Spiele verlieren, aber nicht den Mut
Die Basketballfrauen von Sparta Bartringen haben keine Profis, der Fokus liegt auf der nächsten Saison
Es gibt sie natürlich, diese Momente, die ziemlich hart sind. Kurz nach dem Ende eines Spiels, wenn die Anzeigetafel in der Halle mal wieder eine besonders deutliche Niederlage ausweist. „Wir sind vielleicht eine Minute frustriert, wenn wir hoch verloren haben“, meint Hannah Pauly.
Aber dann setzen sich die Basketballspielerinnen von Sparta Bartringen zusammen, sie machen sich gegenseitig Mut und arbeiten einfach weiter. „Wir haben das vorher gewusst. Es ist sehr wichtig, dass wir als Mannschaft zusammenhalten“, so die Kapitänin.
Sparta spielt seit dem Restart der Total League im Februar als einziges Frauenteam ohne Profis. Damit ist klar, dass die Bartringerinnen keine Chance auf Siege haben. Und trotzdem schaffen sie es, das Positive in der Situation zu sehen. „Ich habe viel gelernt. Auch das Selbstvertrauen ist gewachsen, weil wir Verantwortung übernehmen müssen“, sagt Sarah Hittelet.
Pauly und Hittelet gehören wie Sophie Sunnen und Emily Leid zu den wenigen erfahrenen Spielerinnen im Team. Die anderen sind überwiegend im Cadettes-Alter. Ziel des Vereins ist es, ihnen Einsatzzeit zu geben und damit auf die nächste Saison vorzubereiten. Weil es coronabedingt keinen Abstieg gibt, will man die Zeit nutzen, um junge Eigengewächse aufzubauen.
„Wir haben das Richtige getan. Wir können nicht absteigen und es hat keinen Sinn, jetzt in unserer Situation Geld auszugeben, um vielleicht ein oder zwei Spiele zu gewinnen. Wir wären ja sowieso nicht unter die besten Sechs gekommen“, erklärt Trainer Tom Kries. Dass es hohe Niederlagen geben würde, habe er erwartet. „Aber wir haben uns das ja gut überlegt. Die Spielerinnen standen hinter der Entscheidung.“
Deutliche Niederlagen
Tatsächlich hat Sparta auch zuvor, als die US-Profis Jamee Swan und Hailey Leidel noch in der Mannschaft waren, keine Partie gewonnen. Leidel hatte zwischenzeitlich verletzt gefehlt, mit ihr wäre wohl mehr möglich gewesen. Als die Liga nach der Corona-Pause im Februar wieder begann, war die Mannschaft bereits Tabellenletzter gewesen. Seither fallen die Niederlagen naturgemäß noch höher aus. Die kleinste Differenz war 32 im Spiel gegen das mit einer Profispielerin antretende Contern, die größten gab es beim 23:91 gegen die Musel Pikes sowie beim 29:93 gegen Résidence Walferdingen. Etzella Ettelbrück und Gréngewald punkteten jeweils dreistellig gegen den Außenseiter.
Mit welcher Einstellung geht man in die Spiele, wenn klar ist, dass man verliert? Die Bartringerinnen setzen sich Ziele, die auch realistisch sind. Zuletzt beim 46:94 gegen Basket Esch hatten sie sich vorgenommen, die Punktausbeute des Gegners unter 100 zu halten. Manchmal ist es eine bestimmte Anzahl von Turnovers, die sie
Hannah Pauly ist die Kapitänin Bartringens.
schaffen wollen, oder eine bestimmte Punktedifferenz, die sie nicht überschreiten wollen. Manchmal ist es auch eine gute Halbzeit, die die Spielerinnen zuversichtlich stimmt. So wie in der Partie gegen Gréngewald, als man zunächst mit dem Favoriten mithalten konnte. „Um motiviert zu
bleiben, braucht man Ziele, die man erreichen kann“, sagt Leid. Die Französin ist die einzige NonJICL im Team, aber keine Profispielerin.
„Klar, es ist viel Arbeit. Die Spiele sind körperlich schwierig. Vorher haben die US-Amerikanerinnen gegen die gegnerischen Profis gespielt, jetzt machen wir das. Aber es ist gut für die jungen Spielerinnen, weil sie viel lernen können. Auch den weniger jungen bringt es etwas, wenn man selbst Verantwortung übernehmen muss“, so Leid, die selbst erst 21 Jahre alt ist.
Pauly sieht es ähnlich: „Mit zwei Profis hatten wir schon Spiele, in denen die Luxemburgerinnen insgesamt vielleicht vier Punkte geholt haben. Jetzt ist das unsere Aufgabe. Ich merke auch, dass ich weniger aufgeregt bin als früher. Mental bin ich stärker geworden.“Sie spielt ihre dritte Saison in Bartringen, vorher war sie in Düdelingen gewesen. „Da war ich viel auf der Bank. Jetzt spiele ich immer“, so die 23-Jährige.
Teamkollegin Sunnen war vor der Saison aus Esch zurück zu Sparta gekommen. Sie freut sich, dass sich ihre Spielzeit ungefähr verdoppelt hat. „Wir bleiben positiv“, betont sie. Die Mannschaft sei von den Vereinsverantwortlichen in die Entscheidung, auf Profis zu verzichten, einbezogen worden. „Wir waren alle damit einverstanden. In Corona-Zeiten ist es auch nicht angebracht, Geld aus dem Fenster zu werfen“, meint Sunnen. „Mein Ziel ist es nicht, Meister zu werden, sondern den jungen Spielerinnen dabei zu helfen, besser zu werden. So kann in drei, vier Jahren eine Mannschaft auf dem Feld stehen, die oben mitspielen kann.“
Im Moment klappt dieses Vorhaben nur eingeschränkt, weil von den Cadettes der Jahrgänge 2003 und 2004 mehrere verletzt fehlen. So war der Kader gegen Esch mit acht Spielerinnen recht klein. Trotzdem war zu erkennen, wie ehrgeizig die Sparta-Frauen auch in der aktuellen Situation noch sind. Sie kämpften um jeden Ball, bejubelten jeden Punkt und junge Akteurinnen wie die erst 16-jährige Zineb Rani spielten auch gegen Eschs Olympiateilnehmerinnen Tatsiana Likhtarovich und Michaela Stejskalova mutig auf.
Mit zwei Profis hatten wir schon Spiele, in denen die Luxemburgerinnen insgesamt vielleicht vier Punkte geholt haben. Jetzt ist das unsere Aufgabe. Hannah Pauly
„Wir müssen zeigen, dass wir da sind, damit man uns ernst nimmt. Wir müssen unser Bestes geben, auch für die nächste Saison“, sagt Hittelet. Für die Spielzeit 2021/2022 soll es wieder Verstärkungen geben. Zwei Profis, aber auch Neuzugänge innerhalb Luxemburgs, so Trainer Kries. Ziel soll dann ein Platz unter den besten Sechs sein. Die Spielerinnen freuen sich darauf.