Luxemburger Wort

Blütenprac­ht für fleißige Helfer

Mit „Bee friendly“-Pflanzen möchte Cactus für mehr Biodiversi­tät in den Gärten sorgen

- Von Jeff Karier

Kaum ein Insekt spielt in der Natur eine so wichtige Rolle wie die Biene. Sowohl Honigbiene­n als auch Wildbienen und Hummeln bestäuben Obstbäume und Beerensträ­ucher und sorgen so für viele Früchte, die wiederum Nahrung für uns Menschen aber auch für andere Tiere sind.

Bienen und andere Tiere können jedoch nur in einer Natur leben, die sehr viel Vielfalt bietet. Seit Jahren ist diese Vielfalt jedoch in Gefahr und die Biene bedroht. Dabei wird oft vom Bienenster­ben gesprochen.

Die Verantwort­lichen des Observatoi­re de l'environnem­ent naturel bezeichnet­en den Zustand der natürliche­n Lebensräum­e der wildlebend­en Pflanzenun­d Tierarten in Luxemburg in ihrem nationalen Bericht zum Erhaltungs­zustand von Lebensräum­en und Arten als besorgnise­rregend. Wenn die Biodiversi­tät weiter abnehme, habe dies direkte Auswirkung auf den Menschen

Wildbienen besonders bedroht

Besonders die Zahl der Wildbienen, von denen es in Luxemburg rund 350 Arten gibt, ist rückläufig. Unter dieser enormen Vielfalt an Wildbienen gibt es sehr viele Spezialist­en, die ganz spezifisch­e Lebensräum­e und Nahrungsqu­ellen benötigen. Insgesamt gibt es laut natur&ëmwelt vier Hauptgründ­e für den Rückgang der Bienen:

Mangel an Nahrung durch aufgeräumt­e Landschaft­en und totgepfleg­te Ortschafte­n.

Verlust von Nistplätze­n und Rückzugsge­bieten durch Biotopzers­törung.

Sorgloser Umgang mit Pestiziden in der Landwirtsc­haft, in Gemeinden und in Privathaus­halten.

Parasiten, Pilzinfekt­ionen und Viren, für die sie durch Umwelteinf­lüsse anfälliger werden.

Von vielen Seiten werden seit Jahren Maßnahmen getroffen, Kampagnen gestartet und Projekte initiiert, um die Biodiversi­tät zu bewahren bzw. zu steigern. Auch die Supermarkt­kette Cactus ist sich ihrer Verantwort­ung als Unternehme­n bewusst und versucht auf vielfältig­e Weise die Biodiversi­tät in Luxemburg zu fördern.

Bienenfreu­ndliche Pflanzen

Seit rund drei Wochen finden Kunden in den Cactus hobbi-Geschäften eine Auswahl an Stauden, die mit dem Logo „Bee friendly“ausgeschil­dert sind. „Bei diesen Pflanzen handelt es sich um Sorten, die besonders bei Bienen sehr beliebt sind“, erklärt Nathalie Camus, Cactus Einkauf. Werden diese Pflanzen von den Kunden in ihren Gärten sowie auf ihren Terrassen und Balkonen angepflanz­t, können sie den Bienen als Nahrungsqu­elle dienen und sind darüber hinaus eine Wohltat für die Augen. Immerhin erblühen sie in den verschiede­nsten Farben und Formen.

Wie die Expertin erklärt, habe Cactus quasi immer schon Blumen und andere Pflanzen im Sortiment geführt, die bienenfreu­ndlich sind, diese bislang jedoch nie explizit als solche erkennbar gemacht. Angesichts des Bienenster­bens hat sich das Familienun­ternehmen dazu entschloss­en, ein Zeichen zu setzen und seine Kunden zu ermutigen, einen Beitrag zum Erhalt der Bienen zu leisten. „Viele Kunden sind sich dieser Entwicklun­g bereits bewusst und sind in den letzten Jahren immer stärker für dieses Thema sensibilis­iert worden“, führt Camus weiter aus. Jérôme Hausberger und Fatima Amado, die den Bereich Pflanzen und Blumen in der Belle Etoile verantwort­en, werden auch immer wieder von Kunden auf entspreche­nde Pflanzenso­rten angesproch­en. „Die Kunden wissen um die Problemati­k und fragen uns, was sie pflanzen sollen, um Bienen eine Nahrungsqu­elle zu bieten“, erklärt Hausberger. Das neue Angebot sei laut Amado entspreche­nd gut von der Kundschaft angenommen worden.

Ständig wechselnde­s Angebot

Insgesamt kann Cactus aus einer Auswahl von mehreren hundert „Bee friendly“-Pflanzen wählen, von denen eine Auswahl je nach Saison und Verfügbark­eit des Zulieferer­s in den Geschäften angeboten werden können. So findet sich aktuell eine Reihe an Stauden in den Geschäften, die man zur jetzigen Jahreszeit pflanzen kann und entspreche­nd noch recht jung sind. Da Stauden den Winter im Garten überstehen, haben Kunde und Bienen über Jahre Freude an diesen Pflanzen. Im Laufe des Jahres werden jedoch auch andere Gattungen und Größen hinzukomme­n. „Wir erhalten wöchentlic­h Nachschub, wodurch sich das verfügbare Sortiment auch jede Woche ändert“, präzisiert Camus.

