Luxemburger Wort

Spiele verlieren, aber nicht den Mut

Die Basketball­frauen von Sparta Bartringen haben keine Profis, der Fokus liegt auf der nächsten Saison

- Von Andrea Wimmer

Es gibt sie natürlich, diese Momente, die ziemlich hart sind. Kurz nach dem Ende eines Spiels, wenn die Anzeigetaf­el in der Halle mal wieder eine besonders deutliche Niederlage ausweist. „Wir sind vielleicht eine Minute frustriert, wenn wir hoch verloren haben“, meint Hannah Pauly.

Aber dann setzen sich die Basketball­spielerinn­en von Sparta Bartringen zusammen, sie machen sich gegenseiti­g Mut und arbeiten einfach weiter. „Wir haben das vorher gewusst. Es ist sehr wichtig, dass wir als Mannschaft zusammenha­lten“, so die Kapitänin.

Sparta spielt seit dem Restart der Total League im Februar als einziges Frauenteam ohne Profis. Damit ist klar, dass die Bartringer­innen keine Chance auf Siege haben. Und trotzdem schaffen sie es, das Positive in der Situation zu sehen. „Ich habe viel gelernt. Auch das Selbstvert­rauen ist gewachsen, weil wir Verantwort­ung übernehmen müssen“, sagt Sarah Hittelet.

Pauly und Hittelet gehören wie Sophie Sunnen und Emily Leid zu den wenigen erfahrenen Spielerinn­en im Team. Die anderen sind überwiegen­d im Cadettes-Alter. Ziel des Vereins ist es, ihnen Einsatzzei­t zu geben und damit auf die nächste Saison vorzuberei­ten. Weil es coronabedi­ngt keinen Abstieg gibt, will man die Zeit nutzen, um junge Eigengewäc­hse aufzubauen.

„Wir haben das Richtige getan. Wir können nicht absteigen und es hat keinen Sinn, jetzt in unserer Situation Geld auszugeben, um vielleicht ein oder zwei Spiele zu gewinnen. Wir wären ja sowieso nicht unter die besten Sechs gekommen“, erklärt Trainer Tom Kries. Dass es hohe Niederlage­n geben würde, habe er erwartet. „Aber wir haben uns das ja gut überlegt. Die Spielerinn­en standen hinter der Entscheidu­ng.“

Deutliche Niederlage­n

Tatsächlic­h hat Sparta auch zuvor, als die US-Profis Jamee Swan und Hailey Leidel noch in der Mannschaft waren, keine Partie gewonnen. Leidel hatte zwischenze­itlich verletzt gefehlt, mit ihr wäre wohl mehr möglich gewesen. Als die Liga nach der Corona-Pause im Februar wieder begann, war die Mannschaft bereits Tabellenle­tzter gewesen. Seither fallen die Niederlage­n naturgemäß noch höher aus. Die kleinste Differenz war 32 im Spiel gegen das mit einer Profispiel­erin antretende Contern, die größten gab es beim 23:91 gegen die Musel Pikes sowie beim 29:93 gegen Résidence Walferding­en. Etzella Ettelbrück und Gréngewald punkteten jeweils dreistelli­g gegen den Außenseite­r.

Mit welcher Einstellun­g geht man in die Spiele, wenn klar ist, dass man verliert? Die Bartringer­innen setzen sich Ziele, die auch realistisc­h sind. Zuletzt beim 46:94 gegen Basket Esch hatten sie sich vorgenomme­n, die Punktausbe­ute des Gegners unter 100 zu halten. Manchmal ist es eine bestimmte Anzahl von Turnovers, die sie

Hannah Pauly ist die Kapitänin Bartringen­s.

schaffen wollen, oder eine bestimmte Punktediff­erenz, die sie nicht überschrei­ten wollen. Manchmal ist es auch eine gute Halbzeit, die die Spielerinn­en zuversicht­lich stimmt. So wie in der Partie gegen Gréngewald, als man zunächst mit dem Favoriten mithalten konnte. „Um motiviert zu

bleiben, braucht man Ziele, die man erreichen kann“, sagt Leid. Die Französin ist die einzige NonJICL im Team, aber keine Profispiel­erin.

„Klar, es ist viel Arbeit. Die Spiele sind körperlich schwierig. Vorher haben die US-Amerikaner­innen gegen die gegnerisch­en Profis gespielt, jetzt machen wir das. Aber es ist gut für die jungen Spielerinn­en, weil sie viel lernen können. Auch den weniger jungen bringt es etwas, wenn man selbst Verantwort­ung übernehmen muss“, so Leid, die selbst erst 21 Jahre alt ist.

Pauly sieht es ähnlich: „Mit zwei Profis hatten wir schon Spiele, in denen die Luxemburge­rinnen insgesamt vielleicht vier Punkte geholt haben. Jetzt ist das unsere Aufgabe. Ich merke auch, dass ich weniger aufgeregt bin als früher. Mental bin ich stärker geworden.“Sie spielt ihre dritte Saison in Bartringen, vorher war sie in Düdelingen gewesen. „Da war ich viel auf der Bank. Jetzt spiele ich immer“, so die 23-Jährige.

Teamkolleg­in Sunnen war vor der Saison aus Esch zurück zu Sparta gekommen. Sie freut sich, dass sich ihre Spielzeit ungefähr verdoppelt hat. „Wir bleiben positiv“, betont sie. Die Mannschaft sei von den Vereinsver­antwortlic­hen in die Entscheidu­ng, auf Profis zu verzichten, einbezogen worden. „Wir waren alle damit einverstan­den. In Corona-Zeiten ist es auch nicht angebracht, Geld aus dem Fenster zu werfen“, meint Sunnen. „Mein Ziel ist es nicht, Meister zu werden, sondern den jungen Spielerinn­en dabei zu helfen, besser zu werden. So kann in drei, vier Jahren eine Mannschaft auf dem Feld stehen, die oben mitspielen kann.“

Im Moment klappt dieses Vorhaben nur eingeschrä­nkt, weil von den Cadettes der Jahrgänge 2003 und 2004 mehrere verletzt fehlen. So war der Kader gegen Esch mit acht Spielerinn­en recht klein. Trotzdem war zu erkennen, wie ehrgeizig die Sparta-Frauen auch in der aktuellen Situation noch sind. Sie kämpften um jeden Ball, bejubelten jeden Punkt und junge Akteurinne­n wie die erst 16-jährige Zineb Rani spielten auch gegen Eschs Olympiatei­lnehmerinn­en Tatsiana Likhtarovi­ch und Michaela Stejskalov­a mutig auf.

Mit zwei Profis hatten wir schon Spiele, in denen die Luxemburge­rinnen insgesamt vielleicht vier Punkte geholt haben. Jetzt ist das unsere Aufgabe. Hannah Pauly

„Wir müssen zeigen, dass wir da sind, damit man uns ernst nimmt. Wir müssen unser Bestes geben, auch für die nächste Saison“, sagt Hittelet. Für die Spielzeit 2021/2022 soll es wieder Verstärkun­gen geben. Zwei Profis, aber auch Neuzugänge innerhalb Luxemburgs, so Trainer Kries. Ziel soll dann ein Platz unter den besten Sechs sein. Die Spielerinn­en freuen sich darauf.

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Fotos: Stéphane Guillaume Sophie Sunnen (l.) verliert mit Sparta gegen ihren Ex-Club Basket Esch um Billie Schulté.
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