Spielzeit mit den XCYDE Angels ebenfalls schon vorbei ist, läuft demnächst für Gréngewald in Luxemburg auf.
„Es ist megacool, dass nicht nur eine Basketballerin, sondern eine Freundin zurückkommt“, sagt T71Kapitänin Mreches über das Geniets-Comeback. Sie hofft, dass die Kollegin länger in Düdelingen bleibt. Noch steht nicht fest, was sie nach dieser Saison macht. Geniets möchte ihr Studium in Saarbrücken beenden, das dauert noch eineinhalb Jahre. Wegen der Knieverletzung und der Corona-Maßnahmen muss sie praktische Prüfungen nachholen. Daher kommt eher ein Club in der Nähe infrage.
„Erst möchte ich die Saison zu Ende spielen. Dann mache ich mir Gedanken darüber“, sagt Geniets. Sie hofft auf einen Titelgewinn in Luxemburg, ihren ersten in der Total League. Der würde sie über das Verpassen der BundesligaPlay-offs hinwegtrösten: „Definitiv!“