„Ich schaue nicht zurück“
Nicolas Grézault verfolgt als neuer Trainer von Titus Petingen langfristige Pläne in der BGL Ligue
Nicolas Grézault ist bereits der vierte Trainer von Titus Petingen in dieser Saison der BGL Ligue. Nach Cyril Serredszum, Ismaël Bouzid und Nicolas Huysman ist der 38-Jährige seit vergangener Woche beim Fusionsverein in der Verantwortung. Grézault, der neun Jahre beim Luxemburger Fußballverband FLF arbeitete, hat langfristige Pläne. Um die aktuelle Saison geht es dabei eher weniger. Eine Sondersituation im Luxemburger Fußball macht es möglich.
Nicolas Grézault, Titus Petingen hat seit dem Restart der BGL Ligue nicht gewonnen. Wie möchten Sie die Wende nach acht Spielen ohne Sieg schaffen?
Die Saison geht dem Ende entgegen. Bekanntermaßen ist es eine Meisterschaft unter besonderen Bedingungen. Es gibt keinen Abstieg. Deshalb haben wir beschlossen, uns auf die Vorbereitung der nächsten Saison zu konzentrieren.
Aber es geht auch noch in der aktuellen Spielzeit um Siege – oder nicht?
Wir sind nun in einem neuen Zyklus, in dem wir uns auf die neue Saison fokussieren. Und die restlichen Partien der aktuellen Spielzeit gehören zum neuen Zyklus.
Haben Sie bei Titus Petingen einen längerfristigen Vertrag unterschrieben?
Für drei Jahre bis zum Ende der Saison 2023/24.
Das klingt nach einem Neuaufbau. Wie sehen Ihre Pläne aus?
Ich möchte meinen Beitrag zu einer Spielkultur bei Titus Petingen leisten, die den Ambitionen des Clubs entspricht. Das möchten wir langfristig erreichen.
Was bedeutet das? Wie sehen die Ambitionen des Clubs aus?
Wir möchten eine neue Identität des Spiels. Das betrifft meine Arbeit sowie die des gesamten Trainerstabs und der Mitarbeiter des Clubs. Die Spielkultur soll die DNA des Vereins widerspiegeln.
Das hört sich sehr theoretisch an. Wie soll die Arbeit konkret aussehen?
Momentan bin ich dabei, mich einzuarbeiten. Ich habe meinen Posten erst in der vergangenen Woche angetreten. Ich freue mich sehr darüber, dass man mir das Vertrauen schenkt, und ich habe großen Respekt vor den Herausforderungen, die die Aufgabe mit sich bringt.
Die Mannschaft hat eine Negativserie hinter sich. Normalerweise ist das nicht gut für die psychische Verfassung der Spieler. Denken Sie, dass man bis zum Ende der aktuellen Saison, also noch mehrere Wochen, so weitermachen kann? Braucht die Mannschaft nicht auch gute Resultate für die Moral?
Die Moral ist intakt, auch wegen der neuen Philosophie. Die Entscheidung des Verbandes, dass es keinen Auf- und Abstieg gibt, ermöglicht es uns, die neue Saison vorzubereiten – ohne den Druck, gute Resultate erzielen zu müssen. Es braucht Zeit, eine neue Spielkultur zu etablieren.
Ihr erster Gegner ist am Ostermontag ausgerechnet Nachbar Niederkorn, der im Aufschwung ist. Wie schwer wird die Aufgabe?
Wir versuchen, mit unserem Spielmodell Lösungen für die Probleme zu finden, die uns der Gegner bereitet. Aber wir möchten auch den Gegner vor Probleme stellen. Ich kenne viele Niederkorner Spieler, weil ich neun Jahre beim Luxemburger Verband Jugendtrainer war und so an der
Ausbildung zahlreicher Akteure der BGL Ligue beteiligt war.
Welche waren das zum Beispiel?
Von Niederkorn beispielsweise Aldin Skenderovic, Yannis Dublin, Florik Shala sowie einige andere, die ich aber nur kürzere Zeit betreut habe.
Für Sie ist es die erste Trainerstation in der BGL Ligue. Sind Sie nervös vor dem Debüt?
Nein, ich bin sehr ruhig. Ich habe meine Überzeugungen, die ich nun umsetzen möchte.
Wie würden Sie Ihre Überzeugungen beschreiben?
Die Arbeit wird sich auf drei Pfeiler stützen: Konzept, Kompetenz, Kapital. Und es wird einen roten Faden geben, der den U23und den U19-Kader verbindet. Wir werden unser Spielkonzept erarbeiten, das zur Geschichte des Clubs passt. Die Kompetenzen werden entsprechend eingesetzt und dann müssen wir sehen, wo Kapital benötigt wird. Denn es werden auch gewisse Investitionen nötig werden, etwa hinsichtlich der Logistik oder der Infrastrukturen.
In der vergangenen Saison schaffte es Titus Petingen in die Qualifikation zur Europa League, jetzt ist der Fusionsverein Drittletzter der BGL-Ligue-Tabelle. Haben Sie eine Erklärung für die Talfahrt?
Nein, ich möchte zur aktuellen Situation nichts sagen. Denn ich bin noch nicht lang genug dabei, um die Gründe dafür zu kennen.
Titus Petingen ist ein ambitionierter Club mit starken Spielern. Auch vor dieser Saison wurden wieder zahlreiche Neuzugänge geholt. Die magere Punktausbeute ist daher nicht leicht zu erklären. Erschwert das Ihre Aufgabe?
Für uns alle im Club ist es eine Herausforderung. Wir sind bereit dafür. Der Verein hat seit der Fusion gut gearbeitet. Die Resultate in der aktuellen Saison waren nicht so, wie man sich das vorgestellt hatte. Zusammen arbeiten wir daran, dass es in den nächsten Jahren wieder bergauf geht.
Der Club hat in den vergangenen Jahren vor jeder Saison viele neue Spieler verpflichtet. Ist das diesmal auch geplant oder setzt man mehr auf die eigene Jugend?
Hinsichtlich des Transfermarkts ist es noch sehr früh. Wir werden alle Möglichkeiten prüfen, aber zunächst auf die Spieler schauen, die wir schon haben.
Nach Cyril Serredszum, Ismaël Bouzid und Nicolas Huysman sind Sie der vierte Trainer der Mannschaft in dieser Saison. Wie gehen Sie damit um?
Ich schaue nicht zurück. Ich bin hier für die Gegenwart und die Zukunft.
Von 2011 bis 2020 waren sie Jugendtrainer beim Luxemburger Verband FLF, zwischenzeitlich auch Co-Trainer von Luc Holtz bei der A-Nationalmannschaft. Wie waren Ihre Erfahrungen dort?
Ich bin sehr stolz darauf, dass ich so viele Jahre für den Verband arbeiten konnte. Es ist eine Ehre, an der Ausbildung junger Spieler beteiligt zu sein. Ich freue mich sehr über ihre Leistungen, sei es im Ausland, in der BGL Ligue, der Ehrenpromotion oder auch in den unteren Divisionen.
Welche sind die bekanntesten Namen unter Ihren ehemaligen Auswahlspielern, die später ins Ausland gingen?
Christopher Martins, Leandro Barreiro, Danel Sinani, Marvin Martins, Tim Hall, Dirk Carlson, Timothé Rupil oder auch der für die aktuelle WM-Qualifikation erstmals nominierte Eldin Dzogovic. Es gibt noch viele mehr.
Sind Sie noch mit ihnen in Kontakt?
Natürlich. Nicht mit allen, aber mit vielen. Und ich verfolge ihre Karriere auch weiter.
Warum haben Sie den Verband verlassen?
Ich war von den Mitarbeitern dort derjenige, der schon am längsten in dem Ausbildungsprojekt war. Es war Zeit für Veränderung und ich wollte zurück in den Seniorenbereich.
Die Arbeit wird sich auf drei Pfeiler stützen: Konzept, Kompetenz, Kapital.