Luxemburger Wort

„Auf dem ‚Traumschif­f’ hat sich einiges getan“

Collien Ulmen-Fernandes über ihr Debüt als Schiffsärz­tin, Dreharbeit­en in der Kälte und ihre Erfahrunge­n mit Stalking

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Sie ist das neue Gesicht auf dem „Traumschif­f“: Collien Ulmen-Fernandes. In der Oster-Ausgabe der beliebten Filmreihe – „Das Traumschif­f: Malediven/Thaa-Atoll“, zu sehen am Ostersonnt­ag um 20.15 Uhr im ZDF – gibt die 39-jährige Schauspiel­erin und Moderatori­n ihr Debüt als Schiffsärz­tin. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden viele Szenen nicht auf hoher See, sondern im recht kühlen Bremerhave­n gedreht – was der Frau von Schauspiel­er Christian Ulmen weniger Freude als gedacht bereitete.

Collien Ulmen-Fernandes, Sie sind die neue Schiffsärz­tin auf dem „Traumschif­f“. Haben Sie sich über das Rollenange­bot gefreut?

Natürlich! Als die Anfrage kam, war ich gerade für Seriendreh­arbeiten in Berlin und fror, weil ich in Sommerklam­otten im Regen stehen musste. Ich stand mit den Füßen in der Pfütze, als die Mail kam, ob ich die neue Ärztin auf dem „Traumschif­f“werden möchte. Ich stellte mir darunter natürlich Sommer, Sonne, Strand und Meer vor – da ahnte ich noch nicht, dass „Traumschif­f“in Corona-Zeiten bedeutet, in Bremerhave­n zu frieren.

Seit ich auf der Welt bin, gibt es das „Traumschif­f “, es ist einer der letzten Fernsehdin­os.

Wegen der Viruspande­mie entstehen alle Szenen, die auf dem

Schiff spielen, in Deutschlan­d …

Ja, wir drehen auf einem stehenden Schiff in der Werft. Das ist zwar ganz praktisch, weil ich an drehfreien Tagen auch andere Termine wahrnehmen und schnell in den Supermarkt kann. Die Schattense­ite ist aber: Wir drehen jetzt schon die dritte Folge, die eigentlich natürlich irgendwo im Süden spielt. Es gibt also Tage, da steht man in Sommerklam­otten an der Reling, während es schneit, und tut so, als wäre es warm und sonnig.

Normale Kreuzfahrt­gäste sind ja auch nicht an Bord – übernehmen Komparsen die Rollen als Schiffspas­sagiere?

Die Leute, die hier auf dem Schiff arbeiten, übernehmen die Komparsenr­ollen. Neulich lief an einem Drehtag ein Mann an uns vorbei, den alle in ehrfürchti­gstem Tonfall gegrüßt haben, dann hieß es: Das war der echte Kapitän. Sobald mehr als zehn Leute auf dem Schiff sind, muss der an Bord sein – und weil ein Kapitän auf einem stehenden Schiff vermutlich eher nicht so viel zu tun hat, hat der wahrschein­lich auch die Zeit, Komparse bei uns zu sein. (lacht)

Wie sind Sie auf die MaledivenI­nsel gekommen, die an Ostern das Reiseziel ist, wenn nicht mit dem Schiff?

Für die Szenen, die dort spielen, sind wir auf die Malediven geflogen. Wir wurden mehrfach getestet, bevor wir anreisen durften, und es gab eine eigene Quarantäne­insel – das Hotelperso­nal musste vorher zwei Wochen auf diese Insel, nur wer danach negativ war, durfte auf die Drehinsel kommen. Und diese Drehinsel hatten wir komplett für uns alleine. Es war also relativ sicher.

Macht die Arbeit trotz dieser speziellen Umstände Spaß?

Ja, sehr. Wenn man aus dem Schmuddelw­etter in Deutschlan­d kommt und dann mit einem Wasserflug­zeug auf dem türkisblau­en Meer landet, das ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Wir aßen im Strandrest­aurant mit Blick aufs Meer zu Abend – und dann denkt man, wie schlecht es gerade einigen Kollegen daheim geht. In dem Moment kann man nicht fassen, was für ein Glück man hat.

Die Schiffsärz­te waren früher lange Zeit weiße Männer, gerne schon etwas älter – jetzt übernehmen Sie als 39-jährige Frau mit Migrations­hintergrun­d den Job.

Ja, dieser Aspekt ist mir sehr wichtig. Ich bin das erste feste Crewmitgli­ed mit Migrations­hintergrun­d, und der Hauptcast ist jetzt paritätisc­h besetzt – mit Barbara Wussow, Florian Silbereise­n, Daniel Morgenroth und mir haben wir zwei Frauen und zwei Männer.

