Licht aus, Sterne an
Luxemburgs erster Lichtberater erklärt, warum zu viel Helligkeit problematisch ist
Es ist ein Phänomen, das sich in den vergangenen Jahrzehnten eingebürgert hat, sich jedoch negativ auf Mensch und Natur auswirkt und daher Beachtung verdient: die Lichtverschmutzung. Was eine zu üppige oder falsche Beleuchtung alles verursachen kann, weiß Daniel Gliedner. Er ist Luxemburgs erster Lichtberater, dies beim Naturpark Our, und kennt sich mit dem Thema bestens aus. In seiner Funktion steht er den angeschlossenen Gemeinden mit Rat und Tat zur Seite.
Daniel Gliedner, eines Ihrer Hauptthemen ist die Lichtverschmutzung. Gibt es da Handlungsbedarf?
Vor allem im ländlichen Raum bietet es sich an, mit der Beleuchtung sparsam umzugehen. Auch wenn es durch die neue LEDTechnologie möglich ist, eine deutliche Energieeinsparung zu erzielen, so wird dieser Vorteil häufig in das Gegenteil umgesetzt. Anstatt bei gleicher und besserer Helligkeit den Gewinn an Energieverbrauch zu nutzen, wird genau das Gegenteil gemacht. Weil der Stromverbrauch so gering ist, wird zu noch helleren Leuchtmitteln gegriffen. Das trifft sowohl im privaten Bereich zu als auch im gewerblichen und im öffentlichen Raum.
Wie können denn hier Fortschritte erzielt werden?
Es gibt da leider nicht allzu viele Möglichkeiten. Das eine ist, den Strompreis zu verteuern, damit die Leute über ihren Geldbeutel zu sparsamerem Umgang mit dem Licht ermutigt werden. Das andere
Daniel Gliedner ist Lichtberater beim Naturpark Our.
ist, über Information und Beratung zu zeigen, wie man es besser machen kann. Auf politischer Ebene setzt sich allmählich die Idee durch, dass es zu einem Lichtrestriktionsgesetz kommen soll.
Nun ist Helligkeit doch gleichbedeutend mit Sicherheit, vor allem im Straßenverkehr?
Das ist Ansichtssache. Ich bin überzeugt, dass es im öffentlichen Raum gar nicht so sehr auf die Lichtstärke ankommt, sondern vielmehr auf eine kontinuierliche Helligkeit. Wenn die einzelne Straßenlampe zwar hell ist, aber zwischen zwei Lampen ist es dunkel, dann ist nicht viel gewonnen. Es ist viel vorteilhafter, wenn die Leuchten so gestaltet sind, dass sie eine durchgehende Helligkeit erreichen. Dann können sie ruhig auch mit weniger Leuchtkraft auskommen.
Mit moderner Technik müsste das doch eigentlich machbar sein, oder?
Ja, da ist noch viel Potenzial drin. Mit den modernen Steuerungen können wir die Beleuchtung entweder je nach Nachtstunde dimmen oder auch je nach Verkehrsdichte. In einem Pilotprojekt in Vianden testen wir jetzt eine intelligente Beleuchtung bei einer wenig befahrenen Straße. Dort schaltet sich die Beleuchtung an, wenn ein Fußgänger oder ein Radfahrer in den Bereich der Lampen kommt, und anschließend gehen sie auch wieder aus.
Bei der „Earth Hour“werden während einer Stunde sämtliche Lichter ausgeschaltet. Ist das auch eine Möglichkeit für den Alltag?
Ganz ausschalten ist sicherlich eine interessante Alternative. In verschiedenen ländlichen Gemeinden im Ausland ist man den Weg gegangen. Die entsprechenden Umfragen bei den Bewohnern haben auch eine hohe Zustimmung gebracht. Um so eine Idee anzugehen, braucht es allerdings etwas Vorarbeit, um den Menschen ihre Zweifel zu nehmen.
Auch da spielt der Sicherheitsaspekt eine große Rolle?
Ja, aber da gibt es keinen Zusammenhang. Helligkeit bedeutet mitnichten eine größere Sicherheit vor kriminellen Aktivitäten. Es gibt zwar wohl ein Sicherheitsgefühl, wenn alles hell erleuchtet ist, aber das ist eben nur ein Gefühl. Wenn alles dunkel ist, sieht auch ein Einbrecher nichts. Und eine Taschenlampe sieht man im Dunkeln viel besser als bei Beleuchtung.
Welche Vorteile hat denn nun eine verringerte Lichtverschmutzung?
Es gibt da mindestens zwei Aspekte. Das eine ist die Farbe der Beleuchtung und das andere ist die Intensität. Eine gelbe Lampe strahlt ein wärmeres Licht aus, das für Menschen und Insekten vorteilhafter ist. Eine schwächere Beleuchtung spart Energie, Kosten und im Endeffekt CO2. Auch die Tierwelt braucht dunkle Nächte. Und stellen Sie sich mal einen Sternenhimmel in dunkler Nacht vor. Wann haben Sie zum letzten Mal die Milchstraße gesehen? Nicht umsonst lautet das Motto: Licht aus, Sterne an!