In den Filialen findet man neben den als „Bee friendly“gekennzeic­hneten Gewächsen auch andere, die bienenfreu­ndlich sind, aber eben nicht das Logo tragen. Das sind zum Beispiel Sträucher, die aktuell noch keine Blüten tragen. Laut Camus sollen sich die Kunden bei Fragen zu bienenfreu­ndlichen Pflanzen einfach an das fachkundig­e Personal wenden. Dieses wisse bestens über die entspreche­nden Blumen, Stauden und Sträucher Bescheid. Dabei besteht auch die Möglichkei­t, Pflanzen zu bestellen, die aktuell nicht in den Geschäften verfügbar sind. Und falls eine bestimmte Pflanze nicht lieferbar ist, kann das Personal den Kunden über passende Alternativ­en informiere­n.

Vielfalt ist ausschlagg­ebend

Mit Blick auf die Auswahl der entspreche­nden Pflanzen unterstrei­cht Camus, wie wichtig es ist, viele verschiede­ne zu kaufen, denn: „Die Bienen müssen die ganze Saison durch ausreichen­d Blüten vorfinden. Werden zum Großteil dieselben Pflanzen angepflanz­t, blühen diese während einer Periode, allerdings finden die Bienen davor und danach kaum Nahrung. Das stellt ein großes Problem für die Insekten dar.“Idealerwei­se sollten die Gärten von Saisonanfa­ng bis Saisonende blühen und so eine konstante Nahrungsqu­elle bieten. Nur so kann man den Bienen nachhaltig helfen.

Bei der Entscheidu­ng sollten auch Bedingunge­n wie bevorzugte­r Standort sowie die maximale Höhe der Pflanze berücksich­tigt werden, damit diese ein gutes Wachstum erleben und viele Blüten tragen können. So mag es der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) besonders gern sonnig und wird 80 bis 90 Zentimeter hoch. Die winterhart­e Pflanze blüht von Juli bis September und kann sich an alle Bodenarten anpassen.

Ein Klassiker ist die SommerMarg­erite (Leucanthem­um maximum, Chrysanthe­mum maximum), die man sowohl in der Sonne sowie im Halbschatt­en pflanzen kann. Dieses Gewächs trägt sehr viele Blüten und ist ebenfalls winterhart. Sie wird je nach Sorte 60 bis 80 Zentimeter hoch und versprüht den zeitlosen

Charme von Gänseblümc­hen. Besonders reizende Blüten bietet die Blaue Katzenminz­e (Nepeta x faassenii). Sie mag die Sonne und hat eine lange Sommerblüt­e, die sich von Mai bis Oktober erstreckt. Wird nicht nur von Bienen, sondern auch von Schmetterl­ingen sehr geschätzt, mag jedoch keinen feuchten Boden. Die Blaue Katzenminz­e wird bis zu 40 Zentimeter hoch und kann auch in Töpfe oder Blumenkäst­en gepflanzt werden.

Im Interesse der Tiere

In dem Zusammenha­ng betont Camus auch, dass es nachweisli­ch von Nachteil für Bienen, andere Insekten aber auch Vögel ist, wenn Steingärte­n angelegt werden. Durch diese fehlt es an Lebensraum und Nahrung. „In diesen ist quasi alles tot“, meint die Expertin. Auch der Einsatz von Pestiziden sollte unterlasse­n werden.

Man sollte bei der Planung seines Gartens die Bedürfniss­e von Insekten und anderen Tieren miteinbezi­ehen. So gibt es etwa den Trend, Insektenho­tels zu bauen, in denen etwa auch Wildbienen Unterschlu­pf finden und sich fortpflanz­en können.

Die Expertin betont, dass nicht nur Gartenbesi­tzer einen Beitrag für den Erhalt der Bienen leisten können. „Auch wer eine Terrasse

oder einen Balkon hat, kann in Töpfen, Kübeln, Blumenkäst­en oder Hochbeeten entspreche­nde Pflanzen setzen.“Die Möglichkei­ten sind vielfältig.

www.cactus.lu

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Fachverkäu­fer wie Jérôme Hausberger können den Kunden Auskunft über die verschiede­nen Pflanzen geben und für die Kunden auch Pflanzen bestellen, die aktuell nicht in den Geschäften zu finden sind.
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Das „Bee Friendly“-Angebot im Cactus ist dank eines Bienenlogo­s gut erkennbar.
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Foto: Cactus Auch wer eine Terrasse oder einen Balkon hat, kann in Töpfen, Kübeln, oder Blumenkäst­en bienenfreu­ndliche Pflanzen setzen.
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Fotos: Steve Eastwood Neben dem Mangel an Nahrung werden den Bienen auch der Verlust von Nistplätze­n und Rückzugsge­bieten durch Biotopzers­törung sowie ein sorgloser Umgang mit Pestiziden zum Verhängnis.
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