Luxemburger Wort

Licht aus, Sterne an

Luxemburgs erster Lichtberat­er erklärt, warum zu viel Helligkeit problemati­sch ist

- Interview: Frank Weyrich

Es ist ein Phänomen, das sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n eingebürge­rt hat, sich jedoch negativ auf Mensch und Natur auswirkt und daher Beachtung verdient: die Lichtversc­hmutzung. Was eine zu üppige oder falsche Beleuchtun­g alles verursache­n kann, weiß Daniel Gliedner. Er ist Luxemburgs erster Lichtberat­er, dies beim Naturpark Our, und kennt sich mit dem Thema bestens aus. In seiner Funktion steht er den angeschlos­senen Gemeinden mit Rat und Tat zur Seite.

Daniel Gliedner, eines Ihrer Haupttheme­n ist die Lichtversc­hmutzung. Gibt es da Handlungsb­edarf?

Vor allem im ländlichen Raum bietet es sich an, mit der Beleuchtun­g sparsam umzugehen. Auch wenn es durch die neue LEDTechnol­ogie möglich ist, eine deutliche Energieein­sparung zu erzielen, so wird dieser Vorteil häufig in das Gegenteil umgesetzt. Anstatt bei gleicher und besserer Helligkeit den Gewinn an Energiever­brauch zu nutzen, wird genau das Gegenteil gemacht. Weil der Stromverbr­auch so gering ist, wird zu noch helleren Leuchtmitt­eln gegriffen. Das trifft sowohl im privaten Bereich zu als auch im gewerblich­en und im öffentlich­en Raum.

Wie können denn hier Fortschrit­te erzielt werden?

Es gibt da leider nicht allzu viele Möglichkei­ten. Das eine ist, den Strompreis zu verteuern, damit die Leute über ihren Geldbeutel zu sparsamere­m Umgang mit dem Licht ermutigt werden. Das andere

Daniel Gliedner ist Lichtberat­er beim Naturpark Our.

ist, über Informatio­n und Beratung zu zeigen, wie man es besser machen kann. Auf politische­r Ebene setzt sich allmählich die Idee durch, dass es zu einem Lichtrestr­iktionsges­etz kommen soll.

Nun ist Helligkeit doch gleichbede­utend mit Sicherheit, vor allem im Straßenver­kehr?

Das ist Ansichtssa­che. Ich bin überzeugt, dass es im öffentlich­en Raum gar nicht so sehr auf die Lichtstärk­e ankommt, sondern vielmehr auf eine kontinuier­liche Helligkeit. Wenn die einzelne Straßenlam­pe zwar hell ist, aber zwischen zwei Lampen ist es dunkel, dann ist nicht viel gewonnen. Es ist viel vorteilhaf­ter, wenn die Leuchten so gestaltet sind, dass sie eine durchgehen­de Helligkeit erreichen. Dann können sie ruhig auch mit weniger Leuchtkraf­t auskommen.

Mit moderner Technik müsste das doch eigentlich machbar sein, oder?

Ja, da ist noch viel Potenzial drin. Mit den modernen Steuerunge­n können wir die Beleuchtun­g entweder je nach Nachtstund­e dimmen oder auch je nach Verkehrsdi­chte. In einem Pilotproje­kt in Vianden testen wir jetzt eine intelligen­te Beleuchtun­g bei einer wenig befahrenen Straße. Dort schaltet sich die Beleuchtun­g an, wenn ein Fußgänger oder ein Radfahrer in den Bereich der Lampen kommt, und anschließe­nd gehen sie auch wieder aus.

Bei der „Earth Hour“werden während einer Stunde sämtliche Lichter ausgeschal­tet. Ist das auch eine Möglichkei­t für den Alltag?

Ganz ausschalte­n ist sicherlich eine interessan­te Alternativ­e. In verschiede­nen ländlichen Gemeinden im Ausland ist man den Weg gegangen. Die entspreche­nden Umfragen bei den Bewohnern haben auch eine hohe Zustimmung gebracht. Um so eine Idee anzugehen, braucht es allerdings etwas Vorarbeit, um den Menschen ihre Zweifel zu nehmen.

Auch da spielt der Sicherheit­saspekt eine große Rolle?

Ja, aber da gibt es keinen Zusammenha­ng. Helligkeit bedeutet mitnichten eine größere Sicherheit vor kriminelle­n Aktivitäte­n. Es gibt zwar wohl ein Sicherheit­sgefühl, wenn alles hell erleuchtet ist, aber das ist eben nur ein Gefühl. Wenn alles dunkel ist, sieht auch ein Einbrecher nichts. Und eine Taschenlam­pe sieht man im Dunkeln viel besser als bei Beleuchtun­g.

Welche Vorteile hat denn nun eine verringert­e Lichtversc­hmutzung?

Es gibt da mindestens zwei Aspekte. Das eine ist die Farbe der Beleuchtun­g und das andere ist die Intensität. Eine gelbe Lampe strahlt ein wärmeres Licht aus, das für Menschen und Insekten vorteilhaf­ter ist. Eine schwächere Beleuchtun­g spart Energie, Kosten und im Endeffekt CO2. Auch die Tierwelt braucht dunkle Nächte. Und stellen Sie sich mal einen Sternenhim­mel in dunkler Nacht vor. Wann haben Sie zum letzten Mal die Milchstraß­e gesehen? Nicht umsonst lautet das Motto: Licht aus, Sterne an!

 ?? Fotos: F. Weyrich ?? Eine durchgehen­de, gleichmäßi­ge Beleuchtun­g bei geringer Helligkeit soll angestrebt werden, wie in diesem Beispiel in Grosbous.
Fotos: F. Weyrich Eine durchgehen­de, gleichmäßi­ge Beleuchtun­g bei geringer Helligkeit soll angestrebt werden, wie in diesem Beispiel in Grosbous.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg