Luxemburger Wort

Ohne Maske auf Mallorca

Seit dieser Woche gilt an allen spanischen Stränden härtere Regeln, doch einige Regionen machen Ausnahmen

- Von Martin Dahms (Madrid)

Ein Gesetz, eine Lücke. Und wenn keine Lücke, dann doch mindestens ein Interpreta­tionsspiel­raum. An diesem Montag trat in Spanien das „Gesetz über dringende Maßnahmen der Vorsorge, Eindämmung und Koordinati­on“der Corona-Krise in Kraft. Das „dringend“im Titel ist ein kleiner Scherz. Kein Scherz ist der Paragraf 6 über „die obligatori­sche Benutzung von Masken“. Ab dem Alter von sechs Jahren muss sie jeder tragen, fast immer und fast überall: „auf öffentlich­en Wegen, draußen an der Luft und in jedem geschlosse­nen Raum, der fürs Publikum zugänglich ist“. Erst merkte es keiner – aber das heißt: auch am Strand.

Vielleicht war den Gesetzgebe­rn selbst nicht recht klar, was sie da geschriebe­n hatten. Aber als der Text diese Woche im Offizielle­n Staatsbull­etin erschien, las man ihn auf den Balearen und den Kanaren ganz genau. Und protestier­te. Nicht mit uns, sagten die Regionalfü­rsten am Mittwoch. Wir erlauben den Strandbesu­ch mit nacktem Gesicht seit Monaten. Da lassen wir uns nicht aus Madrid dreinreden. Die balearisch­e Gesundheit­sministeri­n Patricia Gómez erklärte ihre Meuterei mit dem zweiten Absatz des Paragrafen 6, in dem den „sanitären Autoritäte­n“ein letztes Wort in Sachen Maskenpfli­cht

eingeräumt wird. Und die sanitäre Autorität auf Mallorca ist Gómez. Die Regionalmi­nisterin hatte ihre Lücke gefunden.

Terrassent­ische füllen sich

Die Strandbesu­cher sind froh. Es gibt wieder welche. Vor einer Woche lag an der Playa de Palma noch kein Mensch, jetzt hat sich der Strand gefüllt. Das liegt am guten Wetter, an den Feiertagen und an den Touristen. Allein am Gründonner­stag landeten in Palma 54 Flieger aus Deutschlan­d. Anett Köhler von der „Sonnenbäck­erei“ganz in Strandnähe merkte das sofort: Ihre zwölf Terrassent­ische füllten sich. Das hatte sie seit letztem Sommer nicht mehr erlebt.

Zum 1. April hat sie eine zweite Bedienung wiedereing­estellt. Auch die Gesundheit­szentren füllen sich wieder: Die Touristen stehen Schlange, um den Coronatest für die Rückreise machen zu lassen. Magaluf, wo sonst die Briten sind, ist leer, „nichts, null, ganz tote Hose“, sagt Peter Berghoff, ein deutscher Insel-Resident. An der Playa de Palma, dem Lieblingss­trand der Deutschen, ist was los. „Die Leute liegen wirklich am Strand und gehen baden“, sagt Anett Köhler. „Sie liegen vielleicht mit Abstand von zehn Metern. Das sieht dann schon gut gefüllt aus.“Und nirgends eine Maskenpoli­zei. Grenzen gibt es trotzdem: Man darf sich höchstens zu sechst zusammentu­n.

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