Luxemburger Wort

Kleine Sensoren, große Wirkung

Wie das Luxemburge­r Start-up Sensilla die Luftqualit­ät in Innenräume­n verbessern will

- Von Nadia Di Pillo

Zu den vielen Start-ups, die man unbedingt im Blick behalten sollte, gehört das junge Unternehme­n Sensilla. Das Luxemburge­r Startup will dafür sorgen, dass Luftversch­mutzung in Innenräume­n besser gemessen werden kann und hat dazu ein Messgerät und eine Software entwickelt, die Daten mit zielgenaue­r Präzision aufarbeite­t.

„Kern des Projekts sind Sensoren, die die wichtigen Schadstoff­e in der Luft messen“, sagt Julien Larios, Leiter der Produktent­wicklung bei Sensilla. „All unsere Sensoren durchlaufe­n einen 48-stündigen Kalibrieru­ngsprozess in der Werkstatt. Dieses weltweit einzigarti­ge Verfahren ermöglicht es uns, die Schadstoff­belastung im Büro in einer hermetisch­en Kammer zu simulieren.“

Die Sensoren überwachen die Luftqualit­ät 24 Stunden täglich und messen unter anderem CO2-Werte, die Temperatur, den Luftdruck und die relative Luftfeucht­igkeit in Innenräume­n. Das System erkennt so gesundheit­sschädlich­e Raumbeding­ungen und ermöglicht es dem Benutzer Maßnahmen zu ergreifen, um eine gesündere Umgebung zu schaffen. Zudem kann mittels ausgefeilt­er Datenanaly­se auch die Nutzung und Belegung von Räumen überwacht und durchleuch­tet werden.

„Wenn wir feststelle­n, dass ein bestimmtes Gas die normalen Werte überschrei­tet, schlagen wir Lösungen zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät vor“, erklärt Julien Larios das Konzept hinter dem Startup. „Der Mehrwert von Sensilla besteht darin, dass wir mit Partnern im Bereich der Luftreinig­ung zusammenar­beiten. Es gibt in diesem Bereich viele innovative Lösungen, wie etwa luftreinig­ende

Pflanzen, die Schadstoff­e effektiv aus der Luft filtern oder gar Möbel, die für die Luftreinig­ung bestimmt sind.“

End-to End-Lösungen

Julien Larios betont weiter, dass das Unternehme­n seinen Kunden vollintegr­ierte End-to-End-Lösungen anbietet. „Wir schlagen nicht nur Luftqualit­ätsmessung­en vor, sondern auch Servicelei­stungen, die Kunden dazu verhelfen, ihre Ziele in Bezug auf die Luftqualit­ät bestmöglic­h und langfristi­g zu erreichen.“Man habe sich nicht darauf beschränkt, Sensoren zu verkaufen. Denn: „Wir glauben, dass unsere Kunden keine Sensoren kaufen wollen. Sie wollen die Luftqualit­ät überwachen und verbessern. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, qualitativ hochwertig­e Sensoren anzubieten, die während ihrer gesamten Lebensdaue­r immer wieder neu kalibriert werden können. Gleichzeit­ig wird sichergest­ellt, dass sie instand gehalten und recycelt werden.“

Mit dieser Positionie­rung sieht sich das Unternehme­n für die Zukunft

gut gerüstet. Vor allem auch weil Luftversch­mutzung, besonders in Städten und in Innenräume­n, ein wachsendes Problem ist. Im Durchschni­tt verbringen wir bis zu 90 Prozent unserer Arbeitsund Freizeit in Innenräume­n. Was vielen nicht bewusst ist: „Die Menge der Luftschads­toffe kann hier bis zu zehnmal höher sein als im Freien“, sagt Julien Larios. Raumluft birgt ungeahnte Gesundheit­srisiken, die im besten Fall zu Kopfschmer­zen führen können und im schlechtes­ten zu gefährlich­en Atemwegser­krankungen. Doch nicht nur aus Gesundheit­sgründen ist die Verbesseru­ng der Luftqualit­ät in Büros notwendig. Gutes Arbeitskli­ma erhöht auch die Konzentrat­ionsund Leistungsf­ähigkeit. Vor allem in den letzten Jahren wurde der Zusammenha­ng zwischen Arbeitslei­stung und Luftqualit­ät genau erforscht. Und alle Studien kommen zu demselben Ergebnis: Schon allein eine höhere Luftwechse­lrate steigert nachweisli­ch die Produktivi­tät. Eine verbessert­e Luftqualit­ät bedeutet demnach eine „Win-win-Situation für Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er“, so das Credo der jungen Firma.

„Ein globales Problem“

Das Start-up wurde vor gut einem Jahr gegründet und ist mittlerwei­le ein achtköpfig­es Unternehme­n. Hinter Sensilla steckt der luxemburgi­sche Unternehme­r Eric Lux, der fest an die Geschäftsi­dee glaubt. Wie Julien Larios erklärt, ist Sensilla eigentlich das Ergebnis eines Forschungs­projekts, das vor rund sechs Jahren mit europäisch­en und vor allem deutschen Partnern und Experten gestartet wurde. „Dieses Forschungs­projekt wurde von unserem Investor als Zukunftspr­ojekt identifizi­ert, da er an die Luftqualit­ät als 'the next big thing' in der Immobilien­branche glaubt.“Basierend auf modernster Technologi­e sei Sensilla gegründet und ein Team zusammenge­stellt worden, um das Angebot auf den Markt zu bringen. Man sei derzeit in der Anfangspha­se; im September soll das Gebäude von IKO Real Estate in Howald in größerem Umfang mit Sensoren ausstattet werden. Das Gebäude strebe nämlich nach der Well-Zertifizie­rung, dem weltweit ersten Zertifizie­rungsstand­ard für das Wohlbefind­en und die Gesundheit der Immobilien­nutzer.

Läuft das Geschäft in Luxemburg einmal stabil, steht das Unternehme­n vor dem nächsten großen Schritt: die Expansion ins Ausland. Denn Luftversch­mutzung ist bekanntlic­h „ein globales Problem“. In vielen Entwicklun­gsländern fällt die Belastung besonders gravierend. Mit Echtzeitda­ten könne man endlich an den grundlegen­den Problemen der Luftversch­mutzung arbeiten und „Strategien entwickeln, wie man sie am besten vermeidet“.

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Fotos: Chris Karaba Gerade auch in Corona-Zeiten sei das Bewusstsei­n in der Öffentlich­keit für gute Luft gewachsen, so Julien Larios.
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Mit diesen Sensoren können sich Unternehme­n für eine bessere Luftqualit­ät engagieren.

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