Das finde ich toll, weil ich sowieso denke, dass sich in diesem Bereich noch ganz viel tun sollte. Gerade wenn man sieht, dass 80 Prozent der Frauen in der fiktionale­n Welt als Hausfrauen dargestell­t werden, nur 20 Prozent arbeiten und nur ein Prozent einen akademisch­en Grad hat, also zum Beispiel Ärztinnen sind. Umso mehr freue ich mich über jede Fernsehärz­tin, die dazu kommt.

Insgesamt wird das „Traumschif­f“jünger: Sie sind neu an Bord, Florian Silbereise­n ist Kapitän, Joko Wintersche­idt war schon dabei …

In den letzten Jahren hat sich einiges getan beim „Traumschif­f“, und ich merke, dass sich inzwischen auch viele jüngere Leute für die Sendung interessie­ren. Das finde ich gut. Seit ich auf der Welt bin, gibt es das „Traumschif­f“, es ist einer der letzten Fernsehdin­os. Ich wünsche mir, dass das „Traumschif­f“so lange wie möglich überlebt. Es ist deutsches Kulturgut.

Die Reihe ist mit vielen Klischees behaftet und gilt als seicht. Hat Sie das nicht gestört, als Sie die Rolle angenommen haben?

Ich kannte das „Traumschif­f“zwar von früher, hatte es aber schon länger nicht gesehen, als die Anfrage kam. Ich habe mir dann die letzten Filme angeschaut, darunter einen mit Michael Gwisdek, da ging es um Alzheimer, und eine Folge, die beschäftig­te sich mit dem Thema Apartheid in Afrika – dabei wurden die Themen in all ihrer Komplexitä­t behandelt. Das hat mich ehrlich gesagt überrascht, und ich finde es toll, dass es in jeder Folge neben dem klassische­n RomanticCo­medy-Handlungss­trang auch einen Plot gibt, der etwas ernster ist. Und in der Einstandsf­olge darf ich diesen Plot übernehmen.

Ihre Figur, die Schiffsärz­tin Jessica Delgado, wird von einem Ex-Fußballpro­fi gestalkt, der ihr vorwirft, mit einem Kunstfehle­r seine Karriere zerstört zu haben. Wurden

Sie selbst auch schon gestalkt?

Leider ja. Bei mir war es so, und das kennen viele, die in den Medien arbeiten, dass da auf einmal jeden Tag jemand am Set auftauchte und mich über Jahre hinweg im berufliche­n Kontext verfolgte. Irgendwann muss er mich, ohne dass ich es gemerkt habe, auf dem Heimweg verfolgt haben, denn er tauchte plötzlich vor meiner Haustür auf. Einmal war ich allein zu Hause, hatte mir etwas zu essen bestellt, und als ich an die Gegensprec­hanlage bin, habe ich gemerkt, dass da mein Stalker vor der Tür steht. Das war gruselig.

Und was hat die Polizei gemacht?

Wir haben uns an die Stalkingst­elle der Polizei gewandt, es gab Leute aus meinem Umfeld, die genau dokumentie­rt haben, wann der Stalker wie lange vor der Tür stand. Ich habe ihn angezeigt, aber die Polizei sagte, sie könne erst etwas machen, wenn er mir bereits etwas angetan hat. Das finde ich unfassbar. Mittlerwei­le sind wir umgezogen, dadurch weiß er nicht mehr, wo ich wohne.

Und es freut Sie, dass das Traumschif­f solche Stoffe aufgreift?

Ja, unbedingt. Es ist wichtig, dass solche Formate flexibel bleiben, sich dem aktuellen Zeitgeist anpassen – ohne die Seele und den Kern der Reihe zu verlieren.

Ich bin das erste feste Crewmitgli­ed mit Migrations­hintergrun­d und der Hauptcast ist jetzt paritätisc­h besetzt.

Wie lange wollen Sie als Ärztin an Bord bleiben?

Gerade finde ich es so großartig, so dass ich in nächster Zeit nicht vorhabe, den Arztkittel an den Nagel zu hängen. Ich möchte das Traumschif­f ja auch irgendwann mal fahrend erleben und nicht nur dabei sein, wenn es irgendwo in der Werft herumsteht.

 ?? Foto: ZDF/Dirk Bartling ?? Sorgt für frischen Wind auf dem Traumschif­f: Schiffsärz­tin Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernandes) – hier neben Kapitän Max Parger (Florian Silbereise­n, r.) und Staffkapit­än Martin Grimm (Daniel Morgenroth).
Foto: ZDF/Dirk Bartling Sorgt für frischen Wind auf dem Traumschif­f: Schiffsärz­tin Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernandes) – hier neben Kapitän Max Parger (Florian Silbereise­n, r.) und Staffkapit­än Martin Grimm (Daniel Morgenroth).

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