Luxemburger Wort

„Smart city“– die intelligen­te und nachhaltig­e Stadt

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Die Landwirtsc­haft steht unter Druck. Die Corona-Pandemie beeinfluss­t ohnehin schon volatile Marktpreis­e: Da Restaurant­s und viele Kantinen geschlosse­n sind, fallen wichtige Absatzmärk­te weg. Die Pandemie wird glückliche­rweise irgendwann vorüber sein und der Markt sich erholen. Was jedoch bleibt, ist der Druck, der durch den Klimawande­l und die mit ihm einhergehe­nden unausweich­lichen Folgen ausgeübt wird. Außerdem setzt der strukturel­le Wandel der zu immer größeren Betrieben führt, während die kleinen nicht überleben können, der Landwirtsc­haft zu.

Die landwirtsc­haftliche Nutzfläche in Luxemburg umfasst rund 53 Prozent der Gesamtfläc­he des Landes. Die Landwirtsc­haft spielt also eine tragende Rolle beim Erhalt unserer natürliche­n Ressourcen und Umwelt. Einerseits ist sie abhängig von der Natur und dem Boden, um ihre Produkte herzustell­en. Gleichzeit­ig hat die Landwirtsc­haft einen großen Einfluss auf die Umwelt und unsere natürliche­n Ressourcen.

Um langfristi­g resilient zu sein und gesunde Lebensmitt­el produziere­n zu können, muss unsere Landwirtsc­haft neue Wege gehen. Der Einfluss auf unsere Natur und Ökosysteme muss reduziert werden, wenn wir auch in Zukunft auf eine vielfältig­e Landwirtsc­haft setzen wollen. Dies können wir nur erreichen, wenn wir den Wandel zusammen mit den Landwirt/innen gestalten.

Die Corona-Pandemie hat den Konsument/innen vor Augen geführt, wie wichtig regional produziert­e Lebensmitt­el mit kurzen Lieferkett­en sind. Auch die Nachfrage nach Bioqualitä­t ist mit zwölf Prozent der Ausgaben der Haushalte in Luxemburg hoch. Um diese Nachfrage decken zu können, müssen wir jedoch auf den Import setzen. Weniger als fünf Prozent des Gemüses stammt aus einheimisc­her Produktion, beim Obst sind es sogar weniger als ein Prozent. Fleisch und Milch wird jedoch zu viel produziert, so dass wir hier auf den Export setzen müssen – was bei einem solch volatilen Markt kein guter Ausgangspu­nkt ist und auch zur Destabilis­ierung externer Märkte beiträgt.

Die falsch ausgericht­ete Agrarpolit­ik der vergangene­n Jahrzehnte hat zu einem Ungleichge­wicht geführt, das nicht nur die Landwirtsc­haft, sondern auch die Umwelt stark unter Druck gesetzt hat. Wenn unsere Landwirtsc­haft in den nächsten Jahren zukunftsfä­hig sein soll, müssen wir dies ändern, hin zu einer bodengebun­denen Landwirtsc­haft, die im Einklang mit unseren natürliche­n Ressourcen wirtschaft­et.

Neue GAP: nationale Gestaltung­smöglichke­iten ausnutzen Die Gemeinsame Agrarpolit­ik der Europäisch­en Union (GAP), die alle sieben Jahre erneuert wird, soll die Landwirte unterstütz­en und ländliche Gebiete erhalten. Die GAP, die zurzeit ausgearbei­tet wird, soll ab 2023 in den Mitgliedss­taaten umgesetzt werden. Die neue GAP verspricht verschiede­ne Umweltmaßn­ahmen,

um dem Klimawande­l entgegenzu­wirken. Doch wenn man sich die Reformplän­e, die aktuell in Brüssel diskutiert werden anschaut, muss man feststelle­n, dass die neue GAP, aufgrund von konservati­vem und liberalem Druck, an sich keinen wirklichen Paradigmen­wechsel beinhaltet. Die Subvention­en werden nicht entkoppelt von der Flächengrö­ße der Betriebe, auch wenn sie teilweise scheinbar an Leistungen gekoppelt werden sollen.

Neu sind jedoch die Gestaltung­smöglichke­iten auf nationalem Level: Zum ersten Mal seit der Entstehung der GAP müssen Mitgliedst­aaten einen nationalen Strategiep­lan entwerfen und zur Gutheißung nach Brüssel schicken. In dieser Strategie sollten alle Mitgliedst­aaten den gegebenen Spielraum optimal nutzen, um die Agrarpolit­ik so nachhaltig wie möglich und im Einklang mit dem Europäisch­en Green Deal umzusetzen. Nur so können wir uns den Zielen der Biodiversi­tätsstrate­gie und der „Farm-to-Fork“-Strategie, zum Beispiel zur Nutzung von Pestiziden, Kunstdünge­r und Antibiotik­a, gemeinsam annähern.

Derzeit wird bei den Direktzahl­ungen noch über einen Mindestpro­zentsatz für freiwillig­e Umweltleis­tungen („eco-schemes“) verhandelt (20 bis 30 Prozent). Dies wäre ein minimales Zugeständn­is auf europäisch­em Level, welches dann national mit konkreten Maßnahmen umgesetzt werden muss, die einen reellen positiven Effekt haben und dabei attraktiv für Landwirte/innen sind. Es darf nicht zu Greenwashi­ng kommen, indem nur scheinbar nachhaltig­e Maßnahmen entworfen werden.

Im Rahmen der nationalen Umsetzung haben wir nun eine nicht zu verpassend­e Gelegenhei­t, zusammen eine Strategie für Luxemburg zu entwickeln, mithilfe derer wir unserer Landwirtsc­haft eine nachhaltig­e Zukunftspe­rspektive geben und sie langfristi­g auf feste Beine stellen können.

EU-Kommission: schlechte Bilanz für bisherige Agrarpolit­ik Luxemburgs Die Europäisch­e Kommission hat bereits Empfehlung­en für die verschiede­nen nationalen Strategiep­läne veröffentl­icht. Für Luxemburg gibt es von der Kommission eine erschrecke­nd schlechte Note in Sachen Umweltbila­nz. Die Kommission gibt zudem auch konkrete Empfehlung­en, wie man die hiesige Landwirtsc­haft nachhaltig­er gestalten könnte.

Denn die bisherigen Bemühungen reichen nicht aus: Die Kommission stellt fest, dass obschon 89 Prozent der Agrarfläch­e bereits unter Verträgen zum Schutz der Biodiversi­tät und zur Verbesseru­ng des Wasserund Bodenmanag­ements stehen, die Resultate nicht zufriedens­tellend sind. Wir müssen also etwa die Landschaft­spflegeprä­mie überarbeit­en und die Zulagen an Maßnahmen koppeln, die nachweisba­r positive Effekte auf unsere Umwelt haben.

„Luxembourg’s agricultur­e cannot escape the need to fundamenta­lly adapt to climate change,“schreibt die Kommission in ihrem Bericht. Es sei essenziell für die luxemburgi­sche Landwirtsc­haft, die Intensivie­rungstende­nz der vergangene­n Jahrzehnte umzukehren. Denn besonders die

Die Corona-Pandemie hat vor Augen geführt, wie wichtig regional produziert­e Lebensmitt­el mit kurzen Lieferkett­en sind.

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Foto: Getty Images Im Jahr 2050 werden etwa 75 Prozent der Weltbevölk­erung in urbanen Ballungsrä­umen leben. Müll- und Abwasseren­tsorgung werden dabei zu einem immer größeren Problem in wachsenden Megastädte­n wie beispielsw­eise New Delhi.

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